AIDS (engl. acquired immune deficiency syndrome)
AIDS ist eine erworbene Abwehrschwäche, die durch das HIV-Virus (human immunodeficiency virus) ausgelöst wird. Als AIDS bezeichnet man das letzte und schwerste Stadium der HIV-Infektion. Das Virus greift bestimmte weiße Blutkörperchen (CD4-Lymphozyten oder Helferzellen), die für das Immunsystem eine große Rolle spielen, an.
Nach der Infektion mit dem HIV kann das Immunsystem zusammenbrechen und die Betroffenen können normalerweise harmlose, weit verbreitete Viren, Bakterien, Hefen und Parasiten nicht mehr abwehren; opportunistische Infektionen sind die Folge.
Charakteristisch für die Erkrankung im Endstadium sind auch seltene spezifische Malignome (bösartige Tumoren) wie das Kaposi-Sarkom. Nicht das Virus selbst, sondern die Infektionen und die Krebserkrankungen führen schließlich zum Tod des Patienten.
Der Verlauf der Erkrankung weist große individuelle Unterschiede auf. Die Entwicklung des AIDS-Vollbildes geschieht innerhalb weniger Monate oder der Ausbruch der Krankheit zögert sich bis zu 10 Jahre hinaus.
Erste Erkrankungsfälle wurden erstmals 1981 in den USA beschrieben. Im Jahr 2005 schätzt man die Zahl der infizierten Personen auf 40,3 Millionen Menschen weltweit. Die Zahl der Erkrankungsfälle in Westeuropa wird mit 720.000 Personen angenommen.
Wie kann man sich mit HIV infizieren, welche Übertragungsarten sind nicht möglich?
Die Hauptinfektionsquellen für das HIV-Virus sind:
- ungeschützter Sexualverkehr (sowohl hetero- als auch homosexuelle Kontakte);
- Übertragung von der Mutter auf das Kind; die Infektion ist vor und bei der Geburt möglich, sowie durch das Stillen.
- Bluttransfusionen (Wahrscheinlichkeit 1 : 1.000.000) und infizierte Injektionsnadeln.
Infizierte Personen entwickeln frühestens 4 – 7 Wochen nach der Infektion im Serum nachweisbare Antikörper. Es ist anzunehmen, dass diese Menschen bereits infektiös sind.
Nicht infizieren kann man sich durch: Berühren, Husten und Niesen, Küssen, Insektenstiche, gemeinsame Nutzung von Eß- und Trinkgeschirr oder durch die gemeinsame Nutzung von Toilette und Bädern.
Wodurch zeichnet sich das HIV-Virus aus?
Das Virus ist sehr leicht zu inaktivieren, zum Beispiel durch Spülmittel, alkoholische Lösung (25%) oder 30-minütiges Erhitzen auf 60 Grad Celsius.
Weltweit sind zwei Typen des HIV bekannt: HIV-1 und HIV-2. HIV-1 ist überwiegend in Europa und Nordamerika verbreitet, HIV-2 kommt hauptsächlich in Zentral- und Ostafrika vor. HIV-2 wird als weniger aggressiv und auch schwerer übertragbar als HIV-1 angesehen. Bei HIV-1 werden diverse Subtypen unterschieden, die teilweise unterschiedliche Zielzellen haben und unterschiedlich aggressiv sind. Die Behandlung aller Subtypen ist gleich, da sie alle die gleichen Vermehrungszyklen haben.
Infiziert sich jedoch ein HIV-positiver Patient erneut mit einem anderen Subtyp, so führt dies zu einer Beschleunigung des Krankheitsausbruchs.
Das Virus vermehrt sich in Lymphozyten (Helferzellen, CD4-Lymphozyten), Makrophagen sowie spezifischen Zellen des Zentralnervensystems und des Gehirns.
Die Viren gehören zu den so genannten Retroviren, das heißt sie bestehen aus RNS und einer Proteinhülle und verfügen über eine spezifische Enzymausstattung – die reverse Transkriptase. Dieses Enzym kann RNA in DNA umschreiben und ist damit für die Virusvermehrung wichtig.
Die reverse Transkriptase arbeitet sehr fehlerhaft, wodurch eine große Anzahl von Mutationen des Virus entsteht. Dies kann zu dem Phänomen des Polymorphismus führen, das heißt im Laufe der Zeit können in einem Patienten zwei oder mehrere HIV-Stämme entstehen.
