Muttermale – Naevi – Erkrankung Ursachen Diganose Behandlung

         

Muttermale – Naevi „Muttermal“ ist eigentlich ein umgangssprachlicher Ausdruck für verschiedenste Arten von gutartigen Wucherungen der Haut, die unterschiedlichsten Schichten oder Zelltypen dieses Organs entstammen können. Der medizinische Fachausdruck dafür ist „Naevus“ (Mehrzahl: Naevi).

Entstehen die gutartigen Wucherungen speziell aus den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten, Nävuszellen), so spricht man von Leberflecken (Muttermal ist der obergeordnete Begriff). Dazu gehören die klassisch bräunlich pigmentierten Hautflecken, wie der bräunliche Leberfleck (Lentigo simplex), Altersflecken (Lentigo senilis) oder der sogenannte Naevuszellnaevus.

Die Naevi können unterschiedlich groß sein, eine glatte oder raue Oberfläche aufweisen und sich flach oder erhaben auf der Haut abzeichnen. Manche sind sogar behaart (Tierfellnaevus). In der Regel erscheinen sie braun oder schwarz; es gibt jedoch auch fleischfarbene oder gelbbraune Naevi. Anfangs können sie auch rot gefärbt sein und dann nachdunkeln.

In der Regel hat jeder Mensch Muttermale. Ihre Anzahl und Art sind jedoch individuell sehr verschieden. Sie können auch bereits bei der Geburt vorhanden sein. Man spricht dann von sogenannten kongenitalen Naevi. Die meisten entwickeln sich aber erst in der Kindheit oder Pubertät (erworbene Muttermale). Es besteht zudem die Möglichkeit, dass sie sich im Laufe des Lebens zurückbilden (bsp. Mongolenfleck) oder erst im Alter vermehrt auftreten (Altersflecken) oder im Laufe des Lebens größer werden.

Im Prinzip rücken Muttermale nur aus zwei Gründen in den Mittelpunkt des medizinischen Interesses. Zum einen werden sie bisweilen kosmetisch als sehr störend empfunden und können sogar zur psychischen Belastung für den Betroffenen werden, andererseits besteht gegenüber normal pigmentierten Hautstellen eine erhöhte Gefahr, dass sie zu einem Hautkrebs (malignes Melanom) entarten.

Ursachen und Einflüsse

Die bräunlichen Muttermale entwickeln sich aus einer Ansammlung von pigmentproduzierenden Hautzellen. Was die genauen Mechanismen für diese Entwicklung sind, ist nicht völlig geklärt. Für die Anzahl und die Art der Muttermale ist sicherlich eine gewisse genetische Veranlagung entscheidend. Zudem reagieren Pigmentzellen auf hormonelle Veränderungen. So können Leberflecke während einer Schwangerschaft oder bei Einnahme der „Pille“ erstmals auftreten oder größer bzw. dunkler werden. Ein weiterer Zusammenhang besteht zwischen Leberflecken und UV-Strahlung. So entwickeln beispielsweise hellhäutige Menschen besonders viele Leberflecken an sonnenexponierten Hautstellen. Vermehrt lassen sich auch Pigmentflecken nach einer Chemotherapie beobachten. Dies hängt vermutlich mit einer Schwächung des Immunsystems zusammen.

Typen, Einteilung und Erscheinungsbild

Das äußere Erscheinungsbild von Muttermalen/Leberflecken ist äußerst variabel, wobei ein einzelner Hautfleck im Laufe der Zeit auch einen gewissen Wandel erleben kann. Entscheidend für die Einteilung der Hautflecke sind der Zeitpunkt ihres Auftauchens, die Hautschicht, in der sie entstehen, und sonstige Besonderheiten.

Angeborene Leberflecke oder Muttermale erscheinen rundlich braun und weisen unterschiedliche Größen auf. Die Pigmentierung variiert. Die Oberfläche fühlt sich meist zunächst glatt und dann etwas rauer, erhabener an. Sie können behaart sein.

Erworbene Leberflecke und Muttermale erscheinen erst später und unterliegen in ihrem Erscheinungsbild oft einem gewissen Wandel. Es werden drei Formen unterschieden. Der Junktionsnävus ist ein scharf begrenzter, brauner Leberfleck, der etwa fünf Millimeter groß ist. Er entwickelt sich zwischen Oberhaut und Lederhaut. Der Compoundnävus hat eine raue Oberfläche und ist braun bis schwarz pigmentiert. Er ist oft behaart und häufig im Gesicht lokalisiert. Entstehungsort ist das Bindegewebe der Lederhaut, in dem sich Pigmentzellen ansammeln. Schließlich gibt es noch den dermalen Nävus, der sich in tiefen Schichten der Lederhaut bildet. Er erscheint heller als die anderen Typen (hautfarben bis hellbraun).

