Blutuntersuchung

Die Blutuntersuchung stellt neben der Ermittlung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung einen Eckpfeiler zur Ermittlung der exakten Diagnose und darauf aufbauenden adäquaten Therapie dar. Das Blut ist eine nährende und schützende Flüssigkeit, die permanent durch den ganzen Organismus gepumpt wird und in einem komplexen Blutgefäßsystem zirkuliert. Alle Organe müssen ausreichend mit diesem Lebenssaft versorgt werden, um richtig funktionieren zu können. Die normale Blutmenge eines Erwachsenen beträgt ungefähr fünf bis sechs Liter (1/14 des Körpergewichts). In jeder Minute wird diese Menge durch den Kreislauf gepumpt, bei körperlicher Anstrengung sogar mehrmals.

Aufgaben des Blutes

Die Aufgaben des Blutes sind vielfältig. Es dient dazu, verschiedenste Stoffe – physikalisch gelöst oder an Blutzellen gebunden – durch den Organismus zu transportierten. Im Rahmen der Transportfunktion versorgt es die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportiert Kohlendioxid, das in der Lunge abgeatmet wird, und Stoffwechselendprodukte ab. Auch reguliert das Blut den Wärmehaushalt und ist bei der Regulation des Säure-Basen-Haushaltes beteiligt. Eine weitere Funktion ist die Verteilung von Hormonen, Vitaminen, Enzymen und auch Medikamenten. Zudem transportiert es Giftstoffe zu den Ausscheidungsorganen (Nieren). Abwehrstoffe, die im Blut enthalten sind, wehren Krankheitserreger ab (Schutzfunktion). Verletzungen des Blutsystems werden in Eigenregie mithilfe der Blutplättchen und den zahlreichen Gerinnungsfaktoren repariert.

Zusammensetzung des Blutes

Für die einzelnen Blutuntersuchungen braucht man verschiedene Fraktionen des Blutes. Man unterscheidet Vollblut, Blutplasma und Blutserum.

Bei Vollblut handelt es sich um Blut, mit allen darin enthaltenen Bestandteilen (Blutkörperchen, Bluteiweiße, Blutfette, Gerinnungsfaktoren usw.).

Zentrifugiert man das Blut und verhindert mit bestimmten Stoffen (EDTA, Citrat, Heparin) die Blutgerinnung, so setzen sich die festen Bestandteile (Blutzellen) unten ab und man erhält das flüssige, gelbliche Blutplasma, in dem alle im Blut gelösten Substanzen und die Gerinnungsfaktoren enthalten sind. Das Blutplasma besteht zu 90 Prozent aus Wasser und enthält zu acht Prozent Eiweißkörper.

Die Kurzdefinition für Blutplasma lautet: Vollblut ohne Blutzellen, aber mit Gerinnungsfaktoren und allen wichtigen Substanzen, die im Blut transportiert werden.

Die meisten Blutwerte werden aus dem Blutserum ermittelt. Dazu zählen die Nieren- und Leberwerte, Bluteiweiße, Mineralstoffe, Blutfette sowie Antikörper. Außerdem können die Blutspiegel von Drogen, Alkohol, Medikamenten und Giftstoffen ermittelt werden.

Um Blutserum zu erhalten, zentrifugiert man geronnenes Blut. Die festen Blutbestandteile setzten sich dabei ab und man erhält eine klare Flüssigkeit – das Blutserum. Blutserum ist also Vollblut ohne Gerinnungsfaktoren und ohne Blutzellen.

Blutprobe

Für gewöhnlich entnimmt man dem Körper nicht mehr als maximal 30 Milliliter Blut zur weiteren Analyse.

Meist wird das Blut aus einer Vene (Armbeuge) gewonnen. Diese Gefäße führen zum Herzen hin und enthalten sauerstoffarmes Blut. Aus einer Blutprobe können sehr viele verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden.

Sehr sauerstoffreiches Blut fließt in den Arterien, Gefäßen, die vom Herzen weg führen. Selten und meist nur in der Klinik entnimmt man ihnen Blut für Untersuchungen (Leistenarterie, Handgelenk). Aus dem Blut diese Gefäße kann der Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt sowie der Säure-Basen-Anteil ermittelt werden. Dies kann in der Intensivmedizin oder bei schweren (Lungen-) Erkrankungen notwendig sein.

Kapillarblut aus der Fingerbeere oder dem Ohrläppchen wird entnommen, wenn man nur einen oder wenige Blutwerte ermitteln will, wie beispielsweise den Blutzucker-Wert.

Die Kapillaren (Haargefäße) stellen die kleinsten Blutgefäße dar, die die Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen; gleichzeitig nehmen sie auch Stoffwechselprodukte und Kohlendioxid auf, um sie abzutransportieren. Der Sauerstoffgehalt in den Haargefäßen ist demnach höher, als in den Venen, aber geringer als in den Arterien. Kapillarblut stellt eine Art Mischblut aus venösen und arteriellen Anteilen dar, wodurch auch die Konzentration bestimmter Blutbestandteile hier anders ausfällt als in venösem Blut.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009