Schlafstörungen Kinder, Kindheit Ursachen – Schlafbedürfnis – Symptome und Beschwerden

Eltern sind mit dem Thema „Schlafstörungen bei Kindern“ während der ganzen Kindheit ihrer Sprösslinge immer wieder konfrontiert. Zu denken ist hier an schlaflose und unruhige Nächte mit dem Baby oder einem stets um 4.30 Uhr putzmunteren Dreijährigen, an Albträume der Kleinkinder oder an einen schlangenartigen Drachen unter dem Bett eines Vorschulkindes. Bei Schulkindern sind oft Stress in der Schule oder soziale Probleme Gründe für die Schlaflosigkeit.Auf der anderen Seite aber brauchen Kinder ihren Schlaf, weil sie sich in dieser Zeit regenerieren und ihre täglichen Eindrücke verarbeiten.

Schlafbedürfnis

Die folgenden Angaben treffen nicht für jedes Kind zu. Das Schlafbedürfnis kann recht unterschiedlich sein und hängt auch von der körperlichen Auslastung eines Kindes ab. Ist Ihr Kind nicht quengelig, leidet nicht an Konzentrationsschwächen – was beides Ausdruck einer Übermüdung sein kann – und gedeiht gut, so sind auch geringere Schlafzeiten als die unten Aufgeführten unbedenklich.

Das durchschnittliche Schlafbedürfnis eines gesunden Kindes beträgt in den ersten Lebenswochen 12 bis 18 Stunden, im zweiten Lebensjahr etwa 13 Stunden, im zweiten bis vierten Lebensjahr etwa 11 Stunden in der Nacht und bis zu einer Stunde am Tag. Viele Kinder gewöhnen sich zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr den Mittagsschlaf ab. Etwa ab dem 5. Lebensjahr entfällt der Mittagsschlaf und der Nachtschlaf wird allmählich kürzer – jedes Jahr ungefähr eine Viertelstunde. Schulkinder benötigen so etwa 10 Stunden Schlaf, Jugendliche von 14 bis 17 Jahren etwa acht.

Schlafstörungen Kinder – Ursachen

Die meisten Schlafprobleme bei Kindern sind Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Oft sind diese vorübergehender Natur und hören auf, wenn das Kind eine bestimmte Entwicklungsphase durchlebt hat.Allerdings gibt es auch Schlafstörungen, die ernstere Ursachen haben. Dazu gehören Allgemeinerkrankungen, wie Erkältungen, Ohrenentzündungen oder Schmerzen, aber auch seelische Probleme sowie Ängste und Konflikte in der Familie. Bei Schulkindern kommen Schulstress, soziale Probleme oder Reizüberflutung dazu.

Schlafstörungen Kinder – Symptome und Beschwerden

Die Symptome sind:

  • Weigerung ins Bett zu gehen
  • häufiges Aufwachen in der Nacht
  • Nicht-einschlafen- bzw. Nicht-durchschlafen können.

Schlafstörungen Kinder – Ursachen und Abhilfe

Gestörte Schlafgewohnheiten

Bei Schlafstörungen spielen vor allem gestörte Schlafgewohnheiten, die anerzogen sind, eine Rolle. Die Kinder haben durch die Eltern ein bestimmtes Einschlafmuster gelernt. Schläft ein Kind immer nach dem Nuckeln an der Flasche ein oder nach dem Stillen an der Brust, so wird es auch in den normalen kurzen nächtlichen Wachphasen – die übrigens auch Erwachsene haben – diese Einschlafhilfe einfordern.

In diese Kategorie fällt auch, dass ein Kind nur in Anwesenheit der Eltern einschläft. Es hat so nie gelernt, alleine einzuschlafen. In diesem Fall legen Sie es nach den üblichen Einschlafritualen in sein Bett in einem abgedunkelten Zimmer mit seiner Lieblingsdecke und seinem Lieblingskuscheltier und sagen kurz „Gute Nacht“. Schreit das Kind, gehen Sie nach 5 Minuten hinein, geben ihm evtl. seinen Schnuller wieder und streicheln es über den Kopf. Nehmen Sie es aber nicht aus dem Bett. Bei weiterem Geschrei warten Sie 10 Minuten und wiederholen Sie das Prozedere. Bleiben sie immer nur kurz im Zimmer und gehen Sie wieder nach 15 Minuten hinein. In den Nächten darauf erhöhen Sie die Zeit bis zum Wiederhineinkommen um 5 Minuten.

Kinder beruhigt es, wenn die Eltern immer wieder hineinkommen, auch wenn Sie nicht im Raum sind. Das Geschrei der Kinder bei diesem Prozedere ist nervenaufreibend, beeinträchtigt die Kinder aber psychisch nicht.

Will ein Kind nicht im Bett liegen bleiben, dann sagen Sie ihm, dass sie die Tür zumachen werden, wenn es nicht liegen bleibt. Sperren Sie es aber nicht ein und machen Sie ihm auch keine Angst. Schließen Sie die Tür erst einmal nur für eine Minute.

Gesundheitliche Störungen

Gesundheitliche Störungen sind vergleichsweise selten, jedoch sollte das Kind bei anhaltenden Schlafstörungen einem Arzt vorgestellt werden, um beispielsweise eine schmerzhafte Ohrenentzündung, eine Neurodermitis oder Ähnliches abzuklären, was den Schlaf beeinträchtigen kann. Auch wenn Sie psychische Gründe für die Schlaflosigkeit vermuten, suchen Sie die Hilfe eines erfahrenen Arztes.

Schlafstörungen Kinder – Wann zum Arzt?

