Mastitis puerperalis – Brustentzündung in der Stillzeit – Ursache Therapie Diagnose

         

Mastitis puerperalis – Brustentzündung in der Stillzeit Die Mastitis puerperalis ist eine infektiöse Entzündung des Drüsenkörpers der Brust in der Stillzeit. Sie macht sich durch Fieber, grippeähnliche Symptome (Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost) und eine geschwollene, heiße und berührungsempfindliche Brust bemerkbar. Meist tritt die Brustentzündung bereits in den ersten Tagen nach der Entbindung oder im weiteren Wochenbett auf. Nach einer Geburt entwickeln bis zu einem Prozent der Frauen eine Mastitis puerperalis. Vorwiegend entsteht dieser infektiöse Prozess nur in einer Brust, etwa ein Fünftel der betroffenen Frauen erkrankt beidseitig. Erstgebärende und Frauen, die bereits eine entzündliche Erkrankung der Brust oder der Brustwarze durchgemacht haben, weisen ein erhöhtes Wiedererkrankungsrisiko auf.

Ursachen

Verursachender Keim der Brustentzündung ist in den meisten Fällen Staphylococcus aureus (= klassischer Eitererreger). Oft handelt es sich um bereits gegen bestimmte Antibiotika resistente (= unempfindliche) Erregerstämme, also typische Krankenhauskeime. Weitere Bakterienarten, die in Frage kommen, aber nur selten der Grund für die Mastitis puerperalis sind, stellen Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa oder Proteus mirabilis dar. Selten ist auch ein Pilz (Candida albicans) für die Infektion verantwortlich. Die Keime gelangen in der Regel über den Mund des Säuglings beim Stillen an die Brustwarze und von dort in die Brust, wo sie sich ausbreiten. Natürlich sind auch andere Infektionsquellen denkbar (bsp. „normale“ Hautkeime, die über Hauverletzungen eindringen). Rissige, wunde oder blutige Brustwarzen (Rhagaden, Schrunden) begünstigen den Eintritt der Keime in die Brust. Vor allem zu Beginn des Stillens können diese Hautläsionen immer wieder auftreten. Eine „Abhärtung der Brustwarze“ bereits in der Schwangerschaft und die richtige Stilltechnik können helfen, dies zu vermeiden (siehe dazu auch im Portal Schwangerschaft unter dem Punkt „Nach der Schwangerschaft“ die Kapitel Milchbildung, Stillen, Probleme beim Stillen und Milcharten). Einen weiteren infektionsbegünstigenden Faktor stellt ein Milchstau dar. Die Muttermilch aus den Milchgängen kann nicht mehr abfließen, eingedrungene Keime werden mit dem natürlichen Milchfluss nicht mehr ausgeschwemmt.

Formen der Mastitis puerperalis

Je nachdem, wie sich die Erreger in der Brust ausbreiten, werden zwei Formen unterschieden. Bei der häufig auftretenden interstitiellen Mastitis puerperalis streuen die Keime über den Blut- und Lymphweg in das Brustbindegewebe. Diese Form der Entzündung kann zu Abszessen führen. Breiten sich die Erreger über die Milchgänge aus, so spricht man von einer parenchymatösen Form der Brustentzündung. Sie tritt vor allem bei einem Milchstau auf.

Symptome

Die Krankheitszeichen einer Mastitis sind in der Regel gut erkennbar. Die Wöchnerin hat Fieber und fühlt sich allgemein geschwächt. Es treten Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfrost auf. Die Brüste fühlen sich heiß an, sind geschwollen, eventuell gerötet und sehr berührungsempfindlich. Meist konzentriert sich der entzündliche Prozess auf eine bestimmte Stelle, die diese Merkmale aufweist. Eine Verdickung in diesem Areal ist häufig tastbar. Die Lymphknoten in den Achselhöhlen können geschwollen sein. Im ungünstigsten Fall bildet sich ein Abszess (= Ansammlung von Eiter) in der Brust, die unter bestimmten Umständen auch ertastet werden kann. Ist der Pilz Candida albicans der Verursacher der Mastitis, so zeigen sich weiße Beläge auf der Brustwarze und der Brustschmerz wird als einschießend empfunden.

