Schlafstörungen bei Babys

Die ersten Monate mit einem Neugeborenen können sehr anstrengend sein. Denn Babys haben oft Probleme in den Schlaf zu finden und werden schnell wieder wach, zudem schlafen sie nicht unbedingt nachts am längsten. Treten bei einem Erwachsenen solche „Symptome“ auf, so würde man von einer Einschlaf- und Durchschlafstörung mit Beeinträchtigung des Tag-Nacht-Rhythmus sprechen.

Diese „Schlafstörungen bei Babys“ liegen jedoch in der Norm. Denn Tatsache ist, dass Babys einfach anders schlafen. Sie haben – wie wir Erwachsenen auch – drei Schlafphasen: den Tiefschlaf, die Übergangsphase und den Aktivschlaf (REM-Schlaf). Doch im Gegensatz zu Erwachsenen beginnt das Baby den Schlaf mit dem eher unruhigen Aktivschlaf, wobei dieser bei Babys mehr Zeit in Anspruch nimmt (80 Prozent der Schlafdauer). In dieser Schlafphase ist das Baby häufig unruhiger als in anderen Schlafphasen. Die Schlafphasen wechseln bei Babys auch viel öfter ab als bei erwachsenen Menschen.

Aufgrund des häufigeren Wechsels zwischen den Schlafphasen werden Babys zwischendurch immer wieder wach. Auch bei uns Erwachsenen ist dies der Fall, wenn auch nicht so häufig. Aber Erwachsene bemerken dieses kurze Aufwachen oft gar nicht mehr und finden unbewusst selbst in den Schlaf zurück. Bei Babys ist dies häufig nicht der Fall, so dass mehr als zwei bis drei Stunden Schlaf am Stück in den ersten Monaten nicht möglich sind. Macht man sich diese Hintergründe bewusst, kann bei dem häufigen Aufwachen der Neugeborenen nicht von Schlafstörungen bei Babys geredet werden.

Dass Babys tagsüber oft mehr schlafen als nachts, deutet auch nicht auf Schlafstörungen bei Babys hin. Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass dies durchaus normal ist. Ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus – wie bei einem erwachsenen Menschen – entwickelt sich oft erst im Laufe des vierten oder fünften Lebensmonats.

Informiert man sich als Eltern über die Schlafdauer von Babys in der Literatur, so trifft man auf folgende Zeiten:

  • 1. bis 2. Monat – 16 bis 19 Stunden
  • 3. bis 4. Monat – 15 bis 18 Stunden
  • 5. bis 6. Monat- 14 bis 16 Stunden
  • 7. bis 8. Monat- 13 bis 15 Stunden
  • 9. bis 12. Monat – 11 bis 14 Stunden.

Was oft nicht expliziert erklärt wird, ist, dass Babys diese Stunden nicht am Stück schlafen, auch nicht unbedingt nachts schlafen und dass bei der täglichen Schlafdauer von Baby zu Baby erhebliche Unterschiede bestehen können! Schlafstörungen bei Babys liegen also nicht vor, wenn sich Ihr Kind nicht an diese Zeiten hält. Gedeiht es – trotz einer kürzeren Schlafzeit – gut, ist alles in Ordnung.

Auch durch die berühmte Frage, ob Ihr Baby schon durchschlafe, oder durch Berichte über durchschlafende Superkinder brauchen Sie sich nicht, aus der Fassung bringen zu lassen. (Übrigens sind diese meist sehr stark geschönt!!!!).Denn unter „Durchschlafen“ wird nicht eine durchgehende Nachtruhe verstanden, sondern eine Ruhephase von Mitternacht bis etwa 5 Uhr morgens. Dieses „Durchschlafen“ schaffen etwa 80 Prozent der Babys mit einem halben Jahr. Längere Ruhezeiten sind oft gar nicht möglich, da das Baby noch viele kleinere Mahlzeiten braucht, um seinem Energiebedarf zu decken.

Bei allem Verständnis für die Schlafeigenheiten von Babys können die unruhigen Nächte die Eltern ganz schön schlauchen. Als leidtragende Eltern ist es da nur legitim, nach Möglichkeiten zu suchen, wie man den Tag-Nacht-Rhythmus beim Baby in die richtige Richtung schieben kann. (Übrigens ist es umstritten, ob dies überhaupt geht).

Hier sind trotzdem einige unterstützende Tipps:

