Bettnässen – Enuresis, monosymptomatische Enuresis noctura Von Bettnässen oder Enuresis spricht man, wenn die Kinder über das 4. Lebensjahr hinaus regelmäßig mehr als zweimal wöchentlich die Hose oder das Bett in der Nacht nass machen. Bettnässen wird oft als ärgerlich empfunden, stellt aber in den meisten Fällen kein ernsthaftes gesundheitliches Problem dar. Tröstlich für die Betroffenen ist oft die Tatsache, dass es häufig auftritt, behoben werden kann und keinen Grund für Schuldgefühle darstellt. Laut Statistik nässen etwa ein Drittel der Vierjährigen und zehn Prozent der Siebenjährigen nachts ein. Bei den meisten wächst sich das Problem mit der Zeit – spätestens in der Pubertät – aus. Allerdings ist auch unter den 18-Jährigen noch etwa einer von hundert betroffen.
Was können die Ursachen sein?
War das Kind noch nie trocken, so spricht man von einer primären Enuresis. Hier liegt in den meisten Fällen eine Entwicklungsverzögerung der Nerven vor, die die Blase steuern. Dadurch spürt das Kind nicht, dass die Blase voll ist, bzw. wacht nicht auf, wenn die Blase gefüllt ist und geleert werden muss. Bei wenigen Kindern liegen organische Fehlbildungen, wie eine Anomalie der Harnwege vor. Bisweilen ist das Einnässen auch auf einen Harnweginfekt zurückzuführen. Weitere Ursachen können die Zuckerkrankheit, Schlafstörungen (Nachtangst) oder geistige Entwicklungsstörungen sein. Manchmal liegt der Enuresis auch eine psychische Störung zugrunde.
War ein Kind bereits eine Zeit lang trocken (6 – 12 Monate) und nässt dann ein, spricht man von sekundärer Enuresis. Als Ursache dafür werden vor allem psychische Konflikte verantwortlich gemacht, zum Beispiel wenn ein Geschwisterchen geboren wird oder die Eltern sich scheiden lassen. Diese Art des Bettnässens kann schnell vorübergehen, sich aber auch festsetzten und zu erheblichen weiteren psychischen Problemen führen. In den meisten Fällen hört der nächtliche unwillkürliche Urinverlust aber in der Pubertät auf. Organische Gründe für die sekundäre Enuresis sind Harnweginfekte.Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Wenn das Kind nach dem vierten Geburtstag regelmäßig ins Bett oder die Hose macht, sollte ein Mediziner aufgesucht werden. Konsultieren Sie sofort einen Arzt, wenn die Vermutung nahe liegt, dass es sich um physische Probleme handelt. Eine Harnweginfektion führt zu häufigem, schmerzhaftem Urinieren. Der behandelnde Mediziner wird organische Probleme ausschließen und die Eltern beraten. Eventuell überweist er an psychologisch speziell ausgebildete Fachkräfte oder einen Urologen.
Wie sieht die Behandlung aus?
Ältere Kinder können schon aktiv an der Behandlung teilnehmen. Zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen sollten sie koffeinhaltige Getränke meiden und vor dem Schlafen auf die Toilette gehen. Nass gewordene Nachtwäsche können sie selbst wechseln und das Bett überziehen. Trockene und nasse Nächte können in einen Kalender eingetragen werden und trockene Nächte mit altersangemessenen Belohnungen oder anderen Anreizen belohnt werden.
Kinder, die unter sechs Jahre alt sind, sollten auch dazu angehalten werden, vor dem Zubettgehen auf die Toilette zu gehen und nicht übermäßig viel vorher zu trinken. Bei ihnen gibt sich das Bettnässen meist ganz von alleine. Ein weiterer Therapieansatz bei Kindern über sechs Jahren sind elektronische Alarmgeräte („Klingeldecke“), die Lärm machen, wenn sie nass werden. Das Kind soll dahingehend trainiert werden, den Füllungszustand seiner Blase wahrzunehmen. Der Erfolg dieser Methode setzt erst nach längerer Zeit ein. In den ersten Anwendungswochen wacht das Kind erst auf, wenn es bereits völlig nass ist. In den folgenden Wochen schon dann, wenn es den Urin noch teilweise halten kann. Außerdem nässt es bereits nicht mehr so häufig ein. Gegen Ende der Therapie erwacht das Kind bereits bei Harndrang. Häufig kann das Alarmgerät nach drei Wochen, in denen das Kind nicht eingenässt hat, abgesetzt werden. Manche Kinder haben aber einen so festen, tiefen Schlaf, dass sie das ohrenbetäubende Klingen nicht selbst wahrnehmen, sondern andere Familienmitglieder davon aufwachen und die entsprechenden Trockenmaßnahmen einleiten. Versagen die Behandlung mit einem elektronischen Alarmgerät als auch das altersgemäße Belohnungssystem, so verordnen manche Ärzte das Antidepressivum Imipramin. Wenn dieses Mittel wirkt, dann tritt eine Besserung innerhalb der ersten Behandlungswoche auf. Nach Absetzen des Medikaments, was langsam geschieht, nässen die Kinder allerdings anschließend oft wieder ein.Weitere Tipps
- Lege Sie eine Gummimatte ins Bett. Geben sie darüber nur ein kleines Laken, das problemlos täglich gewaschen und getrocknet werden kann.
- Achten Sie auf ein entspanntes Verhältnis zu Ihrem Kind, verlangen Sie nicht zu viel von ihm.
- Halten Sie es vor dem Zubettgehen noch einmal an, auf die Toilette zu gehen. Hat es Angst vor dem nächtlichen Toilettengang, lassen Sie ihm einen Nachttopf im Zimmer.
- Überprüfen Sie, ob der Urin des Kindes nach Fisch riecht. Dies könnte ein Hinweis auf eine Harnweginfektion sein.
Aktualisierung 19.06.2008