Bei länger anhaltenden Schlafproblemen wenden Sie sich an Ihren Arzt. Er kann evtl. die Ursachen aufspüren und eine Behandlung einleiten. Manchmal kann dazu auch die Hilfe eines Kinderpsychologen nötig sein.

Schlafstörungen Kinder – Was können die Eltern tun?

Wichtig ist ein geregelter Tagesablauf mit viel Bewegung im Freien. Die Abendmahlzeit sollte leicht sein, Hetze und Nervosität sollten vermieden werden. Lassen Sie das Kind, wenn es das Fernsehen zu sehr aufwühlt, dieses Medium so wenig wie möglich nutzen. Der Schlafplatz des Kindes sollte gut gelüftet und nicht zu warm oder zu kalt sein. Kuscheltiere, die Lieblingsdecke und bequeme Kleidung gehören dazu. Wichtig sind vor allem Rituale beim Zubettgehen: zuerst ein ruhiges Spiel, dann ein warmes Bad und schließlich kuscheln. Das Kind entspannt so und es weiß immer, was als Nächstes kommt. Kinder lieben Regelmäßigkeit. Finden Sie auch heraus, was Ihr Kind beschäftigt. Sorgen oder Überforderung können Sie so früh erkennen.

Schlafstörungen Kinder – Spezielle Störungen

  • Albträume:
    Vor allem in der zweiten Nachthälfte verarbeiten Kinder Geschehnisse des Tages. Sind die Fantasien des Kindes zu stark angeregt oder ist viel Belastendes aufgetreten, so kann sich dies in Angstträumen niederschlagen. Die Kinder wachen erschreckt kurz auf, sie wimmern und weinen sogar – ohne richtig aufzuwachen – oder setzen sich kurz auf, reden wirre Dinge, knirschen mit den Zähnen und schlagen auch bisweilen um sich. Oft schlafen sie wieder von selbst ein und erinnern sich am nächsten Tag an nichts mehr. Am häufigsten kommen diese Albträume bei Kindern zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr vor und hören dann auf. Wecken Sie Ihr Kind nicht richtig auf, denn dann findet es oft nicht mehr so leicht in den Schlaf zurück, sondern greifen Sie so wenig wie möglich ein. Setzen Sie sich Bett Ihres Kindes und beruhigen Sie es.
  • Schlafwandeln:
    Diese Form der Schlafstörung kommt meist in der ersten Hälfte der Nacht vor. Betroffen sind vor allem Kinder zwischen vier und acht Jahren. Manche setzen sich nur hin und schlafen dann weiter, andere wandern aber wirklich umher und schlafen dabei. Man darf sich dieses Phänomen aber nicht wie in einem schlechten Comic vorstellen, bei dem das Kind die Arme weit vorstreckt und die Augen geschlossen hält. Vielmehr sind die Augen offen und die Hände in normaler Haltung am Körper. Um Ihr Kind vor Unfällen zu schützen, achten Sie auf ein peinlich genaues Abschließen von Terrassentüren und Fenstern sowie auf ein Treppengitter. Manche Eltern bringen auch eine Alarmglocke an der Kinderzimmertür an, damit sie mitbekommen, wann Ihr Kind schlafwandelt.
  • Nächtliche rhythmische Bewegungsstörungen:
    Rhythmische Bewegungen sind bei Kindern und vor allem Säuglingen keine Seltenheit. Sie haben eine selbstberuhigende Wirkung. Natürlich können die Kinder dabei auch gegen das Gitterbett stoßen, aber meist verletzen sie sich nicht dabei. Nach dem vierten Lebensjahr kommen die Bewegungen immer seltener vor.
  • Nachtschreck (Pavor nocturnus):
    Diese Schlafstörung ist typisch für das Alter zwischen zwei bis sechs Jahren mit einer Häufung um die Einschulung herum. Dabei schreckt das Kind ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen mit gellenden Schreien hoch, ist verwirrt und steht mit weit aufgerissenen Augen im Bett. Sein Puls ist beschleunigt und kalter Schweiß bedeckt das Gesicht. Obwohl das Kind wach wirkt, schläft es und reagiert nicht auf die beruhigenden Worte oder Gesten der Eltern. Am nächsten Morgen besteht keine Erinnerung an den Vorfall. Das Auftreten dieser Schlafstörung ist in der Regel harmlos und wird mit Reifungsprozessen des Gehirns erklärt. Als Elternteil sollte man sich ruhig neben das Kind setzten und darauf achten, dass es sich nicht selbst verletzt und ihm beruhigend zureden. Selbst sollte man nicht hektisch werden und das Kind nicht wachrütteln. Der Nachtschreck ist meist nach 10 Minuten vorbei und das Kind schläft weiter.
  • Verzögertes Schlafphasensyndrom:
    Dabei handelt es sich um eine chronische Störung des richtigen Schlafzeitpunktes. Menschen mit diesem Syndrom neigen dazu, erst spät einzuschlafen, und dann nur sehr schwer aufstehen zu können. Diese Schlafstörung entwickelt sich in der frühen Kindheit oder in der Jugend und endet manchmal mit dem Jugendalter oder dem frühen Erwachsenenalter. Anders als bei anderen Menschen mit Schlafstörungen schlafen die Betroffenen immer zur selben Zeit ein, egal, wann sie ins Bett gehen. Sie schlafen dann gut und haben ein natürliches Schlafbedürfnis. Mit verschiedenen Therapien (Licht- oder Chronotherapie) versucht man die Schlafzeit anders einzustellen. Medikamentöse Behandlungsmethoden mit Melatonin oder Vitamin B12 werden derzeit erforscht.

Quelle:
Knaurs Buch der Kinderkrankheiten, Gunhild Kilian-Kornell, Jeanette Stark-Städele, Knaur

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011