Gicht – Ursache Therapie Diagnose

         

Gicht (engl. gout)

Die Gicht, auch Urikopathie oder volkstümlich „Zipperlein“ genannt, ist eine Stoffwechselstörung, deren charakteristisches Merkmal ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut ist. In der Folge kommt es – durch Abscheidung von Salzen der Harnsäure in den Gelenken und Geweben – zu entzündlichen Prozessen. Typisch dafür ist die akute Entzündung des Großzehengrundgelenks. Bei der Gicht wird in zwei Verlaufformen unterschieden: der akute Gichtanfall und die primär chronisch verlaufende Gicht. An der Erkrankung leiden hauptsächlich Männer zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr, doch auch Frauen nach den Wechseljahren sind manchmal von der Krankheit betroffen.

Wissenswertes über Harnsäure

Die Harnsäure ist das Endprodukt des Purinstoffwechsels. Purine sind beispielsweise Adenin und Guanin, die Bestandteile der DNA und RNA sind. Diese kommen in jeder tierischen und menschlichen Zelle vor. Harnsäure entsteht im menschlichen Körper im Rahmen der Zellerneuerung (endogene Harnsäureproduktion) und als End- bzw. Abbauprodukt von purinhaltigen Lebensmitteln (exogene Harnsäureproduktion). Ist die Harnsäureproduktion aus beiden Entstehungswegen höher als die Ausscheidung über die Nieren, so kommt es zu einer Anreicherung von Harnsäure im Organismus. Dies ist bei der primären Gicht der Fall (siehe unten).

Was sind die Ursachen der Gicht?

Der hohe Harnsäurespiegel lässt sich auf eine Überproduktion und/oder eine verminderte Ausscheidung der Harnsäure zurückführen. Bei der so genannten primären Gichtform handelt es sich um einen angeborenen Stoffwechseldefekt, bei dem die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren vermindert ist. Die Erkrankung wird durch exogene Faktoren, wie eine so genannte purinreiche Ernährung (Fleisch, Fisch, Innereien, Schalentiere, Hülsenfrüchte), übermäßigen Alkoholkonsum und Übergewicht, begünstigt. Sehr selten liegt eine Überproduktion von Harnsäure der Erkrankung zu Grunde. Dies ist beispielsweise beim Lesch-Nyhan-Syndrom der Fall, einer Erbkrankheit, bei der ein Enzymdefekt die Wiederverwertung der Purinbasen verhindert.

Die sekundäre Gicht ist die Folge von anderen Erkrankungen. Dies können beispielsweise eine Leukämie sein, bei der vermehrt Zellen untergehen, oder Nierenfunktionsstörungen. Sie können beispielsweise bei einem fortgeschrittenen Diabetes mellitus auftreten, bei dem der zu hohe Blutzuckerspiegel die Blutgefäße der Nieren geschädigt hat (diabetische Nephropathie).

Wie verläuft die Erkrankung?

Ohne ausreichende Therapie verläuft die Gicht in vier Phasen:

1.Asymptomatische Phase
Diese Krankheitsphase verläuft symptomlos. Sie kann Jahre bis Jahrzehnte andauern. Harnsäure findet sich in erhöhter Konzentration im Blut und reichert sich an. Liegt sie beispielsweise bei Werten über 9 mg/dl, so ist die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten Jahre einen Gichtanfall zu erleiden, bei etwa 100%.

2. Akuter Gichtanfall
Klassischerweise tritt der Gichtanfall im Großzehengrundgelenk auf. Die Harnsäureablagerungen können sich aber auch in anderen Gelenken, wie den Knöcheln, Knien oder Ellbogen, oder unter der Haut bilden. Der Gichtanfall tritt meist plötzlich nachts auf. Das betroffene Gelenk schmerzt heftig und ist berührungsempfindlich. Außerdem ist es gerötet, stark geschwollen und überwärmt. Der Patient fiebert mäßig (38,5 – 39 Grad Celsius). Außerdem sind erhöhte Wert der weißen Blutkörperchen und der Harnsäure feststellbar. Der Anfall kann wenige Stunden bis mehrere Tage dauern.

3. Interkritische Phase
Die interkritische Phase ist die Zeitspanne zwischen zwei Gichtanfällen. Sie verläuft symptomfrei. Diese symptomlose Phase kann Monate bis Jahre andauern. Die Dauer der interkritischen Phase verkürzt sich mit fortschreitender Erkrankung jedoch immer mehr.

4. Chronische Gicht
Sie tritt nur bei unzureichender Therapie oder spät gestellter Diagnose auf. Ständige Schmerzen sind charakteristisch. Es sind auf Röntgenbildern bleibende Gelenkdeformationen zu erkennen, die zu Funktionsbeeinträchtigungen der Gelenke führen.

Die Harnsäurekristalle lagern sich auch unter der Haut ab. Betroffen sind vor allem der Ohrknorpel, die Augenlider und Nasenflügel, die Streckseite der Ellenbogengelenke sowie Hände und Füße. Man spricht von so genannten Gichtknoten oder Gichttophi. Die Knoten fühlen sich derb und hart an. Bleibt die Harnsäurekonzentration sehr lange erhöht, so können sich auch Nierensteine bilden (= Uratsteine), die zu einer Schädigung der Nieren, Behinderung des Urinfluss und Koliken führen können.

Wie erfolgt die Diagnose?

Erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Blut können einem Gichtanfall vorausgehen. Der Anfall selbst ist im Beschwerdebild eindeutig. In späteren Stadien lassen sich bei Röntgenaufnahmen Gichttophi und Gelenkveränderungen feststellen.

Wie wird behandelt?

Im akuten Gichtanfall können verschiedene Medikamente eingesetzt werden: Colchicin, nichtsteroidale Antiphlogistika und Glukokortikoide. Die betroffenen Gelenke sollten gekühlt und ruhig gelagert werden. Alkoholverzicht und reichliche Flüssigkeitszufuhr sind unverzichtbar. Ziel der Dauertherapie, die sich unmittelbar an einen Gichtanfall anschließen sollte, ist es, den Harnsäurespiegel zu senken und damit weitere Anfälle und Gelenkdeformationen zu vermeiden. Medikamentös werden bei der Dauertherapie Urikosurika und Urikostatika eingesetzt. Urikosurika bewirken eine vermehrte Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren. Urikostatika verhindern die Bildung der Harnsäure. Wichtige bei der Dauertherapie sind auch diätische Maßnahmen. Purinreiche Nahrungsmittel wie Innereien, Schalentiere und bestimmte Fischsorten sollten vermieden werden. Ebenso ist ein Verzicht auf Alkohol anzuraten, da er die Harnsäurekonzentration im Blut ansteigen lässt. Auf eine reichliche Flüssigkeitsaufnahme muss geachtet werden.