Wohnung gestalten

Die richtige Gestaltung der Wohnung kann dazu beitragen, dass demente Menschen länger ein selbstbestimmtes Leben führen können.

Dazu einige Tipps:

  • Veränderungen in der Wohnung sollten behutsam vorgenommen werden, denn jede Erneuerung kann Verwirrung für den Erkrankten bedeuten. Eine vertraute Umgebung trägt viel zum Wohlbefinden des Betroffenen bei.
  • Die Umgestaltungsmaßnahmen sollten der jeweiligen Erkrankungsphase angepasst sein. Am Anfang sind dies Orientierungshilfen, später vielleicht sanfte Weglaufbarrieren und im Endstadium der Erkrankung Hilfen, welche die umfassende körperliche Pflege erleichtern.
  • Vorsicht ist bei moderner Technik geboten, denn die Fähigkeit neue Dinge zu erlernen, geht bei dieser Krankheit verloren. Die meisten an Demenz erkrankten Menschen kommen mit neuer Technik nicht zurecht. Statt eine Erleichterung zu bieten, nimmt sie den Erkrankten die Selbstständigkeit.
    Technische Hilfen sind dort gefragt, wo sie Handlungsabläufe nicht beeinflussen und im Hintergrund Erleichterung schaffen.
  • Praktische Unterstützung und Ideen bei der Wohnungsanpassung bieten beispielsweise sogenannte Wohnberatungsstellen.
  • Kosten für die Anpassungsmaßnahmen werden bei bestimmten Voraussetzungen von den Pflegekassen und den Sozialämtern übernommen.

Tipps zur räumlichen Orientierung:

Ein wichtiges Ziel bei der Umgestaltung der Wohnung ist es, die Orientierung zu erleichtern. Das ständige Umherwandern bei den Erkrankten muss nicht unbedingt auf eine innere Unruhe zurückgeführt werden, sondern kann auch die Suche nach einem Ziel sein.

Dabei können folgende Maßnahmen helfen:

  • Überflüssige Türen aushängen oder die Türen eindeutig kennzeichnen, damit Räume eindeutig identifizierbar sind;
  • Massive Türen durch Türen aus bruchfestem Glas ersetzen;
  • Türen mit Symbolen oder Fotos kennzeichnen, wenn eine Beschriftung nicht mehr gelesen werden kann;
  • Zur Orientierung auf Farben zurückgreifen;
  • Gegenstände mit hohem Wiedererkennungswert zur Kennzeichnung verwenden;
  • Räume sparsam, dafür aber charakteristisch möblieren;
  • Nicht eindeutige Botschaften, wie beispielsweise Bettwäsche im Wohnzimmer, vermeiden;
  • Oft benutzte Bereiche gut beleuchten, auch nachts, beispielsweise um den Weg zur Toilette zu kennzeichnen;
  • Abrupte Wechsel von sehr hellen in sehr dunkle Räume vermeiden: Hilfreich dabei sind Beleuchtungen mit Bewegungsmelder, die schon zu leuchten anfangen, bevor jemand einen anderen Raum betritt.

Vermeidung von optischen Täuschungen:

Für Menschen mit Wahrnehmungsstörungen können bestimmte Einrichtungsgegenstände Probleme darstellen:

  • Vermeiden Sie große verschlungene Formen, wie sie beispielsweise auf Tapeten oder Gardinen zu finden sind. Sie können Wahnvorstellungen begünstigen. Es hilft bereits, wenn die gemusterten Vorhänge oder Tapeten gegen einfarbige ausgetauscht werden.
  • Auch Spiegel können unerwünschte Effekte erzielen. Manche Menschen erschrecken, wenn sie plötzlich einen fremden Menschen im Spiegel erblicken. In weiter fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung können sich die Erkrankten selbst nicht mehr im Spiegel erkennen und denken daher, ihr Spiegelbild stellt einen Fremden dar. Hängen Sie den Spiegel ab oder decken Sie ihn ab.
  • Streichen Sie – nach Möglichkeit – Fußböden, Türen, Wände und Möbel mit matten Anstrichen. Spiegelungen werden so vermieden. Glänzende Anstriche können vor den Augen flimmern, genauso wie kleine Karos. Sie führen zu Unsicherheiten und provozieren Unfälle.
  • Vermeiden Sie dunkle Flächen oder Teppiche am Boden. Diese dunklen Stellen können Löcher vortäuschen und wirken bedrohlich.

