Akupressur

Der Begriff „Akupressur“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und setzt sich aus den Wörtern „acus „(Punkt, Nadel) und „pressum“ (gedrückt) zusammen. Es handelt sich um eine Technik der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Akupressur gilt als Teilgebiet der Heilmassage Tuina. Wie die Akupunktur hat die Akupressur eine Jahrtausende alte Tradition und kann auf die Vorstellung des Chi (Lebenskraft, Lebensfluss) und der Meridiane zurückgeführt werden.

Danach durchströmt die Urkraft des Lebens – das Chi – in festgelegten Bahnen – den sogenannten Meridianen – den ganzen Körper. Krankheit wird als Stockung des Lebensflusses Chi gesehen. Nach Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin kann durch gezielte Massage von bestimmten Punkten entlang der Meridiane das Chi wieder fließen und die Krankheit geheilt werden.

Die Akupressur kann leicht selbst angewendet werden. Jedoch ist vorab eine ärztliche Diagnose sinnvoll, ebenso wie gründliche Information. Unorientiertes Herumpressen schadet mehr, als es nützt.

Angenommene Wirkungsweise

Nach Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin kommt das Chi durch die Druckmassage wieder in Fluss. Die moderne Naturwissenschaft und Medizin kann keine organische Entsprechung für die Meridiane finden. Ein wissenschaftlicher Nachweis für die Wirksamkeit der Akupressur fehlt auch bei vielen gesundheitlichen Störungen. Gleichwohl haben viele Menschen positive Erfahrungen mit der Akupressur gemacht. Der schmerzlindernde Effekt der Methode lässt sich wahrscheinlich auf einer Aktivierung der körpereigenen Schmerzsysteme zurückführen. Man nimmt an, dass vermehrt Endorphine (körpereigene Schmerzmittel) ausgeschüttet werden und die Schmerzweiterleitung bereits im Rückenmark unterbunden wird.

Anwendungsgebiete

Haupteinsatzgebiet der Akupressur ist die Schmerztherapie. Die Druckstimulation wirkt daher bei Migräne und anderen Kopfschmerzarten sowie Schmerzen des Bewegungsapparates und Menstruationsproblemen. Weitere Anwendung findet die Methode bei Verdauungsproblemen und Erkältungskrankheiten. Weiterhin wird Akupressur auch bei Stress, Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Angstzuständen und Bettnässen von Kindern eingesetzt.

Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der präventiven Wirkung. Die Druckpunktmassage soll helfen, Stresssituationen besser bewältigen zu können und die körpereigene Energie aufzutanken. Dazu genügen einige Minuten Akupressur täglich.

Akupressurpunkte

Die Druckmassage kommt mit relativ wenigen Punkten aus. Es gibt:

  • Harmonisierungspunkte: Sie liegen am Anfang und Ende der Meridiane und stehen in Verbindung zu den inneren Organen;
  • Beruhigungspunkte: Sie wirken Energie ableitend;
  • Anregungspunkte: Diese Punkte finden sich auf allen Meridianen; sie helfen, neue Kräfte zu aktivieren;
  • Alarmpunkte: Diese gelten als Erste-Hilfe-Punkte und haben auch eine diagnostische Funktion.

Durchführung

Das Auffinden der Akupunkturpunkte kann man mit guter Literatur im Selbststudium erlernen, denkbar sind auch Kurse an der Volkshochschule oder in einem Gesundheitszentrum sowie eine professionelle Anleitung.

Die konkrete Anwendung der Akupressur kann folgendermaßen aussehen:

  • Die Behandlung wird meist im Sitzen in einer bequemen Haltung ausgeführt.
  • Die Druckmassage erfolgt mit der Kuppe des Zeige- oder Mittelfingers beziehungsweise mit dem Daumen. Der Finger wird in die Mitte des zu stimulierenden Punktes gesetzt; die Massage erfolgt unter nicht zu starkem Druck immer weiter nach außen für drei bis fünf Minuten.
  • Die Akupressurpunkte sind fast alle spiegelbildlich angeordnet. Massiert werden daher immer beide Punkte.
  • Der Effekt der Behandlung (bsp. Schmerzlinderung) tritt meist erst zeitverzögert ein (circa halbe Stunde nach der Stimulation).
  • Pro Körperseite behandelt man – je nach Beschwerdebild – zwei bis drei Punkte.
  • Die Häufigkeit der Akupressur hängt von den Beschwerden ab. Ein Behandlungserfolg sollte sich bei einer Akupressur, die zweimal täglich erfolgt, relativ schnell einstellen.

Risiken, Kontraindikationen

Vor der Akupressur muss erst eine Abklärung der Beschwerden durch einen Arzt erfolgen. Ziel sollte es nicht sein, Schmerzen wegzudrücken, die wichtige Krankheitssignale sein können.

Abstand von der Methode sollte man bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und in der Schwangerschaft nehmen. An entzündeten Hautstellen darf keine Akupressur erfolgen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.05.2009