Der Stoffwechsel eines Diabetikers arbeitet anders als der eines gesunden Menschen. Die mangelnde Produktion und Wirkschwäche des Insulins führt schnell zu lebensbedrohlichen Situationen (Diabetisches Koma) und bedingt nach einem längeren Zeitraum der Krankheit schwerwiegende Folgeerkrankungen, die bereits in einem Anfangsstadium erkannt werden können.
Setzt zu diesem Zeitpunkt eine adäquate Behandlung ein, so kann diesen Folgeerkrankungen rechtzeitig entgegengewirkt werden. Der Diabetiker muss daher verstärkt zu Kontrolluntersuchungen und sollte diese auch gewissenhaft einhalten.
Bei gestellter Diagnose wird der Hausarzt festlegen, wie oft Kontrolluntersuchungen nötig sind. Entscheidend für die Häufigkeit sind die Schwere der Erkrankung, der allgemeine Gesundheitszustand, das Alter des Patienten sowie die gewählte Therapie. Die Untersuchungen, die bei den Kontrollen vorgenommen werden, sollen eine schlechte Stoffwechseleinstellung und beginnende Folgeerkrankungen aufdecken.
Die nachstehenden vorgeschlagenen Zeiträume sind ungefähre Anhaltspunkte. Die Häufigkeit des Arztbesuches ist individuell verschieden.
1. Monatliche Kontrollen
Vor allem zu Beginn der Diabeteserkrankung können Kontrolluntersuchungen im Abstand von wenigen Wochen sinnvoll sein. Die genaue Messung des Blutzuckers und ein von Zeit zu Zeit durchgeführte Glukosetoleranztest, geben eine genaue Auskunft über die Stärke der Insulinresistenz eines Typ-2-Diabetikers und damit über den Verlauf der Erkrankung. Auch die monatliche Blutdruckmessung ist sinnvoll, da ein zu hoher Blutdruck Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt und das erste Anzeichen einer beginnenden diabetischen Nierenerkrankung (diabetische Nephropathie) sein kann.
2. Kontrollen pro Quartal
Es empfiehlt sich alle drei Monate den HbA1c-Wert messen zu lassen. Er gibt Auskunft über die durchschnittliche Blutglukosekonzentration in den letzten Monaten. Anhand dieses Blutzuckerlangzeitgedächtnisses kann der behandelnde Arzt die Einstellungsqualität der Behandlung abschätzen.
Bei Diabetikern treten aufgrund von Durchblutungsstörungen häufig Gefäßschäden auf. Diese machen sich beispielsweise an den Füßen bemerkbar. Eine intensive Fußkontrolle alle vier Monate ist daher empfehlenswert. Auf jeden Fall muss sie einmal jährlich erfolgen.
3. Halbjährliche und jährliche Untersuchungen
Mindestens einmal im Jahr, besser halbjährlich, muss eine Kontrolle der Nieren stattfinden. Störungen der Nieren zeigen sich schon sehr früh anhand einer vermehrten Ausscheidung von Proteinen. Als Indikator dient hier das Eiweiß Albumin. Mit einfachen Eiweißteststreifen, die mit Urin benetzt werden, lässt sich bereits das Frühstadium einer diabetischen Nierenerkrankung – die so genannte Mikroalbuminurie – feststellen. Schmerzlose Ultraschallmessungen decken bereits bestehende Nierenschäden auf.
Besonders empfindlich reagieren auch feinste Gefäße der Augen auf einen zu hohen Blutzuckerspiegel (siehe auch diabetische Retinopathie). Mindestens einmal im Jahr muss ein Diabetiker daher den Augenarzt aufsuchen. Er spiegelt den Augenhintergrund, bestimmt die Sehstärke und untersucht das Auge auf Anzeichen des grauen Stars.
Langzeitfolgen des Diabetes mellitus finden sich sehr häufig am Herzen (siehe auch Makroangiopathien). Ab dem 40. Lebensjahr sollte daher bei Diabetikern jährlich ein EKG (Elektrokardiogramm) durchgeführt werden, um Anzeichen auf Verengungen der Herzkranzgefäße aufzuspüren. Genauere Daten liefert das Belastungs-EKG, welches die Herztätigkeit bei körperlicher Anstrengung aufzeichnet. Es gibt Auskunft darüber, ob der Körper dem Alter entsprechend Sauerstoff verbraucht und wie schell sich das Herz und der Kreislauf sich erholen.
Ebenfalls sollte einmal jährlich eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden. Dabei werden die Reflexe und die Sensibilität an den Extremitäten geprüft sowie die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen. Beginnende Nervenschädigungen (Neuropathien) können so festgestellt werden.
Ein einfacher Test ist dabei die Messung des Vibrationsempfindens. Es ist die erste einfach messbare Sinneswahrnehmung, die bei einer diabetischen Nervenschädigung eingeschränkt ist oder ganz ausfällt. Beim Test hält der behandelnde Mediziner eine Stimmgabel an die Innenknöchel und die Großzehengrundgelenke. Der Patient muss dann äußern, ob er die Vibrationen der Stimmgabel wahrnehmen kann und wenn ja, wie lange er sie spürt.