Selbstständige Lebensführung erleichtern

Finden sich Demente in ihrem Haus zurecht und erkennen Alltagsgegenstände, so können sie recht lange selbstständig sein. Allerdings müssen die Gegenstände und technischen Geräte einfach zu nutzen sein und Altbewährtes sollte nach Möglichkeit nicht durch Neues ersetzt werden.

Hierzu einige Tipps:

  • Suchen vermeiden: Montieren Sie dazu offene Regale oder hängen Sie die Schranktüren ab, damit ein freier Blick auf die sich darin befindlichen Gegenstände herrscht. Die Lebensmittel sollten am besten in bruchsicheren Behältnissen mit einer eindeutigen Symbolik aufbewahrt werden.
  • Telefon möglichst lange benutzen: Die heutigen Telefone passen jedoch nicht in die alten Bedienmuster. Viele heute demente Patienten hatten noch Telefone mit einer Drehscheibe und einem Hörer zum Auflegen. Die Tastenbedienung und der übliche „Ausknopfdruck“ nach Beendigung des Gesprächs stellen sie manchmal vor eine unüberwindbare Hürde.
  • Schalter statt elektronischer Displays: Wichtige Knöpfe dabei mit „Ein“ / „Aus“ an den Geräten farbig markieren;
  • Herd mit Gusseisen statt eines Glaskeramikfeldes mit digitalen Sensoren;
  • Wasserhähne mit Zweigriffarmaturen-Mischbatterie (heiß/kalt) statt Thermostatarmaturen.
  • Zahnbürste statt Munddusche;
  • Radio statt Stereoanlage;
  • Seife statt Duschgel.

Schutz vor Feuer

Mitbewohner eines Hauses und Angehörige eines Demenzkranken sorgen sich oft vor einem unentdeckten Feuer, welches in der Wohnung des Kranken ausbrechen könnte.

Hierzu einige Tipps:

  • Bränden vorbeugen: Dies geschieht durch Sicherheitsschalter an elektrischen Geräten und schwerentflammbaren Stoffen und schwerentflammbarer Kleidung; Kerzen, Feuerzeuge und Streichhölzer außerhalb der Reichweite der Kranken lagern.
  • Den Herd sichern: Elektroherde können so gesichert werden, dass sie bei Überhitzung abschalten, was beispielsweise der Fall ist, wenn der Herd angemacht, dann aber nicht weiter darauf gekocht wird. Gasherde sind eine noch brenzligere Gefahrenquelle. Man tauscht ihn am besten durch einen Elektroherd aus. Dies setzt jedoch voraus, dass der Erkrankte den Gebrauch des neuen Herdes noch lernen kann, oder man klemmt den Gasherd ab und lässt sich die warmen Mahlzeiten liefern.
  • Rauchmelder an strategisch wichtigen Orten (Flur, Ausgangstür, Küche, Schlafzimmer) anbringen und regelmäßig die Funktionstüchtigkeit überprüfen: Manche Haunotrufsysteme sind auch mit Rauch-, Wasser- oder Gasmeldern kombinierbar und lösen an einer Notrufzentrale Alarm aus, wodurch schnelle Hilfe gewährleistet wird.
  • Neben den obligatorischen Rauchmeldern sollte in jedem Haushalt auch ein funktionstüchtiger, gut erreichbarer und ausreichend dimensionierter Feuerlöscher vorhanden sein.

Wasserschäden vermeiden

Große Schäden können Überschwemmungen anrichten, beispielsweise weil das Badewasser übergelaufen ist. Um Wasserschäden zu vermeiden, gibt es auf dem Markt verschiedene Systeme. So ist es möglich, den Wasserfluss nach einer bestimmten Menge automatisch zu stoppen. Angeboten werden auch Armaturen, die nur Wasser spenden, solange ein bestimmter Stab gedrückt wird oder die über einen Infrarotsender verfügen. Hier fließt das Wasser nur so lange, wie sich die Hände unter dem Wasserhahn befinden. Bei den letzten beiden Sicherheitsmaßnahmen muss gewährleistet sein, dass der an Demenz Erkrankte sich auch mit diesen Systemen zurechtkommt. Auch gesunde Menschen sind häufig schon reichlich irritiert, wenn sie mit einer solchen Vorrichtung konfrontiert sind. Eine Alternative sind Überlaufvorrichtungen, die sich direkt an der Wanne oder dem Waschbecken befinden. Diese sollten ein adäquates Fassungsvermögen aufweisen und auch nicht zufällig von herumliegenden oder –hängenden Waschlappen oder Handtüchern blockiert werden.