Diagnose

Anhand der typischen Beschwerden und dem Tastbefund kann die Diagnose „Mastitis puerperalis“ oft schon gestellt werden. Eventuell dient eine Ultraschalluntersuchung der Brust dazu, die Lage und Größe eines bereits vorhandenen Abszesses zu bestimmen. Um den Erreger und seine Empfindlichkeit gegen Antibiotika zu bestimmen, wird vor einer Antibiotikatherapie ein Abstrich von der Brustwarze genommen und untersucht. Auch Muttermilch oder sonstige Sekrete, die aus der Brust austreten, können als Untersuchungsmaterial dienen.

Behandlung

Wichtig bei der Behandlung ist, dass der Milchfluss in Gang bleibt, die Brust vollständig entleert und ein Milchstau beseitigt wird. Die Brust kann dazu ausgestrichen, die Milch abgepumpt oder in gewissen Fällen kann auch weitergestillt werden (nicht bei Austritt von eitrigem Sekret aus der Brustwarze!). Medikamentös kann die Milchbildung und damit die Beseitigung des Milchstaus durch Medikamente – sogenannte Prolaktinhemmer – beeinflusst werden. Günstig auf den entzündlichen Prozess wirkt sich die Kühlung der Brust aus. Dies kann durch kalte Wickel oder Auflegen von Kühlelementen geschehen. Bettruhe und Schonung werden der betroffenen Frau empfohlen. Bringen Allgemeinmaßnahmen keine Besserung, so wird mit Antibiotika (Penicillin, Erythromycin, Cephalosporine) behandelt. Bei einer Candida-Infektion werden antimykotische Mittel eingesetzt und die Kinder gleich mitbehandelt. Haben sich bereits Abszesse gebildet, so werden diese operativ beseitigt; bei kleinen Abszessen, die direkt unter der Haut liegen, erfolgt eine Punktion und das Sekret wird mit einer Spritze abgesaugt.

Weiterstillen trotz Brustentzündung?

Die Frage, ob bei einer Brustentzündung weiter gestillt werden soll, wird kontrovers diskutiert. Eher befürwortet wird das Weiterstillen, wenn es sich um eine beginnende, örtlich begrenzte Mastitis handelt. Eine beidseitige Infektion mit Staphylokokken sollte ausgeschlossen sein. Verabreichte Medikamente müssen mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden und mit dem Stillen vereinbar sein. Bei einer fortgeschrittenen Brustentzündung kann ein Abstillen notwendig sein. Die Muttermilch wird abgepumpt und verworfen. Die Brust gekühlt und hochgebunden, die Trinkmenge eingeschränkt und die Milchmenge zusätzlich durch Prolaktinhemmer reduziert.

Verlauf

Die Mastitis puerperalis kann von selbst ausheilen oder schlägt auf eine adäquate Therapie meist sehr schnell an. Erweist sich die Entzündung als therapieresistent, so sollte das Vorliegen eines Brustkrebses ausgeschlossen werden.

Vorbeugen

Da sowohl ein Milchstau, als auch Hautläsionen an der Brustwarze eine Infektion begünstigen können, sollte diesen beiden Faktoren vorgebeugt werden. An den Brustwarzen entstehen zu Beginn des Stillens oft Risse oder Schrunden. Eine Abhärtung der Warze bereits während der Schwangerschaft, die Verwendung von Stillhütchen und die richtige Hygiene und Pflege der Brust helfen, diesem Problem vorzubeugen. Um einen Milchstau zu verhindern, sollte die Brust immer vollständig entleert werden. Ein schon bestehender Milchstau lässt sich durch einfache physikalische Maßnahmen, wie Wärme (warmes Duschen oder warme Wickel) und Ausstreichen der Milch, beseitigen. Viele nützliche Tipps zu diesem Thema finden sich in den entsprechenden Kapiteln im Schwangerschaftsportal (Vorbereitung auf das Stillen, Milcharten, Problem beim Stillen, Abstillen, Milchbildung, Stillen).

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008