  • Je öfter Ihr Kind tagsüber draußen ist, desto deutlicher nimmt es den Unterschied zwischen Tag und Nacht wahr. Auch ein helles Plätzchen tagsüber in geschlossenen Räumen unterstützt diese Wahrnehmung.
  • Spielen Sie tagsüber in den Wachphasen mit ihrem Kind, machen Sie dies aber nicht nachts. Das Angebot in der Nacht sollte sich aufs Stillen und Wickeln beschränken. Dann wird auch diese Zeit eher als Ruhephase wahrgenommen. Machen Sie nachts auch nur gedämpftes Licht dort an, wo Sie es wirklich brauchen.
  • Wecken Sie tagsüber Ihr Kind in regelmäßigen Abständen (bsp. alle 3 bis 3,5 Stunden) zum Füttern. Trinkt es dadurch mehr, hält es vielleicht auch nachts länger durch.
  • Lassen Sie Ihr Kind keinesfalls längere Zeit schreien. Es kommt dann nachts oft über einen längeren Zeitraum nicht mehr zur Ruhe.
  • Kälte und Wärme sind beides Faktoren, die ein Baby unruhiger schlafen lassen. Manche Eltern schwören auf ein Schaffell als Unterlage. Dieses gleicht die Temperaturschwankungen aus und gibt dem Baby einen tieferen Schlaf.
  • Überdenken Sie auch, ob Sie ihr Kind wirklich nachts wickeln müssen, denn kalte Luft am Po macht munter. Es sollte natürlich keinesfalls nass sein oder im eigenen Kot liegen, weil beides ein Wundsein begünstigt.

Beachten Sie zudem, dass Babys die räumliche Trennung von den Eltern am meisten zu schaffen machen kann. Überlegen Sie, ob Sie ihr Kind nicht in der ersten Zeit bei sich im Schlafzimmer schlafen lassen. Die Angst vor schlechten Gewohnheiten und Verwöhnung in dieser Zeit ist unbegründet. Durch die Nähe können Sie selbst auch die Schlafphasen des Babys für den eigenen Schlaf besser nutzen und sind morgens nicht ganz so müde.

Neben den vermeintlichen Durchschlafstörungen bei Babys finden die Kleinen auch oft nicht sehr leicht in den Schlaf. Natürlich ist es sehr gut, wenn Sie herausfinden, wie Ihr Kind sehr schnell einschlummert, aber unterstützen Sie nicht alle marottigen Angewohnheiten. Dies kann für das Familienleben über lange Zeit belastend werden.

Vielleicht bringen folgende Tipps Erleichterung beim Einschlafen:

  • Babys lieben einen immer wiederkehrenden Rhythmus und sie lieben eher langweilige Tage, die sie nicht zu sehr aufregen. Gerade beim Zubettgehen aber sind alle Familienmitglieder da und der Lärmpegel ist entsprechend hoch. Das Baby verhält sich entsprechend aufgekratzt und findet nicht in den Schlaf, obwohl es müde ist. Sorgen Sie daher in der Zubettgehzeit für Ruhe. Fernseher, Computer, Telefon oder Radio sind jetzt aus. Geschwister müssen jetzt nicht mehr toben und ein Einkaufsbummel ist auch nicht mehr angesagt.
  • Wiegen und Schaukeln sind immer noch sehr gute Einschlafhilfen. Behalten Sie dabei einen gleich bleibenden Rhythmus bei, um das Kind zu beruhigen.
  • Viele Babys lieben auch das gleich bleibende Surren von manchen elektrischen Geräten wie einem Fön. Ein Teil der Kinder schläft auch hervorragend beim Autofahren ein. Vor dem Schlafengehen jedoch immer erst eine Runde Auto zu fahren, ist sicher nicht auf Dauer empfehlenswert. Dieser Tipp gehört eher in die Kategorie „Notfallberuhigung“.
  • Manche Eltern schwören auch auf Trage- und Tanzbewegungen. Ist Ihnen das Baby zu schwer, so können Sie auch ein Tragetuch zur Hilfe nehmen.
  • Einschlafriten, die jeden Abend in der gleichen Weise ablaufen, helfen ebenfalls. Dieselbe Beleuchtung und dasselbe Gutenacht-Lied werden auch schon in den ersten Lebensmonaten wiedererkannt.
  • Manche Kinder werden durch ein Bad munter, andere sehr müde. Verwenden Sie beispielsweise als Badezusatz Melissenöl oder Hopfenextrakt. Für die Dosierung muss die Packungsbeilage beachtet werden. Nach dem Abtrocknen und Anziehen legen Sie das Baby gleich in das vorgewärmte Bettchen.
  • Der Fachhandel hält für Babys auch spezielle Hängematten oder Hängekörbe bereit, die an der Decke befestigt werden und mit deren Hilfe das Baby sanft in den Schlaf gewogen werden kann.
  • Haben Sie einen Schaukelstuhl, so setzen Sie sich mit ihrem Baby zur Beruhigung dorthin. Dies ist auch für Sie erholsam.

Extra-Tipp für nächtliche Schreier

Kinderärzte haben eine Methode für hartnäckige nächtliche Schreier entwickelt: Notieren Sie sich die nächtliche Aufwachzeit. Nach einer Beobachtungsphase wecken Sie Ihr Kind eine viertel- bis halbe Stunde vor diesem Zeitpunkt. Füttern Sie es, schmusen Sie mit ihm und legen Sie es wieder hin. In der nächsten Nacht wecken Sie es eine Viertelstunde später. Allmählich wird es länger schlafen. Bei Rückschlägen verlagern Sie den Weckzeitpunkt wieder vor die Schreizeit. Der Hintergrund dieser Methode ist, dass das Baby fürs Schlafen belohnt wird und nicht fürs Schreien.

Quelle:
Unser Baby Das erste Jahr, Dagmar von Cramm, GU

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011