Inkontinenz

Wenn Harn und Stuhl nicht mehr gehalten werden können, bezeichnen Mediziner dies als Inkontinenz. Bei dementen Patienten kommt Inkontinenz häufiger vor. Allerdings muss man genau eruieren, was die Ursachen der Inkontinenz sind. Anfänglich können die dementen Patienten durchaus noch ihre Ausscheidungen kontrollieren, jedoch kann es sein, dass die Betroffenen die Toilette nicht finden.

Weitere Gründe für die Inkontinenz sind bsp., dass die Toilette als solches nicht erkannt wird oder dass schlichtweg nicht schnell genug die Kleidung zum Verrichten des „Geschäfts“ geöffnet werden kann.  Davon unterscheiden muss man die Inkontinenz, die medizinische Ursachen hat, wie beispielsweise ein Harnwegsinfekt, ein Prostataleiden oder Ähnliches. Um dies abzuklären, konsultieren Sie Ihren Arzt.

Er kann auch feststellen, ob die demenzielle Erkrankung schon so weit fortgeschritten ist, dass die Inkontinenz durch die demenziellen Abbauvorgänge des Gehirns bedingt ist. Bedacht werden muss, dass auch spezielle Medikamente eine Inkontinenz begünstigen. Auf der anderen Seite kann der Arzt auch Mittel verordnen, welche die Inkontinenz günstig beeinflussen.

Hier einige Tipps:

  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr WC eindeutig als solches zu erkennen ist. Dazu kann die Badtür mit gut lesbarer Schrift, Symbolen oder einem Foto gekennzeichnet sein. Alle Familienmitglieder sollten die Tür (leicht) geöffnet lassen und sich auch angewöhnen, den Toilettendeckel offen zu lassen. Manche demente Patienten vergessen einfach, dass der Deckel angehoben werden muss.
  • Wichtig ist auch eine ausreichende Beleuchtung, vor allem nachts. Der Weg zur Toilette und die Toilette selbst sollten beleuchtet sein. Auf dem Flur helfen beispielsweise Leuchtstreifen, damit der Weg besser gefunden werden kann.
  • Auch das WC selbst sollte eindeutig als dieses zu erkennen sein. Dazu ein Beispiel: Eine an Demenz leidende Frau verrichtete plötzlich ihre Notdurft in der Wäschekiste, die im Bad neben der Toilette stand. Auch diese Kiste war – wie die Toilette – weiß, und hatte einen Deckel. Für die Frau waren dies die eindeutigen Merkmale für eine Toilette geworden. Nachdem die weiße Kiste gegen eine blaue ausgetauscht worden war und auch nicht mehr direkt neben der Toilette stand, passierte der Frau das Malheur nicht mehr.
  • Achten Sie darauf, dass sich die Kleidung leicht öffnen und abstreifen lässt.
  • Um Hektik zu vermeiden, begleiten Sie den Kranken regelmäßig, etwa alle zwei Stunden, auf die Toilette. Falls nötig, helfen Sie ihm beim Aus- und Ankleiden. Sollte der Kranke sich zieren, so lenken Sie ihn kurz ab und dirigieren ihn wie ganz zufällig auf die Toilette. Auch in diesem Bereich sind Rituale hilfreich, wie etwa der regelmäßige Toilettengang nach den Mahlzeiten. Bisweilen findet man dazu in der Literatur den Begriff „gezieltes Toilettentraining“, bei dem man den so genannten gastro-kolischen Reflex nutzt, nämlich den Reflex, dass sich Stuhldrang nach einer Mahlzeit oder einem heißen Getränk einstellt. Mehr zu dem Thema „Training bei Harninkontinenz“, „Training bei Stuhlinkontinenz“ oder „Training bei Verstopfung“ findet sich im Ratgeber „Gedächtnisstörungen, Demenz, Alzheimer“ von Bernd Neumann (siehe Quellen).
  • Damit die Harninkontinenz nicht nachts auftritt, kann man vorbeugen. Geben Sie dem Kranken tagsüber viel zu trinken und am Abend weniger. Vermeiden sie zum Abendessen harntreibende Lebensmittel, wie Spargel, Thymian, Tomaten, Meerrettich oder Nierentee.
  • Ein Nachttopf, ein Toilettenstuhl oder eine Urinflasche in der Nähe des Bettes kann zudem sehr hilfreich sein.
  • Das Bett und Sitzmöbel lassen sich mit speziellen Unterlagen gegen Urin und Stuhl schützen. Einen weiteren Schutz bieten sogenannte Inkontinenzhilfen, die auf die aufzunehmende Menge abgestimmt werden. Die Angebotspalette reicht von Vorlagen (eher wie eine Binde) über Windeln für Erwachsene bis zu Windelhosen. Diese können wie eine normale Unterhose an- und ausgezogen werden, haben aber eine flüssigkeitsbindende Schicht.
  • Über Inkontinenzhilfen berät ein Sanitätshaus oder der behandelnde Arzt. Er kann diese Hilfen, die bis zu einem bestimmten Betrag von den Kassen bezahlt werden, auch verordnen.
  • Kam es zu einem Missgeschick, so sollten die Betroffenen nicht noch durch abfällige Bemerkungen weiter beschämt werden. Sinnvoller sind eine sachliche Haltung und Hilfe beim Wechseln und Waschen der Kleidung. Von vielen dementen Patienten wird die Inkontinenz als äußerst peinlich empfunden. Mit allen Mitteln versuchen sie dann, diese zu verbergen. So kommt es dazu, dass die durchnässte Wäsche irgendwo – bsp. im Wäscheschrank – versteckt wird. Auch hier helfen nur eine sachliche Haltung und kein Schimpfen.
  • Achten Sie bei Inkontinenz auf eine gute Körperpflege. Der Intimbereich sollte möglichst bald mit warmem Wasser gewaschen und gründlich abgetrocknet werden. Danach muss frische Wäsche angezogen werden.
  • Weitere ausführliche Informationen können Sie durch den Ratgeber der Deutschen Alzheimer Gesellschaft „Inkontinenz in der häuslichen Versorgung Demenzkranker“ gegen einen geringen Obolus erhalten. Er kann unter der Internetadresse www.deutsche-alzheimer.de bestellt werden.

Quellen:

Gedächtnisstörungen, Demenz, Alzheimer; Bernd Naumann; Knaur, 2004

Demenz, Günter Niklewski, Stiftung Warentest, 2006

Demenz, Sabine Kieslich, Südwest, 2008

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011