Magengeschwür – Ursache Therapie Diagnose

Magengeschwür (engl. ulcer)

Ein Magengeschwür, auch Magenulkus oder Ulcus ventriculi, ist ein gutartiger entzündlicher Defekt (Läsion) der Magenschleimhaut. Im Gegensatz zu einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder einer Schleimhaut-Erosion dehnt sich diese Schädigung der Magenschleimhaut bis in tiefere Magenwandschichten aus. Die Lamina muscularis mucosae1 wird mitgeschädigt. Das Magengeschwür gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Magens. 50 von 100.000 Menschen erkranken jährlich an einem Magenulkus. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Ein gehäuftes Vorkommen ist bei Personen mit der Blutgruppe 0 zu beobachten.

Was sind mögliche Ursachen eines Magengeschwürs?

Der gesamte Magen ist von der Magenschleimhaut ausgekleidet. Sie produziert den Magensaft (-> Verdauungsfunktion) und alkalischen Schleim. Dieser kann den Magensaft neutralisieren und erfüllt damit eine wichtige Schutzfunktion: Der Magen wird vor der Selbstverdauung bewahrt. Das Ulkus entsteht nun durch ein Ungleichgewicht zwischen aggressiven Faktoren (Magensäure) und den Schutzmechanismen (alkalischer Schleim) des Magens.

Der Hautverursacher des Ulkus ist das Bakterium Helicobacter pylori. Die Bedeutung des Magenkeims bei der Entstehung einer Gastritis oder eines Magengeschwürs wurde erst 1982 von Robin Warren und Barry Marshall entdeckt (-> Medizin-Nobelpreis 2005). 60 bis 70 Prozent der Ulkuspatienten weisen einen Helicobacter-Befall auf. Die Infektion mit dem Bakterium kann direkt, fäkal-oral oder über verunreinigte Lebensmittel erfolgen. Seltenere Ursachen eines Magengeschwürs sind die längerfristige Einnahme bestimmter Schmerzmittel (-> nichtsteroidale Antiphlogistika wie Acetylsalicylsäure) und entzündungshemmender Präparate (Kortison). Magengeschwüre werden auch durch die Genussgifte Nikotin und Alkohol begünstigt: Rauchen fördert die Produktion der Magensäure, Alkohol führt zu oberflächlichen Schleimhautentzündungen. Weitere ursächliche Faktoren sind großer körperlicher Stress (-> Stressulkus nach Verbrennungen oder Operationen mit langer intensivmedizinischer Betreuung) und bestimmte Krankheiten, wie das Zollinger-Ellison-Syndrom oder der Hyperparathyreoidismus. Beim Zollinger-Ellison-Syndrom handelt es sich um einen hormonaktiven Tumor, bei dem übermäßig viel Gastrin produziert wird. Gastrin fördert die Produktion der Magensäure. Auch Hyperparathyreoidismus stimuliert indirekt die Gastrin-Produktion. Eine erbliche Veranlagung scheint die Ursache dafür zu sein, dass manche Menschen bei Belastungen, wie Arbeits- und Beziehungsstress sowie Hektik, an einem Ulkus erkranken.

Was sind die Beschwerden bei Magengeschwüren?

Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein. Die Patienten klagen über drückende und brennende Schmerzen, die vor allem nach dem Essen auftreten. Diese Schmerzen können auch in Richtung Unterbauch, Brustbein oder in den Rücken ausstrahlen. Manchmal müssen sich die Patienten auch übergeben und/oder sie vertragen bestimmte Speisen nicht. Dabei ist die Verträglichkeit der Nahrungsmittel von Patient zu Patient unterschiedlich.

Als Folge der Nahrungsmittelunverträglichkeit und der Schmerzverstärkung durch die Essensaufnahme nehmen die Betroffenen ab. Blutungen können sich durch Schwarzfärbung des Stuhls bemerkbar machen oder sich in Bluterbrechen äußern. Ein nicht unerheblicher Teil der Magengeschwüre macht keinerlei Beschwerden.

Welche Folgen und Komplikationen kann ein Magengeschwür haben?

Lebensbedrohliche Komplikationen sind Blutungen aus dem Ulkus und der Magendurchbruch (Perforation). Die Symptome einer Magenblutung sind Übelkeit, Bluterbrechen, blutiger, schwarzer Stuhl. Bei hohem Blutverlust tritt rasch ein Schockzustand ein. Der Magendurchbruch ist gekennzeichnet durch messerstichartige Bauchschmerzen, Schweißausbrüche und fliegenden Puls, Schockzustand. In beiden Fällen muss sofort der Notarzt verständigt werden!

Treten Geschwüre im Magen immer wieder auf, so steigt das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Durch Narbenbildung kann sich der Magenausgang verengen (Pylorusstenose). Völlegefühl, Appetitlosigkeit und starke Gewichtsabnahme sind dann die Folgen.

Wie erfolgt die Diagnosestellung?

Eine gesicherte Diagnosestellung ist nur durch eine Magenspiegelung (Gastroskopie) möglich. Aus den entnommenen Gewebeproben kann Helicobacter pylori isoliert und nachgewiesen werden. Die Biopsie erlaubt zudem den Ausschluss eines Krebsleidens oder einer Magenschleimhautentzündung.

Wie wird das Magengeschwür therapiert?

Über ein Drittel aller Geschwüre heilt von selbst ab.

Operative Methoden, wie beispielsweise eine teilweise Entfernung des Magens (Teilresektion), kommen nur noch in bestimmten Fällen zum Einsatz. Dies geschieht bei einem Magendurchbruch oder wenn die medikamentöse Behandlung nicht dauerhaft anschlägt. Bei einer Infektion mit Helicobacter pylori wird der Keim durch Antibiotika (Tetracyclin und Clarithromyzin) abgetötet. Die Antibiotikakombination wird dazu oral über eine Woche verabreicht. Gleichzeitig wird mit so genannten Protonenpumpenhemmern therapiert. Diese Medikamente reduzieren die Bildung von Magensäure und das Ulkus kann abheilen.

Bei nicht durch Helicobacter pylori verursachten Geschwüren werden Medikamente verordnet, welche die Produktion der Magensäure hemmen (Protonenpumpenhemmer und H2-Rezeptorenblocker) oder bereits gebildete Magensäure neutralisieren (Antazida). In jedem Fall sollten bei einem Ulkus alle magenreizenden Stoffe – wie Alkohol, Kaffee, Nikotin, bestimmte Schmerzmittel und alle unverträglichen Speisen -gemieden werden.In der Regel heilt das Geschwür dann innerhalb von sechs bis acht Wochen ab.