Lysozym – Muramidase

Lysozym ist ein Enzym, das Bakterien abtöten kann. Seine enzymatische Aktivität richtet sich gegen die Zellwandstruktur (Mukopolysaccheridkomponente) der Mikroorganismen und führt zu deren Lyse, also ihrer Auflösung und zum Zelltod.

Das Eiweiß kommt in einigen weißen Blutkörperchen (Granulozyten) und hauptsächlich in Zellen des Nierengewebes (proximaler Tubulus, Lysosomen) vor. Außerdem findet man das Abwehrenzym in Körperflüssigkeiten, wie der Tränenflüssigkeit, dem Speichel und Nasenschleim sowie im Schweiß oder der Muttermilch.

Was kann der Anlass der Bestimmung von Lysozym sein?

Der Lysozym-Laborwert eignet sich dazu, um folgende medizinische Fragestellungen abzuklären:

  • Früherkennung und Verlaufsbeurteilung einer Abstoßungsreaktion nach einer Nierentransplantation;
  • Unterscheidung und Verlaufskontrolle von Leukämien;
  • Diagnose von bestimmten Nierenschädigungen;
  • Verlaufs- und Therapiebeurteilung von kindlichen Harnwegsinfekten;
  • Unterscheidung einer bakteriellen von einer abakteriellen (z.B. viralen) Hirnhautentzündung bei Kindern;
  • Erkennung einer Blutvergiftung (Sepsis) bei Neugeborenen.

Was sind die Referenz- Normalwerte von Lysozym?

Je nach medizinischer Fragestellung wird der Lysozym-Wert aus dem Blutserum, 24-h-Sammelurin oder dem Liquor (Rückenmarkflüssigkeit) bestimmt.

Folgende Werte liegen im Normbereich:

Blutserum:                                                                                 3,0 – 9,0 mg/l

Blutserum (reife Neugeborene):                                           2,65 ± 0,82 mg/l

Blutserum (Frühgeborene, Gewicht: 1700 – 2400 g):      1,56 ± 0,56 mg/l

Urin:                                                                                            < 1,5 mg/l

Liquor:                                                                                        nicht nachweisbar.

Was kann ein erhöhter Lysozym – Wert bedeuten?

Folgende Ursachen sind möglich:

  • Anstieg im Urin und Blutserum: Dies deutet auf eine myelotische oder monozytäre Leukämie (= Entartung bestimmter Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen) hin. Vor allem im akuten Schub oder bei einem Wiederauftreten (Rezidiv) des Blutkrebs finden sich krankhafte Lysozym-Werte in beiden Körperflüssigkeiten.
  • Zunahme im Urin: Eine beginnende Abstoßungskrise nach einer Nierentransplantation oder bestimmten Nierenkrankheiten mit einer so genannten tubulären Schädigung führen zu einer vermehrten Lysozymausscheidung im Urin. Verantwortlich für die tubuläre Nierenschädigung können entzündliche Prozesse oder Toxine (Gifte, auch Medikamente) sein.
  • Erhöhung im Urin bei Kindern: Akute Harnwegsinfekte oder immer wieder auftretende Harnwegsinfektionen führen zu Urinlysozymwerten >1,5 mg/l. Unter einer erfolgreichen Antibiotikatherapie fallen sie innerhalb von drei Tagen auf die Hälfte des Ausgangswertes. Nach Therapieende wird keine Lysozymausscheidung mehr gemessen.
  • Liquor: Hohe Werte in der Rückenmarkflüssigkeit finden sich bei einer bakteriellen Hirnhautentzündung. Gering erhöhte Werte können durch eine viral bedingte oder tuberkulöse Hirnhautentzündung, das Guillain-Barré-Syndrom (Autoimmunkrankheit) oder Tumoren des Zentralnervensystems verursacht werden.

Was kann ein niedriger Lysozym Wert bedeuten?

Stark erniedrigten Serumkonzentrationen kommen bei einer sogenannten Panmyelopathie vor. Dabei handelt es sich um eine Störung der blutbildenden Knochenmarkfunktion, der unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen können.

Niedrige Serumkonzentrationen bei Frühgeborenen deuten auf eine Sepsis (Blutvergiftung) hin.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 22.02.2009