Impfung gegen Q-Fieber

Was löst das Q-Fieber aus? Wie kann man sich anstecken?

Q-Fieber ist eine bakterielle Infektionskrankheit, deren hervorstechendes Merkmal länger andauerndes Fieber ist. Mögliche Komplikationen der Erkrankung sind Leber-, Lungen- und Gehirnhautentzündungen sowie Entzündungen am Herzen.

Der Erreger ist das kleine, gramnegative Bakterium Coxiella burnetii.

Die Vermehrung der Bakterien findet innerhalb der menschlichen Zellen statt. Zudem kann dieser Erreger in manchen Zellen über längere Zeit persistieren (inaktiv, dauerhaft verbleiben). Außerhalb des menschlichen Körpers weisen die Keime eine hohe Resistenz gegenüber Austrocknung auf. So überleben die Bakterien jahrelang in Staub, auf Heu oder Wolle.

Das natürliche Reservoir der Erreger stellen infizierte Rinder, Schafe und Ziegen dar. Aber auch Hunde, Katzen, Kaninchen und Wildtiere (Rehe, Füchse) sowie Vögel können befallen sein. Weitere Übertrager der Bakterien sind Zecken.

Am häufigsten infizieren sich Menschen durch die Inhalation infektiösen Staubes (getrocknete tierische Ausscheidungen) oder durch direkten Kontakt zu infizierten Tieren. Menschliche Infektionen durch Inhalation von infektiösem Staub wurden auch noch in zwei Kilometer Entfernung von infizierten Tierherden registriert. Die infizierten Tiere weisen meist keine offensichtlichen Symptome auf.

Während der Gravidität der Tiere werden die Bakterien für gewöhnlich aktiviert. Tierische Geburtsprodukte (bsp. Mutterkuchen) sind für den Menschen besonders infektiös.

Anstecken kann man sich auch an kontaminierter Kleidung oder an infizierter Rohmilch oder an Rohkäse.

Zecken spielen bei der direkten Infektion des Menschen keine Rolle, wohl aber für die Übertragung von Wild- zu Haustieren. Weitere Erregerreservoire stellen Läuse, Milben und Fliegen dar.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nur in besonderen Fällen statt. So kann eine infizierte Schwangere den Keim an ihr Ungeborenes weitergeben, da die Bakterien sich auch in der Plazenta vermehren. Eine Infektion ist ebenso bei einer Knochenmarktransplantation, Bluttransfusion oder bei einer Autopsie möglich.

Wie verbreitet ist Q-Fieber?

Q-Fieber ist außer in Neuseeland und der Antarktis weltweit verbreitet. Gefährdet sind vor allem Menschen, die engen Kontakt zu Tieren haben. Zu denken ist hier an Tierfellverarbeiter, Schlachter und Tierhalter sowie veterinärmedizinisches Personal und Laborpersonal.

Da die Krankheitserreger auch über weite Entfernungen mit verunreinigtem Staub übertragen werden können, ist die Bevölkerung in der Nähe von infizierten Tierbeständen gefährdet.

Die in Deutschland gemeldeten Erkrankungen haben besonders in den letzten Jahren zugenommen (seit 1995). Es werden mehrere Hundert Infektionsfälle pro Jahr gemeldet.

Wie lange dauert es von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung?

Die Inkubationszeit beträgt 14 bis 39 Tage.

Wie sieht das Krankheitsbild aus? Was sind mögliche Komplikationen?

Ungefähr die Hälfte der Infektionen verlaufen asymptomatisch oder gehen mit grippeähnlichen Symptomen einher. Sie heilen spontan nach ein bis zwei Wochen aus.

Die akute Erkrankung beginnt plötzlich mit hohem Fieber (40 Grad Celsius). Begleitet ist dieses Symptom von Schweißausbrüchen sowie starken Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen. Weitere Krankheitszeichen sind Schwindel und Angstträume.

Bei zahlreichen Patienten entwickelt sich – wenn auch nur vorübergehend – eine Leberentzündung. Manche Patienten bekommen auch eine Lungenentzündung.

Selten – meist bei einer Vorschädigung des Herzens (bsp. Herzklappenfehler) – kommt es zu einer Herzaußenhaut- bzw. Herzinnenhaut- oder einer Herzmuskelentzündung.

