Vogelgrippe – Ursache Therapie Diagnose

Vogelgrippe – aviäre Influenza Die Vogelgrippe ist eine weltweit vorkommende Viruserkrankung bei Geflügel, vor allem bei Hühnern und Puten. Ein natürliches Reservoir stellen wildlebende Wasservögel dar, die selbst meist nicht schwer erkranken, aber die Seuche über weite Strecken verbreiten können. Die meldepflichtige Tierseuche Vogelgrippe breitet sich seit einigen Jahren verstärkt im asiatischen Raum aus und führt auch hierzulande zum Befall von Nutztieren.

In einigen Fällen wurden die auslösenden Viren der Vogelgrippe auf Menschen übertragen und führten bei der Hälfte der Infizierten zum Tod. Befürchtungen, dass sich die Vogelgrippeviren mit menschlichen Grippeviren „kreuzen“ und eine Pandemie (= weltweite Infektionswelle) auslösen, sind nicht eingetroffen. In Deutschland wird der Seuche bei Befall eines Nutztierbestandes oder bei Identifizierung von verendetem, krankem Wildgeflügel mit massiven Schutzmaßnahmen begegnet (Sperrzone, Massenkeulung, „Stallhaltung“, standardisierte Vorgehensweisen bei Krankheitsverdacht usw.) Die Bezeichnungen „Vogelgrippe“ oder „aviäre Influenza“ sind derzeit nicht ganz exakte Krankheitsbeschreibungen und unterliegen einem gewissen Wandel. Sie werden sowohl für Infektionen mit aviären (= von Vögeln stammenden) Influenzaviren bei Hausgeflügel und Wildvögeln verwendet, als auch für Erkrankungen beim Menschen mit diesen Erregern, manchmal werden damit auch nur für Erkrankungen bezeichnet, die durch den Virus-Subtyp Influenza A/H5N1 verursacht werden.

Auslösende Viren

Die Vogelgrippe wird durch sogenannte Influenza-A-Viren (Orthomyxoviren) verursacht. Das Virus kommt in 15 Unterarten vor, den H-Subtypen. Zusätzlich werden die Viren aufgrund einer bestimmten Oberflächenstruktur (Glykoprotein -> Neuraminidase) unterschieden. Die beim Menschen auftretenden Viren werden den Subtypen H1, H2 und H3 zugeordnet. Verantwortlich für die „Vogelgrippe“ sind die Typen H5 und H7. Das aggressive Virus, welches sich derzeit weltweit ausbreitet, wird als H5N1 bezeichnet. Der aggressive Erreger befällt vor allem Geflügel, wie Nutztiere (Hühner, Puten) und Zugvögel (Enten, Schwäne). Selten infizieren sich auch Säugetiere, wie Schweine, Katzen oder Pferde sowie Menschen.

 

Der Erreger überlebt in der freien Natur nicht besonders lange und kann durch Desinfektionsmittel unschädlich gemacht werden. Seine krankheitsverursachende Wirkung behält er aber länger, wenn er von organischem Material, wie Kot oder Körpersekreten umgeben ist. Außerdem ist das Virus hitzeempfindlich. Wird es Temperaturen von über 70?C ausgesetzt, so verliert es seine Infektiosität. Eine Übertragung über durchgegarte Eier, Geflügel- und andere Fleischprodukte kann daher nicht passieren. Auch schon Temperaturen von 37?C reduzieren seine Überlebenschance.

Übertragung

Die Übertragung des H5N1-Virus auf den Menschen erfolgt durch engen Kontakt mit Geflügel oder dessen Ausscheidungen. Wahrscheinlich kommt es zur Ansteckung über das Einatmen oder den direkten Kontakt mit infiziertem Kot bei mangelnden hygienischen Verhältnissen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch konnte nur in Einzelfällen nicht ausgeschlossen werden. Eine Infektion über durchgegarte Speisen (Fleisch, Eier) ist aufgrund der Hitzeempfindlichkeit des Virus nicht zu befürchten. Ein Problem können rohes Fleisch und rohe oder halb gare Tierprodukte darstellen.

Symptome

Nach einer Inkubationszeit von vier Tagen beginnt die Erkrankung mit Fieber, gefolgt oder begleitet von Husten und Atemnot. Auch Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall sind häufige Symptome, die noch vor den Atembeschwerden auftreten können. Die typischen Symptome der menschlichen „echten Grippe“ (= Influenza), wie Hals-, Kopf- und Muskelschmerzen können auftreten, sind aber nicht regelmäßig zu beobachten. Die respiratorischen Beschwerden (= die Atemwege betreffend) können in einer Lungenentzündung münden. Im Blutbild finden sich typische Veränderungen (Leuko-, Lympho- und Thrombozytopenie).

Diagnose

Ein Hinweis können die geschilderten Symptome bei Personen sein, die Kontakt zu infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen hatten oder rohe Tierprodukte in betroffenen Gebieten verzehrt haben. Antigene gegen das Influenza-A-Virus können mithilfe entsprechender Untersuchungsmethoden (Immunfluoreszenz, PCR, ELISA) identifiziert werden. Die Proben werden aus dem Nasen-Rachen-Raum oder aus dem Bronchialsekret gewonnen.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt symptomatisch (Fieber- und Schmerzmittel) sowie mit sogenannten Neuraminidasehemmern. Diese Medikamentengruppe verhindert die Aufnahme der Viren in die menschliche Wirtszelle und damit ihre massenweise Freisetzung. Der menschliche Organismus muss sich also mit einer geringeren Anzahl an Viren auseinandersetzten. Neuere Forschungen gehen dahin, einen humanen Impfstoff gegen H5N1-Viren zu entwickeln; bisher können nur Tiere geimpft werden. Weltweit arbeiten 14 Firmen an Impfstoffen in diesem Bereich, wobei erste positive Testergebnisse vorliegen.

Verlauf

Der Verlauf der Virusinfektion beim Menschen gestaltet sich recht unterschiedlich. Leichte Erkrankungen bis schwerste Infektionen mit Lungenentzündungen, die zum Tode führen, sind möglich.

Verhaltensmaßnahmen

Die beschriebenen Krankheitsfälle von Vogelgrippe bei Menschen sind Einzelfälle, eine mögliche Ansteckung ist also recht unwahrscheinlich. Vorbeugend werden aber trotzdem bestimmte Vorsichtsmaßnahmen empfohlen:

  • Meiden von lebendem oder totem Geflügel, besonders in bekannten Verbreitungsgebieten der Vogelgrippe;
  • gründliches Kochen oder Braten von Fleisch und Tierprodukten, wie Eiern;
  • kein Essen von rohem oder halb gegartem Geflügelfleisch oder Tierprodukten;
  • gründliches Händewaschen, vor allem vor den Mahlzeiten.

 

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 5.11.2007