Hilfen bei zunehmendem Hilfsbedarf

In späteren Erkrankungsstadien ist der Erkrankte auf einen Rollstuhl angewiesen oder ist bettlägerig. Um die Pflege in solchen Fällen zu erleichtern, gibt es viele Tipps und Hilfsmittel, die im großen Kapitel „Wohnungsanpassung“ erläutert werden.

Zu denken ist hier an verbreitete Türen, um mit dem Rollstuhl von einem Raum in den nächsten zu gelangen, oder an ein Bad mit bodengleicher Dusche. Sie gewährleistet einen sicheren und einfachen Einstieg in die Dusche und schafft zusätzlichen Bewegungsfreiraum. Allerdings sollte man bei dementen Patienten bedenken, dass nicht alle eine solche Duschgelegenheit annehmen. Wer sein Leben lang nur gebadet hat, wird sich bei einer demenziellen Erkrankung nicht umstellen. Hier kann bsp. ein Badewannenlift Abhilfe schaffen. Allerdings fürchten sich manche Erkrankten vor diesem Gerät.

Weglaufen

Sicherheitsmaßnahmen, die den Erkrankten vor einem unkontrollierten Verlassen seines Wohnbereichs schützen oder beim Wiederauffinden helfen, sind immer ein besonders heikler Punkt bei der Betreuung eines Demenz erkrankten Menschen. Solche Vorrichtungen dienen dazu, den Erkrankten zu schützen. Allerdings bedeutet die Einschränkung des Bewegungsspielraums auch einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte des Betroffenen.

Die einfachste Maßnahme jemanden am Weglaufen zu hindern, ist die Fester und Türen abzuschließen. Jedoch kann diese einschränkende Maßnahme leicht Angstzustände, Aggressionen oder Depressionen auslösen. Geschickter ist es, die kritischen Bereiche so zu gestalten, dass sie nicht wahrgenommen werden. Hierfür eignen sich sogenannte sanfte Weglaufbarrieren.

Beispiele dafür sind:

  • Eingangsbereiche dunkel gestalten
  • Türen hinter Vorhängen verbergen
  • Türen in der Wandfarbe streichen, damit sie nicht auffallen
  • Auf dem Boden vor den Türen farbige Querstreifen anbringen, die als eine Art Barriere wirken.
  • Balkontüren im unteren Bereich mit Folie bekleben, damit sie wie Fenster aussehen.

Neben dem Absperren der Fenster und Türen gibt es noch andere Alternativen, um ein Weglaufen zu verhindern:

  • Die Umgebung von Haustüren kann geschickt so gestaltet werden, dass die Erkrankten sie nicht wahrnehmen und sich daher nicht in diese Richtung bewegen.
  • Ein Klangspiel über der Tür oder ein Bewegungsmelder, der in anderen Räumen ein Lichtsignal auslöst, zeigt an, wenn jemand die Haustüre passiert. Daneben gibt es Alarmsysteme, die außerhalb der Wohnung oder des Hauses ein Signal aussenden. Auch hier ist die Kombination mit einem Hausrufsystem möglich.
  • Manche Angehörige nutzen auch ein Babyfon, um festzustellen, ob der Erkrankte sich in seinem Wohnbereich aufhält.
  • In professionellen Pflegeeinrichtungen gibt es diverse technische Möglichkeiten, um bestimmte Türen zu sichern oder das Verlassen eines Raumes zu erkennen. Zu denken ist hier an Bewegungsmelder, Drucksensoren in der Fußmatte, Magnetkontakte an der Tür, Chips in der Kleidung und ähnliches. Meist sind diese Systeme für den Privatgebrauch jedoch zu teuer.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011