Progesteron

Progesteron ist neben Östrogen das wichtigste weibliche Geschlechtshormon. Gebildet wird es vom Gelbkörper, der sich nach dem Eisprung aus dem zurückgebliebenen Follikel entwickelt. Man nennt es daher auch Gelbkörperhormon. In der Schwangerschaft ist sein Bildungsort die Plazenta (= Mutterkuchen); nur geringe Progesteronmengen werden bei Männern und Frauen in der Nebenniere produziert.

Die Konzentration des Progesterons im Blut ist zyklusabhängig und unterliegt damit starken Schwankungen. Es ist das bestimmende Hormon in der zweiten Zyklushälfte. Zu seinen biologischen Aufgaben gehört es, die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten.

Tritt eine Schwangerschaft ein, so wirkt es schwangerschaftserhaltend, bereitet die Brustdrüsen auf das Stillen vor und erhöht die Körpertemperatur dauerhaft. Kommt es zu keiner Schwangerschaft, so erhöht sich die Temperatur nach der Ovulation um etwa einen halben Grad, fällt aber vor der Menstruation wieder auf seinen Ausgangswert zurück. Der Anstieg der Körpertemperatur (Basaltemperatur) kann zur Bestimmung der fruchtbaren Tage genutzt werden.

Synthetisch hergestellte Substanzen, die progesteronähnliche Wirkungen haben, werden als Gestagene bezeichnet. Als Bestandteil der „Pille“ setzt man sie zur Schwangerschaftsverhütung oder zur Therapie von bestimmten hormonproduzierenden Tumoren ein.

Was kann der Anlass der Progesteron – Bestimmung sein?

Der Progesteron-Wert wird bestimmt:

  • zur Abklärung von Zyklusstörungen;
  • bei der Ursachensuche für ungewollte Kinderlosigkeit. Der Eisprung kann anhand des Hormons nachgewiesen und die Funktion des Gelbkörpers beurteilt werden.
  • zur Erkennung einer gestörten Frühschwangerschaft.

Was sind die Referenz- Normalwerte von Progesteron?

Progesteron wird aus dem Blutserum bestimmt und ist abhängig vom Zyklus und der Lebensphase der Frau (vor der Pubertät, Schwangerschaft, Postmenopause). Dabei liegen folgende Werte bei Frauen im Normalbereich:

Follikelphase (1. Zyklushäfte):                 < 1,0 µg/l        oder 3,2 nmol/l

Lutealphase (2. Zyklushäfte):                   ≥ 10,0 µg/l     oder 32 nmol/l

Frauen in den Wechseljahren:                 < 1,0 µg/l        oder 3,2 nmol/l

Mädchen vor der Pubertät:                         0,1 – 0,6 µg/l oder 9,3 – 1,8 nmol/l

In der Schwangerschaft kommt es zu einem kontinuierlichen Anstieg des Progesterons bis zum 10-40fachen der Normalwerte.

Was kann ein erhöhter Progesteron – Wert bedeuten?

Erhöhte Werte treten auf:

  • in der Schwangerschaft;
  • sechs bis acht Tage nach dem Eisprung;
  • bei bestimmten Eierstocktumoren (bsp. Thekazelltumor);
  • bei übermäßiger Stimulation im Rahmen einer Fruchtbarkeitsbehandlung;
  • bei Hormonbildungsstörungen in den Nebennieren (androgenitales Syndrom, AGS).

Wann können erniedrigte Progesteron – Werte auftreten?

Erniedrigte Progestron-Werte deuten auf eine eingeschränkte Gelbkörperhormonfunktion (Corpus-luteum-Insuffizienz) hin. Zur Überprüfung der Gelbkörperfunktion werden die Hormonwerte 5, 7 und 10 Tage nach dem Eisprung bestimmt.

Zudem treten verminderte Progesteron-Werte bei einer Unterentwicklung der Eierstöcke (Hypogonadismus) auf.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.02.2009