Pocken – Blattern (Variola) – Ursachen Diagnose Therapie

         

Pocken – Blattern (Variola) Pocken sind eine hochansteckende, lebensgefährliche virale Infektionskrankheit, die zu typischen Hauterscheinungen führt. Es werden verschiedene Formen unterschieden, die sich anhand ihres Krankheitsverlaufs und dem Erreger unterscheiden: die gefährlicheren echten Pocken und die unschädlicheren weißen Pocken. Ursprünglich war die Seuche kosmopolitisch verbreitet. Seit einer weltweiten Pockenimpfkampagne der WHO gilt die Seuche seit 1980 als ausgerottet. Eine Impfpflicht besteht nicht mehr. Das Virus selbst existiert offiziell nur noch in zwei Laboratorien in Russland und den USA.

Erreger, Übertragung, Inkubationszeit

Das einzige Erregerreservoir stellt der Mensch dar. Die (größten) humanpathogenen Viren zählen zur Familie der Poxviridae und dabei zur Gattung Orthopoxvirus. Die Erreger der echten Pocken ist Orthopoxvirus variola, der Infektionskeim der weißen Pocken ist Orthopoxvirus alastrim. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt in der Regel über eine Tröpfcheninfektion, das heißt, der Keim wird über feinste Sekrettröpfchen, die beim Niesen, Husten oder Sprechen entstehen, übertragen. Besonders infektiös sind die Erkrankten dabei in der sogenannten Initialphase, also beim Auftreten der ersten Krankheitssymptome. Im weiteren Verlauf der Erkrankung ist eine Ansteckung über Haut-zu-Haut-Kontakt möglich. Schließlich können die Pocken auch über eine Schmierinfektion, also durch Gegenstände, wie Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Abfall, von Kranken übertragen werden. Die Inkubationszeit beträgt 7 bis 19 Tage, im Durchschnitt jedoch 12 bis 14 Tage.

Symptome

In Bezug auf die Krankheitssymptome, den Erreger und die damit verbundene Sterblichkeit kann in die echten und die weißen Pocken unterschieden werden.

Echte Pocken

Das akute Krankheitsbild beginnt mit unspezifischen Symptomen. Die Betroffenen leiden unter abrupt einsetzendem hohen Fieber mit Kopf-, Muskel-, und Rückenschmerzen, die über zwei bis vier Tage bestehen bleiben (Initialstadium). Danach kommt es zu einem kurzen Fieberabfall, bevor die charakteristischen Hauterscheinungen auftreten. Dieses Eruptionsstadium dauert sechs bis zehn Tage an. Besonders im Gesicht und an Armen und Beinen, später am ganzen Körper (am Rumpf am wenigsten) bilden sich blass-rote, juckende Bläschen (Papeln) mit rötlichem Randsaum, die sich zu eitergefüllten Blasen und verkrustenden Pusteln entwickeln. Nach Abheilen der Hauterscheinungen bleiben häufig Narben, sogenannte Pocken-Narben, zurück. Die Narbenbildung findet vor allem im Gesicht statt. Während der Bildung der Pusteln leiden die Patienten unter Fieberschüben, die von Verwirrtheit, Desorientierung und Wahnvorstellungen begleitet sind. Die Sterblichkeitsrate beträgt bei dieser Form der Pocken 20 bis 50 %.

Bei einer besonders schweren Form der Pocken („schwarzen Blattern“), die mit einer kürzeren Inkubationszeit einhergeht, kommt es zu schweren Blutungen in der Haut und Schleimhaut sowie in den inneren Organen. Die Sterblichkeitsrate liegt hier bei nahezu 100 %.

Weiße Pocken

Die weißen Pocken haben einen leichteren Verlauf, mit hohem Fieber und nur einzelnen Hauteffloreszenzen. Jedoch kann man auch an dieser Pockenart sterben. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 1 bis 5 %.

Diagnose

Allein die Symptome, wie hohes Fieber und die typischen Hauterscheinungen, lassen die Diagnose „Pocken“ zu. Der direkte Nachweis der Viren kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Im Elektronenmikroskop kann das Virus aus Proben der Bläschenflüssigkeit oder der abtrocknenden Bläschen sichtbar gemacht werden. Weitere molekularbiologische Methoden (PCR, Sequenzierung, Stammbaumanalyse) und die Virusanzucht mit typischem Wachstumsverhalten auf Zellen von Hühnerembryonen dienen der genaueren Analyse.

Behandlung

Ist die Krankheit bereits ausgebrochen, kann nur noch symptomatisch behandelt werden. Dazu gehören Bettruhe, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, fiebersenkende Medikamente und eine leicht, aber kalorienreiche Kost. Um eine weitere Verbreitung der Erkrankung zu verhindern, werden die Patienten, das medizinische Personal und Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt. Kleidungsstücke, Wohnungen und Gebrauchsgegenstände der Patienten müssen desinfiziert werden. Kontaktpersonen sollten möglichst schnell nach der Krankheitsexposition geimpft werden (möglichst innerhalb von vier Tagen).

Vorbeugung

Bis Mitte der siebziger Jahre wurde in Deutschland ein Lebendimpfstoff angewendet. Derzeit wird eine allgemeine vorbeugende Impfung weder empfohlen, noch ist sie möglich oder notwendig. Impfstoffreserven sind jedoch vorhanden und eine Wiederaufnahme der Impfstoffproduktion ist durchführbar.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.04.2008