Die hohen Mutationsraten des Virus machen es sehr anpassungsfähig. So kann es sich an verschiedene Körperregionen und den dort herrschenden Stoffwechselbedingungen anpassen oder entwickelt auch schnell Resistenzen gegen Medikamente.
Auch die Entwicklung von Impfstoffen gestaltet sich problematisch, da sich die Antigen-Oberfläche des Virus schnell verändert.
Wie ist der Krankheitsverlauf?
Die HIV-Erkrankung verläuft in der Regel in vier Phasen. Es wird unterschieden in die akute HIV-Infektion, asymptomatische Phase, symptomatische Phase und in das Spätstadium der HIV-Erkrankung oder auch AIDS-Vollbild.
Die akute HIV-Infektion beginnt ungefähr zwei bis vier Wochen nach der Infektion und dauert zwischen zwei und drei Wochen. Die Krankheitszeichen ähneln denen einer leichten Grippe. Die Symptome sind Schweißausbrüche, Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und geschwollene Lymphknoten. Außerdem können leicht gerötete Flecken auf dem Brustkorb auftauchen.
In der Phase der akuten Infektion sinkt die Helferzell-Zahl stark ab, die Viruszahl ist extrem hoch. Deshalb ist ein frisch infizierter Patient hochgradig infektiös. Nach einigen Wochen normalisieren sich die Helferzellzahlen und die Viruszahl geht zurück.
In der asymtomatischen Phase ist das Immunsystem in der Lage die gebildeten Viren auch zu zerstören. Die Zahl der Viren bleibt konstant niedrig, die benötigten Helferzellen bleiben konstant hoch. Diese Phase kann bis zu zehn Jahre andauern.
Danach sinkt langsam die Zahl der Immunzellen ab. In der symptomatischen Phase oder ARC-Stadium (Aids-related complex) treten Symptome wie leichtes Fieber, chronische Müdigkeit und Schwäche, Appetitverlust und Gewichtsverlust auf. Ferner sind Lymphknotenschwellung vor allem am Hals, Unterkiefer und in den Leisten und Achselhöhlen typisch. Durchfall, Unterernährung und kleinere Infektionen, zum Beispiel Soor kommen häufiger vor.
Im Spätstadium der Erkrankung (AIDS-Vollbild) sinken die Abwehrkräfte (Helferzellen unter 250/µl Blut) unter ein gefährliches Niveau. Die opportunistischen Infektionen nehmen zu, werden immer schlimmer und lebensbedrohlicher. Zum Vollbild von AIDS gehören beispielsweise eine Pneumocystis-carinii-Pneumonie (Lungenentzündung), eine Toxoplasmen-Enzephalitis (Gehirnentzündung) und Infektionen durch Herpes-simplex Viren. Die Lymphozyten spielen auch beim Kampf gegen Krebs eine Rolle.
Sind die Helferzellen stark dezimiert kann sich Krebs bilden. Das Kaposi-Sarkom und Tumoren des Lymphsystems (Lymphome) sind charakteristische Krebserkrankungen bei AIDS. Unbehandelt kann innerhalb von zwei Jahren der Tod eintreten.
Wie erfolgt die Behandlung der Erkrankung?
Für die HIV-Infektion selbst gibt es noch keine Heilung. In der Regel wird die HIV-Infektion mit einer antiviralen Kombinationstherapie behandelt. Die Medikamente unterdrücken die Vermehrung von HIV auf unterschiedlichste Art und verlangsamen das Fortschreiten der Erkrankung. Gegen opportunistische Infektionen können prophylaktisch Medikamente verordnet werden.
Wichtig ist die psychosoziale Unterstützung der Patienten unter Einbeziehung von Bezugspersonen, Angehörigen und Selbsthilfegruppen. Den wichtigsten Schutz gegen die Infektion bietet immer noch die Prävention. Der Gebrauch von Kondomen ist das beste Mittel sich gegen die Übertragung des Virus zu schützen. Drogenabhängige sollten Injektionsnadeln nie gemeinsam benutzen.
Vor sexuellen Beziehungen, bei denen einer oder beide Partner zu Risikogruppen gehören, sollte auf einem HIV-Test bestanden werden. Machen Sie sich in einer Partnerschaft mit einem HIV-Infizierten über eine HIV-Postexpositionsprophylaxe vertraut.