Viele Eltern haben falsche Vorstellungen von der Schlafqualität und dem Schlafbedürfnis ihrer Kleinkinder. Beide Kriterien sind von Kind zu Kind verschieden. Nur als grobe Anhaltspunkte mögen folgende Daten gelten:
Mit etwa eineinhalb Jahren benötigt ein Kind nachts 10 bis 12 Stunden und hält tagsüber ein Nickerchen von ein bis zwei Stunden. Zwischen dem 2. Und 4. Lebensjahr gewöhnen sich die Kinder den Mittagsschlaf ab. Vom 2. bis 4. Lebensjahr schlafen die Kinder nachts etwa 11 Stunden. Ab dem 5. Lebensjahr reduziert sich der Nachtschlaf um etwa eine Viertelstunde jedes Jahr, bis sie als Jugendliche von 14 Jahren nur noch acht Stunden benötigen.
Tatsache ist auch, dass alle Menschen zwischen bestimmten Schlafphasen kurz aufwachen. Erwachsene nehmen diese kurzen Wachphasen gar nicht wahr, genauso wie manche Kinder. Für andere Kinder sind diese Aufwachphasen von Angst geprägt und werden als störend empfunden. Sie finden nicht so leicht wieder in den Schlaf.
Schlafstörungen Kleinkind – Ursachen
Die Ursachen der kleinkindlichen Schlafstörungen sind mannigfaltig oder basieren manchmal auf mehreren Störungen. Unterschieden werden muss in Schlafstörungen, die auf falsch anerzogenen Gewohnheiten beruhen und in Schlafstörungen, die körperliche oder seelische Ursachen haben.
Schlafstörungen Kleinkind – unregelmäßiger Schlafrhythmus, schlechte Einschlafgewohnheiten, nächtliche Mahlzeiten
Kleinkinder lieben regelmäßige Abläufe. Schlafstörungen beim Einschlafen stellen sich vor allem dann ein, wenn die Bettgehzeiten stark variieren. Einmal soll das Kind früh ins Bett, ein anderes Mal ist auch 22 Uhr recht. Erschwerend kommt hinzu, dass zu unregelmäßigen Zeiten gegessen wird. Damit ein Kind nachts gut schläft, müssen die biologischen Rhythmen (Essen, Schlafen, Körpertemperatur, Aktivität, Hormonhaushalt) stabil sein.Eine regelmäßige Aufwachzeit von 5 Uhr morgens bei einem Kleinkind muss man nicht hinnehmen, obwohl es auch bei Kindern Langschläfer und Frühaufsteher gibt. Lässt man es später zu Bett gehen, so wird sich allmählich seine Aufstehzeit in den Vormittag hinein verlegen. Die Schlafdauer bleibt erhalten. Ein familientauglicher Schlaf-Wach-Rhythmus stellt sich ein, wenn der Tagesablauf stabil und regelmäßig ist.
Eine weitere häufige Ursache von Einschlaf- und Durchschlafstörungen sind schlechte Gewohnheiten, die dem Kind anerzogen wurden. Ist es ein Kind auch im Kleinkindalter gewöhnt, vor dem unmittelbaren Schlafengehen gefüttert und dann in den Schlaf gewiegt zu werden, so verbindet es mit Einschlafen die starke körperliche Zuwendung und das Essen. Es hat so gar nicht gelernt, selbst in den Schlaf zu finden. Fatal wirkt sich das aus, wenn das Kind in bestimmten Schlafphasen aufwacht und sich nicht selbst beruhigen kann. Es fordert das elterliche Schunkeln ein, dass von dem Geben der Flasche begleitet wird. Geben Sie Ihrem Kind in einem solchen Fall Gelegenheit selbst in den Schlaf zu finden. Dazu sollen Sie sein Schreien nicht überhören. Vergewissern Sie sich, dass es ihm körperlich gut geht, es keinen Hunger hat und auch nicht eingenässt hat und reden Sie beruhigend auf es ein. Es darf diese Handlungen aber nicht prinzipiell mit dem Schlafengehen verbinden.
Etwa mit einem halben Jahr (manchmal früher – manchmal später) können Kinder tagsüber so viele Kalorien aufnehmen, dass sie nachts nicht mehr gefüttert werden müssen. Bietet man Ihnen jedoch bei jedem Aufwachen Nahrung an, so fördert man ein Hungergefühl, ohne dass ein echtes Essbedürfnis besteht. Gewöhnt man das Kind auch noch als Kleinkind daran, nachts zu essen, so betrachtet es den Nachtschlaf als Ruhezeit zwischen Mahlzeiten.
Schlafstörungen Kleinkind – Aufwachstörungen
1. Nächtliche Ängste und Albträume
Beim Zubettgehen muss ein Kind mit all seinen Ängsten und Fantasien allein zurechtkommen. Solche Ängste können am Schlafen hindern. Die Ängste und Fantasien sind meist durch vielfältige Tagesgeschehnisse bedingt. Die Kinder sind oft noch nicht in der Lage, ihre Gefühle richtig einzuordnen und können sie daher anderen Menschen auch nicht genau beschreiben. Sie haben einfach Angst vor Geistern oder Monstern.Auch im Schlaf findet eine rege Verarbeitung von Tagesgeschehnissen und Konflikten statt, die zu Albträumen führen kann. Dies geschieht besonders in einem Alter von 3 bis 6 Jahren. Wachen Kinder durch einen Albtraum auf, so können sie sich an diesen erinnern und fühlen sich immer noch von ihrem im Traum Erlebten bedroht. Wichtig ist es, in einer solchen Situation, das Kind zu trösten und ihm Nähe zu vermitteln. Halten die Albträume über eine längere Zeit an und sind die Kinder ausgesprochen ängstlich, so sollte man sich professionelle Hilfe holen.
