Impfungen bei Asplenie (Entfernung der Milz, Ausfall der Milzfunktion)

Die Milz ist ein wichtiges Organ für die Immunfunktion. Für Personen, bei denen die Milz entfernt werden musste – beispielsweise nach einem Autounfall – oder deren Milz nicht funktioniert (funktionelle Asplenie), werden einige Impfungen speziell empfohlen. Der Grund ist, dass dieser Personenkreis ein erhöhtes Risiko hat, an gewissen Infektionen zu erkranken.

Auslöser der Infektionen sind Bakterien mit einer sogenannten Polysaccharidkapsel. Dazu gehören:

  • Pneumokokken (Auslöser vieler Erkrankungen, wie Lungen-, Hirnhaut- und Mittelohrentzündungen),
  • Meningokokken (Auslöser einer Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung),
  • Haemophilus influenzae Typ b (Hib) (Auslöser einer Kehldeckel-, Lungen- oder Hirnhautentzündung).

Impfzeitpunkt

Idealerweise – was aber nicht immer möglich ist – sollten die Impfungen vor einer Entfernung der Milz erfolgen.

Impfungen

Die Auswahl des Impfstoffs gegen Pneumokokken richtet sich nach dem Alter des Betroffenen. Kinder unter zwei Jahren werden nur mit dem sogenannten Konjugat-Impfstoff geimpft. In der Altersspanne von zwei bis fünf Jahren wird zuerst der konjugierte Impfstoff verabreicht und nach einer Zeitspanne von frühestens zwei Monaten der Polysaccharid-Impfstoff. Ältere Kinder und Erwachsene werden nur mit dem Polysaccharid-Impfstoff geimpft.

Wurde die Milz entfernt und ist der Heilungsverlauf unkompliziert, kann in der Regel nach zwei Wochen geimpft werden. Wiederholungsimpfungen sind beim Polysaccharid-Impfstoff normalerweise nach sechs Jahren notwendig.

Gegen Meningokokken impft man erst mit einem Konjugatimpfstoff und sechs Monate später mit einem sogenannten 4-valenten Polysaccharid-Impfstoff.

Bei fehlender Grundimmunisierung ist auch eine Impfung gegen Haemophilus influenzae (Hib) indiziert. In Deutschland gibt es derzeit aber keinen Impfstoff, der sich nur gegen diesen Erreger richtet (monovalenter Impfstoff). Patienten können aber mit Impfstoffen aus dem europäischen Ausland (Italien, Schweiz) oder der USA geschützt werden.

Über notwendige Wiederholungsimpfungen liegen für diese Personengruppe derzeit keine Erfahrungswerte vor. Es wird davon ausgegangen, dass der Immunschutz eine gewisse Zeitspanne anhält, ob aber ein lebenslanger Impfschutz besteht, kann nicht gesagt werden.

Impfempfehlungen für andere Impfungen

Für Menschen mit Asplenie bestehen sonst keine Impfeinschränkungen oder spezielle Impfempfehlungen. Die Impfung gegen Grippe (Influenza) sollte jährlich durchgeführt werden.

Entsprechend den Allgemeinen Impfempfehlungen kann daher gegen folgende Erkrankungen geimpft werden: Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Polio, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009