Urineiweiß – Proteinurie

Die Ausscheidung von Eiweißen im Urin wird als Proteinurie bezeichnet.

Dabei gilt das Erscheinen von täglich bis zu 150 Milligramm Gesamtprotein im Harn als normal. Oft setzt man auch die Ausscheidung von weniger als 30 Milligramm Albumin (= ein bestimmtes Protein) in 24 Stunden als Normalwert an.

Ein Anstieg von Eiweißen im Urin in diesen Messbereichen kann schon durch körperliche Anstrengung verursacht werden.

Überschreiten die Proteinmengen im Harn diese Grenzen, so spricht man von einer krankhaften oder pathologischen Proteinurie. Diese wird formal je nach Höhe der vermehrten Eiweißausscheidung in eine „kleine“ und „große“ Proteinurie eingeteilt.

Bei der „kleinen“ Proteinurie finden sich Werte kleiner als 3 Gramm Protein in 24 Stunden, bei der „großen“ Proteinurie wird dieser Grenzwert überschritten.

Diese Werte deuten auf Schädigungen des Nierengewebes hin und sind als deutliche Krankheitszeichen zu werten.

Was kann Anlass zur Bestimmung des Urineiweiß sein?

Die Bestimmung des Urineiweiß kann veranlasst werden, bei:

  • Stoffwechselstörungen, speziell bei einem Diabetes mellitus (auch Verlaufskontrolle der Zuckerkrankheit);
  • Nieren- und Harnwegsinfekten;
  • entzündlichen Nierenerkrankungen (Glomerulonephritis, Pyelonephritis, interstitielle Nephritis);
  • Durchblutungsstörungen der Nieren;
  • Blutbildungs- und Blutabbaustörungen;
  • traumatischen Ereignissen, die auch die Nieren betreffen;
  • systemischen Erkrankungen, wie einem Systemischen Lupus erythematodes;
  • einer Schwangerschaftsvergiftung (EPH-Gestose);
  • Bluthochdruck;
  • Tumoren der Nieren und Harnwege.

Wie wird Eiweiss im Urin bestimmt?

Mithilfe von konventionellen Urinteststreifen lassen sich Proteine im Urin schnell bestimmen. Die Nachweisgrenze dieser Teststreifen liegt für gewöhnlich bei 30 mg/dl. Sie sind also nicht besonders empfindlich. Es gibt aber auch schon ein enzymatisches Teststreifensystem, dass eine sogenannte Mikroalbuminurie anzeigt, das heißt, Eiweiskonzentrationen ≤ 30 mg/dl. Blutdruck- und Diabetes-bedingte Nierenschäden können so früh erfasst werden.

Zur genaueren Mengenbestimmung muss der Urin im Labor untersucht werden. Ein probate Methode ist die Biuret-Reaktion.

Von medizinischem Interesse ist jedoch nicht immer nur die Menge der ausgeschiedenen Proteine, sondern auch die Größe der Eiweißmoleküle. Die Methode der quantitativen Proteinbestimmung ist die Urinelektrophorese.

Mit ihrer Hilfe können beispielsweise folgende Aussagen getroffen werden:

Findet man vorwiegend kleinmolekulare Proteine (≤ 60 000 D), so liegt ein so genannter tubulärer Schaden der Nieren vor. Die Nierenkanälchen oder Tubuli sind in Mitleidenschaft gezogen. Die Rückresorption der bereits filtrierten Proteine funktioniert nicht mehr richtig.

Werden hochmolekulare Proteine (> 60 000 D) ausgeschieden, so spricht man von einem glomerulären Schaden. Die Siebfunktion der Nierenkörperchen (= Glomerulus) ist aufgehoben.

Erkrankungen, die eine Proteinurie bewirken, haben zudem oft ein charakteristisches Muster der Proteinausscheidung. So finden sich bei einem Plasmazytom, einer Tumorerkrankung des Knochenmarks, sogenannte Bence-Jones-Proteine. Alle großmolekularen Plasmaeiweiße einschließlich der Immunglobuline deuten auf Nierenschäden durch einen Diabetes mellitus oder auf eine Nierenamyloidose hin.

Was sind die Referenz- Normalwerte von Urineiweiss?

Bei einem gesunden Erwachsenen lassen sich mit einem Streifentest keine Proteine im Urin nachweisen. Die geringe physiologisch normale Eiweißausscheidung führt bei diesem Test zu keiner Reaktion (Nachweisgrenze).

Was bedeuten zu hohe Werte?

Erhöhte Werte finden sich bei den oben aufgeführten Erkrankungen. Die Proteinmuster der Elektrophorese geben dabei wertvolle Hinweise auf den Ursprung der Erkrankung.

Zudem kommt es auch zu vermehrte Eiweißausscheidung im Urin bei Fieber, Stress und in großer Kälte.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 21.02.2009