2. Schlafwandeln
Schlafwandeln tritt meist im ersten Drittel der Nachtruhe auf. Die Kinder zeigen dieses Verhalten meist im Vorschul- und Schulalter, wobei circa 40 Prozent der Kinder für nur kurze Zeit betroffen sind. Die Kinder gehen umher und sind auch zu komplexen Handlungen fähig, wie dem Überklettern einer Balkonbrüstung. Finden Sie Ihr schlafwandelndes Kind, so bewahren Sie Ruhe und führen es in sein Bett zurück. Das Wichtigste ist es, dafür zu sorgen, dass sich das Kind nicht beim Schlafwandeln verletzt. Achten Sie auf absperrbare Balkontüren und Fenster. Sichern Sie die Treppe ab und entfernen Sie scharfe, spitze Gegenstände sowie Glaswaren. Viele Eltern statten auch die Kinderzimmertür mit einem Alarmsystem aus oder binden Ihren Kindern ein Glöckchen um die Fessel, um mitzubekommen, wenn das Kind schlafwandelt.
3. Nachtschreck
Diese Schlafstörung ist auch typisch für das Alter von zwei bis sechs Jahren. Das Kind schreckt dabei ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen mit einem durchdringenden Schrei auf. Es ist schweißnass, schlägt eventuell um sich und kann nicht mit Worten oder Gesten beruhigt werden. Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei. Am nächsten Tag kann sich das Kind nicht mehr an den Vorfall erinnern. Bewahren Sie als Eltern Ruhe und sorgen Sie dafür, dass sich das Kind nicht verletzt. Der Nachtschreck wird in der Regel als harmlos eingestuft und wird mit Reifungsprozessen des Gehirns erklärt.
Schlafstörungen Kleinkind – spezielle Schlafprobleme
Bettnässen
Von Bettnässen spricht man, wenn das Kind regelmäßig und unwillkürlich über das 5. Lebensjahr hinaus Wasser lässt. In der Kindheit ist Bettnässen ein weit verbreitetes Schlafproblem. Man geht davon aus, dass die Anlage zum Bettnässen vererbt wird, kennt die Ursachen aber nicht genau. Meistens ist eine kindliche Unreife die eigentliche Ursache, denn in der Regel liegt ein primäres Bettnässen vor, d. h., das Kind war noch nie trocken und schläft so tief, dass es den Harndrang nicht spürt. Außerdem funktioniert die Regulation der Urinproduktion noch nicht so perfekt, dass nachts, weniger Urin gebildet wird, wie dies normalerweise der Fall ist.Konfliktsituationen und schwere seelische Belastungen (Trennung der Eltern, Geburt eines Geschwisterchens) können dazu führen, dass Kinder, die schon trocken waren, wieder einnässen.
Bei anhaltendem Einnässen sollte auf jeden Fall ein Kinder- und Jugendarzt aufgesucht werden. Er muss organische Störungen ausschließen (Diabetes mellitus und Harnweginfekte) und kann nach seelischen Störungen suchen. Je nach Auslöser kommen verschiedene Behandlungsstrategien in Betracht. Bei Störungen der Blasenfunktion gibt es Substanzen aus dem Bereich der Antidepressiva, die einen überaktiven Blasenmuskel hemmen. Bei psychischen Ursachen steht die Verhaltenstherapie im Vordergrund. Liegt eine Unreife der Urinproduktion durch Hormone als Auslöser vor, wird mit Desmopressin über einen gewissen Zeitraum therapiert, bis sich die Urinausscheidung einreguliert hat.
Als betroffene Eltern sollte man mit Verständnis reagieren und die Kinder für trockene Nächte belohnen. Manche Kinder wurden auch schon mit Klingelhosen oder einer Klingelmatratze trocken. Sie schlägt Alarm, wenn die Hose oder die Matratze durch die ersten Urintropfen nass werden. Das Kind soll so auch im Tiefschlaf spüren, dass die Blase voll ist und zur Toilette gehen, wenn es durch das Klingeln aufwacht. Problematisch kann sein, dass das Kind so fest schläft, dass es gar nicht aufwacht, aber die ganze Familie wach ist. Diese Methode führt oft, aber nicht 100%ig zum Ziel.
Krankheiten
Alle akuten Krankheiten, die zu Atemstörungen, Schmerzen oder Unwohlsein führen sowie mit Fieber verbunden sind, können den Schlaf für einen bestimmten Zeitraum ungünstig beeinflussen. Ein krankes Kind schläft unruhig, schreckt öfter hoch und schlummert tagsüber immer wieder ein. In der Kleinkindphase beeinflusst das Zahnen das Schlafverhalten oft ungünstig.
Quelle:
Knaurs Buch der Kinderkrankheiten, Dr. med. Gunhild Kilian-Kornell / Jeanette Stark-Städele, Knaur
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011