Eine weitere Komplikation sind Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute. Gelegentlich treten auch Hoden-, Nieren- und Gelenkentzündungen auf.

Die Sterblichkeit bei einer akuten Erkrankung liegt bei unter einem Prozent. Todesursächlich können Hirnblutungen, Kreislaufversagen oder ein Lungeninfarkt sein.

Bei Schwangeren besteht die Gefahr eines Aborts oder einer Frühgeburt.

Etwa ein Prozent der Infektionen nehmen einen chronischen Verlauf, denn die Bakterien können in vielen Organen persistieren. Die häufigste Organmanifestation ist die Q-Fieber-Endokarditis (Herzinnenhautentzündung). Jedoch tritt sie fast nur bei einer bereits bestehenden Herzklappenerkrankung auf oder wenn das Immunsystem supprimiert ist.

Eine solche Endokarditis kann sechs Monate bis zehn Jahre nach der Primärinfektion entstehen. Selten beobachtet man chronische Knochen-, Lungen- und Leberinfektionen.

Eine durchgemachte Infektion hinterlässt eine langdauernde Immunität. Dennoch kann es zu einer Reaktivierung der Krankheit kommen, da die Erreger unter Umständen in Makrophagen (spezielle Immunzellen) überleben. Das Ereignis einer Reaktivierung findet beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Immunsuppression statt.

Wie wird behandelt?

Behandelt wird mit Antibiotika (Doxycyclin und Makrolid-Antibiotika) sowie Malariamitteln.

Impfung

Es gibt einen in Australien entwickelten Totimpfstoff. Hierzulande ist der Impfstoff jedoch nicht zugelassen.

Impfempfehlung: Die Impfung wird in Australien für Betreuer von großen Viehbeständen, Fleischverarbeiter, Tiertransporteure, tiermedizinisches Personal, Schafscherer und Mitarbeiter in Tierbeseitigungsanstalten empfohlen.

Impfhäufigkeit:Die Impfung erfolgt einmalig nach einem negativen Antikörpertest im Blut bzw. auf der Haut.

Impfreaktionen: Es kommt zu lokalen Reaktionen an der Impfstelle und Müdigkeit. Erfahrungen bei stillenden und werdenden Müttern sind nicht vorhanden.

Kontraindikationen: Nicht geimpft werden sollte bei akuten, schweren Erkrankungen, einer Hühnereiweißallergie sowie bei einer Unverträglichkeit gegenüber den Inhaltsstoffen Formaldehyd und Saccharose. Nicht geimpft werden sollte auch bei einer bereits früher durchgeführten Q-Fieber-Impfung.

Das Hauptaugenmerk, um eine Ansteckung mit den Erregern zu vermeiden, liegt in präventiven Schutzmaßnahmen:

  • Unerlässlich ist eine effektive Tierhygiene und Zeckenbekämpfung.
  • Das Lammen und Kalben darf nicht im Freien stattfinden, sondern sollte in getrennten Räumen erfolgen, die ausreichend desinfizierbar sind.
  • Eine Nach- oder Totgeburt muss in einer Tierkörperbeseitigungsanstalt vernichtet werden.
  • Bei in der Landwirtschaft tätigen Personen sollte eine regelmäßige Antikörperbestimmung gegen Coxiellen erfolgen.
  • Besonders Menschen, die keinen Antikörperschutz besitzen und Risikotätigkeiten ausüben, dürfen auf Schutzmaßnahmen, wie Schutzkleidung und Schutzmasken, nicht verzichten.
  • Der Mist muss durch Erhitzen oder Kalken fachgerecht behandelt werden.
  • Für Tiere, die ausgestellt werden oder in Streichelzoos leben, gelten folgende Empfehlungen: Sie sollten zeckenfrei sein, Muttertiere im letzten Schwangerschaftsdrittel sollten nicht ausgestellt und die Tiere sollten serologisch auf Coxiella burnetii getestet werden.
  • Tierherden sollten mit einem Mindestabstand von 500 Metern zu Wohngebieten gehalten werden.
  • Pasteurisierung von Milch und Milchprodukten tötet den Erreger zuverlässig ab.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009