Blutegeltherapie

Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, sich zu Therapiezwecken bewusst von einem lebenden Parasiten ansaugen zu lassen.

Doch es hilft vielleicht, die Abneigung zu zerstreuen, wenn man bedenkt, dass noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Blutegeltherapie zu den gängigen Methoden der Mediziner gehörte.

Heutzutage erfreut sich die Behandlung wieder größerer Beliebtheit. Sie dient vor allem der Therapie von lokalen Entzündungen, der Ausleitung von Giftstoffen und wird auch in der plastischen Chirurgie angewendet.

Der therapeutische Nutzen der Therapie besteht vornehmlich darin, dass der Blutsauger dem menschlichen Körper über den Speichel Substanzen zufügt, die gerinnungshemmende, entzündungshemmende sowie gefäßerweiternde und krampflösende Eigenschaften besitzen.

Ein weiterer Effekt ist, dass es zu einer kontrollierten Nachblutung kommt, durch die Schlackstoffe abgeführt werden.

Geschichtliches

Blutegel werden schon seit über 2000 Jahren zu medizinischen Zwecken eingesetzt. Dabei bedien(t)en sich alle wichtigen traditionellen Medizinsysteme, wie bsp. die chinesische, ayurvedische und europäische Medizin, der Blutsauger.

Einen Boom erlebte die Blutegeltherapie Anfang des 19. Jahrhunderts. Dies spiegelt sich in folgenden Zahlen wieder: Zu dieser Zeit führte Deutschland jährlich 30 Millionen Blutegel nach Amerika aus, etwa die gleiche Menge wurde im eigenen Land verwendet.

Ende des 19. Jahrhunderts verebbte das Interesse an dieser Therapiemethode und neue Behandlungstechniken rückten in den Vordergrund.

Erst in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten kam es zu einer Wiedergeburt des Saugers durch die rekonstruktive Medizin. Heutzutage werden wieder circa 300 000 bis 400 000 Blutegel pro Jahr für medizinische Zwecke eingesetzt.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.05.2009