Leukozyten (weiße Blutkörperchen)- „Leukos“

Die Leukozyten werden auch weiße Blutkörperchen genannt. Es handelt sich um eine Gruppe weißer Blutzellen mit drei unterschiedlich geformten Zelltypen – den Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten. Sie können verschieden aussehen und im Labor durch Färbung spezifisch dargestellt werden.

Die Leukozyten sind größer als die roten Blutkörperchen und besitzen einen Zellkern, aber keinen roten Blutfarbstoff.

Sie werden im Knochenmark und den Lymphorganen (Milz, Lymphknoten, Thymus usw.) gebildet. Die weißen Blutkörperchen verwenden die Blutbahn als Transportweg und entfalten ihre Wirkung in den Geweben.

Ihre Aufgabe ist es, Krankheitserreger oder andere fremde Stoffe abzuwehren. Außerdem beseitigen sie überalterte und kranke Körperzellen. Auch spielen sie eine Rolle bei allergischen Reaktionen und Autoimmunkrankheiten, bei denen der Körper irrtümlich eigene Zellen und Gewebe angreift.

Hinsichtlich ihres Aufbaus und ihrer Aufgaben bei der Immunabwehr unterscheidet man folgende Gruppen:

Neutrophile Granulozyten (Stabkernige und Segmentkernige), Eosinophile Granulozyten, Basophile Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten.

Was kann der Anlass der Untersuchung von Leukozyten sein?

Die Leukozyten können aus dem Blut, Urin oder dem Liquor (Rückenmarksflüssigkeit) bestimmt werden. Die Gründe für die Bestimmung der Leukozyten-Werte variieren je nach Körpersekret:

Blut: Diagnose, Verlaufs- und Therapiekontrolle von:

  • Infektionen, Entzündungen, Gewebszerstörungen,
  • Vergiftungen,
  • Blut-, Knochenmark- oder Tumorerkrankungen,
  • Kollagenosen,
  • Verbrennungen.

Urin: bei Verdacht auf Erkrankungen der Harnwege oder Nieren.

Liquor: hauptsächlich zur Diagnose und Differenzierung einer Hirnhautentzündung und zur Diagnose und Verlaufskontrolle von Tumoren und Hirnblutungen.

Was sind die Referenz- und Normalwerte der Leukozyten?

Die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen wird im Rahmen des kleinen Blutbildes ermittelt; die genaue Zellzahl der einzelnen Zelltypen und ihr Verhältnis zur Gesamtzahl wird im sogenannten Differenzialblutbild bestimmt.

Leukozyten im Blut gesamt („Leukos’“)                             4 – 10 x 109/l (4 000 – 10 000/μl)

Die Gesamtleukozytenzahl teilt sich dann folgendermaßen auf:

  • Stabkernig neutrophile Granulozyten:                0,1 – 0,5 x 109/l (3 -5% der Leukos)
  • Segmentkernige neutrophile Granulozyten:      2 – 6,5 x 109/l (50 – 70% der Leukos)
  • Eosinophile Granulozyten:                                   <0,45 x 109/l (2 -4% der Leukos)
  • Basophile Granulozyten:                                      <0,2 x 109/l (<0,5% der Leukos)
  • Monozyten:                                                               0,8 x 109/l (circa 4% der Leukos)
  • Lymphozyten:                                                          1 – 4,8 x 109/l (20 – 50% der Leukos)

Je nach Messmethode oder Literaturangabe können die Werte um wenige Prozentpunkte variieren.

Die absoluten Werte in Urin und Liquor sind:

  • Urin: Urinstreifentest niedrig; im Urinsediment bis 10 Leukozyten/μl
  • Liquor: Erwachsene bis 5 Leukozyten/μl.

Anhand der Leukozytenzahlen kann der Mediziner den Verlauf einer akuten Infektion beurteilen. Erst kommt es zu einer Erhöhung der neutrophilen Granulozyten (neutrophile Kampfphase), darauf folgt die monozytäre Überwindungsphase (= die Monozyten sind erhöht) und schließlich die lymphozytär-eosinophile Heilungsphase (= Lymphozyten und Eosinophile steigen an).

Was können zu niedrige Leukozyten – Werte bedeuten?

Blut:

  • Erkrankungen des Knochenmarks,
  • Krebstherapie (v.a. Bestrahlungen und Chemotherapie),
  • virale Infekte,
  • einige bakterielle Infektionen (Brucellose und Typhus),
  • Vergrößerungen und Überfunktion der Milz (Hyperspleniesyndrom).

Niedrige Werte in Urin und Liquor sind ohne Krankheitswert.

Was können zu hohe Leukozyten – Werte bedeuten?

Blut:

  • Infektionen, die vor allem bakterieller Natur sind;
  • entzündliche Erkrankungen, wie eine Blinddarm-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung;
  • Leukämie (Blutkrebs);
  • schwere Stoffwechselentgleisungen (Zuckerkoma);
  • Verbrennungen, Schock, akute Blutungen;
  • Herz- oder Lungeninfarkt.

Urin: entzündliche, infektiöse oder bösartige Erkrankungen der Harnwege und der Nieren sowie der Prostata bei Männern.

Liquor: Hirnhautentzündung, Verletzungen, Tumoren, akute Durchblutungsstörungen, Hirnblutungen sowie Multiple Sklerose.

Was beeinflusst die Werte?

Zu erhöhten Werten kommt es bei Rauchern sowie bei körperlichem oder seelischem Stress. Auch bestimmte Medikamente lassen die Werte steigen. Dazu zählen Kortisonpräparate, Lithium, Sulfonamide und Mittel gegen Epilepsie.

Erniedrigte Werte finden sich bei der Einnahme von Schmerzmitteln, Medikamenten gegen rheumatischen Erkrankungen oder dem Antibiotikum Chloramphenicol.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009