Hypnose

Die Hypnose ist ein anerkanntes Verfahren in der Psychotherapie, Medizin und Zahnmedizin. Die Bezeichnung Hypnose leitet sich von dem griechischen Wort „hypnos“ ab und bedeutet Schlaf. Die Patienten schlafen jedoch nicht während einer Hypnosesitzung, sondern befinden sich in einem anderen Bewusstseinszustand (= Trancezustand).

In diesem tiefsten Entspannungszustand können bestimmte Ereignisse oder Symptome angesprochen und Heilformeln im Unterbewusstsein verankert werden.

Das psychotherapeutische Verfahren wird sowohl bei körperlichen Beschwerden (bsp. Schmerztherapie) als auch bei seelischen Leiden (bsp. Verarbeitung traumatischer Ereignisse) eingesetzt.

Grundsätzliches und Wirkungsweise der Hypnose

Wie genau die Hypnose wirkt, ist nicht gänzlich geklärt. Sicher ist, dass ihre Wirkung Körper und Psyche gemeinsam erfasst (= körperlich-seelische Tiefenentspannung). Wichtig zu wissen ist auch, dass niemand gegen seinen Willen hypnotisiert werden kann; es muss eine gewisse Grundbereitschaft vorhanden sein.

Während der Hypnose gelangt die hypnotisierte Person in einen anderen Bewusstseinszustand (= Trancezustand), der durch Folgendes gekennzeichnet ist:

Die Sinne – bis auf das Gehör – sind weitestgehend ausgeschaltet, die Aufmerksamkeit ist auf eine Sache gerichtet, komplexe Denkvorgänge werden gehemmt und der Bezug zur Realität ist eingeschränkt. Die Kontrolle des Bewusstseins ist geschwächt, der Zugang zum Unterbewusstsein fällt leichter.

In diesem Zustand sind die Konzentration und das Erinnerungsvermögen erhöht und die hypnotisierte Person nimmt Ereignisse und Dinge wahr, die vergessen schienen oder nicht bewusst wahrgenommen wurden.

Während dieses Bewusstseinszustandes kann der Therapeut auch „Heilformeln“ im Unterbewusstsein des Patienten verankern. Man spricht in diesem Zusammenhang von Suggestion (von „suggerere“ = einflüstern, einreden).

Wie gut die Suggestion funktioniert, hängt entscheidend von einem positiven Verhältnis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisiertem ab.

Geschichtliches

Die Hypnose blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits vor 4 000 Jahren gab es hinduistische Praktiken, um einen Trancezustand zu erreichen. Als Therapieform erregte die Hypnose im 18. Jahrhundert Aufsehen. Hier steht sie vor allem in Verbindung mit den umstrittenen Methoden des Arztes Anton Mesmer (1734 – 1815), dem Begründer des Mesmerismus.

Im 19. Jahrhundert wurde die Hypnose beispielsweise von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse verwendet.

Die moderne Form der klinischen Hypnose geht auf den amerikanischen Psychotherapeuten Milton Erickson (1901 – 1980) zurück.

Heutzutage setzt man das Verfahren vor allem in der Schmerztherapie oder während einer Psychotherapie ein.

Behandlung mit Hypnose

Die Hypnose wird für gewöhnlich in Einzelsitzungen durchgeführt. Die Therapie beginnt mit einem aufklärenden Gespräch über die den Ablauf der Behandlung. Außerdem fragt der Hypnotherapeut nach aktuellen psychischen und physischen Beschwerden.

Während der Behandlung nimmt der Patient eine bequeme Sitz- oder Liegeposition ein.

Das Erreichen des veränderten Bewusstseinszustandes kann auf verschiedene Weise erfolgen. Der Hypnotherapeut fordert die zu hypnotisierende Person auf, einen Gegenstand zu fixieren oder in eine Lichtquelle zu blicken und spricht mit beruhigender Stimme meist vorgegebene Formulierungen, die Gelassenheit und innere Ausgewogenheit suggerieren.

Befindet sich der Patient im Trancezustand, beginnt der Hypnotherapeut Fragen zu stellen, um die Gründe für ein bestimmtes Problem herauszufinden. In diesem Zustand kann der Therapeut auch bestimmte positive Bilder, Gefühle oder Heilformeln im Unterbewusstsein der hypnotisierten Person verankern. Idealerweise führt dies dazu, dass sich nach der Hypnose bestimmte Einstellungen und Denkschemata ändern oder negative Emotionen durch positive Gefühle ersetzt werden.

Während des Trancezustandes verändern sich – objektiv messbar – bestimmte Körperfunktionen des Hypnotisierten. So verlangsamen sich der Puls, die Atmung und das Stoffwechselgeschehen.

Der hypnotische Zustand wird mit gezielten Unterweisungen durch den Therapeuten beendet. Eine Sitzung dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Wie viele Sitzungen nötig sind, liegt in der Entscheidungsgewalt des Therapeuten.

In einem folgenden Therapiegespräch können die Ereignisse und Erfahrungen der Hypnose erörtert werden.

Anwendungsbereiche Hypnose

Die Hypnose wird vornehmlich in der Psychotherapie eingesetzt.

Weitere Möglichkeiten sind:
  • akute oder chronische Schmerzzustände,
  • Angst- und Zwangserkrankungen (Phobien, Flugangst)
  • Schlafstörungen,
  • Sexualstörungen,
  • Suchtprobleme,
  • Bluthochdruck und starkes Übergewicht,
  • Reizdarmsyndrom,
  • Asthma,
  • Hautkrankheiten,
  • als begleitende Therapie von Tumorpatienten bei Übelkeit und Erbrechen.

Bei Kindern kann sie positive Auswirkungen auf Nachtangst, Konzentrationsstörungen, Stottern, Bettnässen und Minderwertigkeitskomplexe haben.

Wirksamkeit der Hypnose

Man geht bei einer Reihe von Erkrankungen von einer positiven Wirkung der Hypnose aus. Vornehmlich Menschen mit Ängsten, dissoziativen Störungen, Abhängigkeiten oder Missbrauchsopfern hilft diese Therapieform.

Aber auch in anderen Bereichen konnten positive Effekte festgestellt werden.

Risiken, Gegenanzeigen, Bedenken

Bei einem vorzeitigen Abbruch der Hypnose können Schwindel, Kopfschmerzen und Benommenheit auftreten.

Von der Hypnose abgeraten wird Epileptikern und Menschen, die unter Psychosen oder Persönlichkeitsstörungen leiden.

Ein seriöser Therapeut hält sich an die vereinbarten Themen. Bei Bedenken kann auch eine Begleitperson mitgenommen werden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.05.2009