Scheidung

Die Bindung an den Partner wird im Idealfall mit der Liebe erreicht – funktioniert diese nicht mehr, wird es auch mit der Angst versucht. In einer nicht funktionierenden Partnerschaft wird der eine Partner häufig vom anderen mit der Drohung einer Scheidung oder Trennung erpresst. Was schließlich zu einer Scheidung führt, ist ganz unterschiedlich. Häufig fühlt man sich in der Ehe über langer Zeit unbefriedigt. In manchen Fällen endet die Beziehung relativ schnell. Die Partner sind nicht mehr bereit auf Kompromisse einzugehen, wollen keine gemeinsame Lösungen mehr finden, sind frustriert und sind mit ihrer Ehe zunehmend unzufrieden. Konflikte sind an der Tagesordnung. Andere stellen zu hohe Erwartungen an den Partner, denen er nicht gerecht werden kann.

Andere Paare entfremden sich langsam voneinander, sie haben einander nichts mehr zu sagen. Sie gehen einander aus dem Weg, pflegen nur den eigenen Freundeskreis. Viele Ehen werden nur noch wegen der gemeinsamen Kinder oder aus Bequemlichkeit z.B. wegen des gemeinsamen Hauses aufrechterhalten. Wenn die Ehe dann doch plötzlich beendet wird, ist einer dritten Person in der Ehe häufig die Ursache. Die Entdeckung der außerehelichen Beziehung des Partners führt schnell zur Trennung. Es können aber auch größere Veränderungen des bisherigen „geregeltes“ Familienleben zur Scheidung führen, wie z.B. die Geburt des ersten Kindes, das Beenden des Arbeitsverhältnisses einer der Partner oder die Aufnahme eines pflegebedürftigen Elternteils des Partners oder das Ausziehen des jüngsten Kindes. Manchmal wird die Trennung immer wieder verschoben, weil sie sich Sorgen um ihr zukünftiges Singleleben machen, sie sind verunsichert über ihre berufliche und finanzielle Zukunft. Andere handeln voreilig aus Hass oder Wut und durchdenken nicht wirklich die Konsequenzen einer Scheidung.

Kommt es schließlich zur Trennung oder zur Scheidung, ist sie für die Betroffenen eine große seelische und körperliche Belastung. Geschiedene sind in schlechterer gesundheitlicher Verfassung als Verheiratete aber auch als die Singles oder Verwitweten. Eine Scheidung muss verarbeitet werden. Zuerst wollen es die meisten Betroffenen nicht wahrhaben. Sie hoffen, dass die Trennung noch rückgängig gemacht werden kann. Sie werden von verschiedenen Gefühlen, wie Hass, Angst, Depression erfasst. Sie zweifeln an sich selbst und ignorieren sich zunehmend. Sie haben körperliche Beschwerden, wie Schlafprobleme, sie essen zu viel oder zu wenig, und bekommen häufig Magenschmerzen. Sie sind anfälliger für Krankheiten und haben oft Selbstmordgedanken.

Es ist hilfsreich bei der Verarbeitung dem ehemaligen Partner einige Zeit nicht zu treffen, und auch nicht anrufen, Dinge die an ihn erinnern sollten in einer großen Kiste im Keller verschwinden. Man sollte der Versuchung widerstehen, den Schmerz mit Alkohol, verschiedenen Tabletten oder Essen zu lindern. Jeder erlebt und verarbeitet die Scheidung anders. Die meisten schaffen es erst nach etwa einem Jahr sich neu zu orientieren und brauchen weitere ein bis zwei Jahre, bis sie verstanden haben, woran ihre Beziehung scheiterte.

Manche heiraten auch gleich wieder und gründen eine Familie mit einem neuen Partner. Für diejenigen, denen die Scheidung eine Erlösung von ständigen Ehekonflikten darstellt oder die sich in ihrer Ehe sehr unwohl fühlten, kann die Trennung zu einer körperlichen und seelischen Verbesserung führen. Die Scheidung bedeutet jedoch für die Partner eine enorme Änderung in ihrer psychischen, sozialen und finanziellen Lebenssituation. Viele zweifeln daran, ob das der richtige Schritt in ihrem Leben war, auch diejenige, welche die Scheidung einreichten. Häufig plagen sie sich mit Schuldgefühlen, vor allem, wenn bereits Kinder aus der Ehe hervorgegangen sind. Die Scheidung ändert zwar die bisherige Familienstruktur, die Kinder jedoch brauchen ihre getrennt lebenden Eltern auch nach der Scheidung.

Frauen, die sich während der Ehejahre um die Familie kümmerten, werden zum Familienernähern. Da sie wenig Berufserfahrung haben, haben sie oft Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt. Außerdem müssen sie sich gleichzeitig um Kinder, und Haushalt kümmern. Jüngere Frauen mit Kleinkindern können wegen der mangelhaften Kinderbetreuung oft keinen Job annehmen. Jüngere Geschiedene ohne Kinder fallen häufig wieder in ihr Singleleben zurück und fingen erst nach mehreren unbefriedigenden kurzen Beziehungen einen langfristigen Partner suchen.

Viele lassen sich viel zu schnell scheiden. Ein Durchhalten in Krisenzeiten bringt viel mehr als die kurzfristige Lösung Scheidung. Insgesamt sollte dieser destruktive Schritt sorgsam bedacht werden. Er ist zwar gesellschaftlich anerkannt, bedeutet jedoch zumeist einen Abstieg.