Eine weitere Unterscheidung bei erworbenen Muttermalen ist die Form. Normale Leberflecken sind symmetrisch, nicht größer als fünf Millimeter, glatt, scharf begrenzt und gleichmäßig gefärbt. Davon werden die dysplastischen Leberflecke unterschieden. Sie weisen eine asymmetrische Form auf und sind unregelmäßig begrenzt und pigmentiert. Ihre Größe beträgt über sechs Millimeter. Menschen mit dysplastischen Nävi haben ein leicht erhöhtes Risiko, ein malignes Melanom zu entwickeln.

Einzelne Arten von Muttermalen

1. Pigmentzellnävus (Naevuszellnaevus): Hierbei handelt es sich um den häufigsten Typ von Muttermalen. Er ist scharf begrenzt, hell- bis dunkelbraun und manchmal schwarz. Er ändert sich mit dem allgemeinen Körperwachstum. Seine Form kann flach, kugelig-flach oder sogar gestielt sein. Die Ursache ist eine Ansammlung von Naevuszellen (können Melanin (= dunkles Pigment) erzeugen) in bestimmten Hautschichten (Junktionszone, Dermis). Der Pigmentzellnävus kommt bei fast jedem Menschen ohne bestimmte Lokalisation vor. Selten kann er bösartig entarten.

2. Mongolenfleck: Der blau-graue Pigmentfleck kommt oft bei dunkelhäutigen oder asiatischen Babys am Steißbein, Gesäß oder Rücken vor. Er ist harmlos und bildet sich im Laufe der Entwicklung von selbst zurück.

3. Naevus pigmentosus et pilosus: Hierbei handelt es sich um eine Sonderform des Naevuszellnaevus mit vielen Haaren; bei großflächiger Ausdehnung wurde er früher auch als Tierfellnävus bezeichnet. Diese Male sind meist schon bei der Geburt vorhanden. Aufgrund der oft störenden Optik und der Neigung zu Bildung von bösartigen Geschwülsten werden sie oft schon frühzeitig entfernt.

4. Naevus sebaceus (Talgdrüsennävus): Auch diese Hautveränderung ist meist angeboren. Es handelt sich um einen feinhöckrigen gelben Tumor, der sich aus traubenartig kleinen Knötchen zusammensetzt. Bestandteil sind hauptsächlich Talgdrüsenläppchen. Er kommt vorwiegend an der behaarten Kopfhaut vor und kann bösartig entarten.

Warnzeichen, die für die Entartung eines Muttermals sprechen

Fast die Hälfte aller malignen Melanome entwickeln sich aus Leberflecken. Es gibt bestimmte Warnzeichen, die auf diese Entwicklung hindeuten. Dazu zählen:

  • Größenveränderung, vor allem mit unregelmäßigem Rand;
  • stärkere, schwärzliche Pigmentierung;
  • punktförmige Farbveränderungen oder Blutungen;
  • beginnender Juckreiz;
  • Aufbrechen der Haut;
  • Schmerzen.

Beurteilung der Muttermale

In der Regel untersucht und beurteilt der Dermatologe (= Hautarzt) die Muttermale. Dabei gilt für die Kontrolle der Male die „ABCD-Regel“, die für Asymmetrie, Begrenzung, Colorit (Farbe) und Durchmesser steht. Üblicherweise werden die Leberflecke anhand einer Dermoskopie (Brillenlupe) beurteilt. Personen, die viele Pigmentflecke aufweisen oder dysplastische Naevi haben, sollten sich einmal jährlich untersuchen lassen. Bei verdächtigen Muttermalen wird immer eine Biopsie (= Entnahme von Gewebe) durchgeführt und feingeweblich untersucht, um eine exakte Diagnose zu stellen.

Behandlung

In der Regel bedürfen Muttermale, die sich nicht verändern, keiner Behandlung. Weisen Muttermale entsprechende Verdachtsmerkmale auf, werden sie für gewöhnlich vollständig chirurgisch entfernt und feingeweblich untersucht.

Optisch störende Muttermale, die psychisch stark belasten, können kosmetisch abgedeckt oder mit verschiedenen Verfahren (plastische Chirurgie, Lasertherapie, Elektrokauterisation oder Kryotherapie) behandelt werden.

Wie behandelt wird, sollte ein Facharzt entscheiden.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008