Matratzen für Allergiker – Bezug, Milben, Allergie und Tipps

Matratzen für Allergiker

Die Wahl der richtigen Matratze sowie des Oberbetts und des Kissens kann entscheidend zur Gesundheit eines Allergikers beitragen. Allergiker vertragen beispielsweise die Allergene (= Allergie auslösende Stoffe) im Kot der in den Matratzen lebenden Hausstaubmilben nicht oder sie reagieren sensibel auf Duft- und Schadstoffe (Antimone, Antiflammstoffe usw.).

Diese Substanzen können aus belasteten Matratzen und Bettbezügen über Jahre ausdünsten. Allergieanfällige Menschen sind durch sie besonders gefährdet.

Ein weiteres Problem können auch Naturlatexmatratzen aus Naturkautschuk sein, wenn man eine Latex-Allergie hat.

Die Matratzen sind zwar von Bettbezügen umgeben, aber als Latex-Allergiker sollte man doch auf andere Matratzentypen zurückgreifen, vor allem wenn man schon Allergieprobleme in Verbindung mit der Schlafstätte vermutet.

Die wohl bekanntesten Probleme mit einer nicht Allergie gerechten Schlafstätte haben aber die rund 4,5 Millionen Hausstaubmilbenallergiker in Deutschland.

Matratzen für Allergiker – Anforderung an die Matratze und den Bezug

  • alte Matratze austauschen, Encasings verwenden

Über 60 Prozent der in einem Haushalt lebenden Milben befinden sich im Bett. Die Hälfte von ihnen bewohnen die Matratze. Die anderen Milben leben im Oberbett, in den Bezügen und im Kopfkissen.

Die ersten Maßnahmen, um den Milben Herr zu werden, sind, eine Matratze, die älter als acht Jahre ist, auszutauschen und milbendichte Bezüge – sogenannte Encasings – (siehe auch unten) für die Matratze, das Oberbett und das Kopfkissen zu verwenden. Diese beiden Maßnahmen sind die effektivsten im Kampf gegen die Milbenallergene.

  • keine Matratzen mit tierischen Materialien verwenden

Allen Werbeversprechen zum Trotz finden sich in allen Matratzentypen (Kaltschaum-, Latex- und Federkernmatratzen sowie viskoelastischen Matratzen) die Milben. Allerdings kann die Milbenkonzentration durch die Materialien der Matratze beeinflusst werden. Auf der NO-Go-Liste stehen Matratzen, bei denen Materialien mit tierischem Eiweiß verarbeitet werden (bsp. Wolle, Rosshaar oder Kamelhaar).

  • Matratzenbezüge müssen abnehmbar und bei 60 Grad Celsius waschbar sein

Aber nicht nur der Matratzenkern, sondern auch der Matratzenbezug muss bei Allergikern besondern Ansprüchen genügen. Er sollte abnehmbar und bei 60 Grad Celsius waschbar sein. Ein regelmäßiges Waschen – alle zwei bis drei Monate – bei 60 Grad tötet die Milben ab und wäscht die Allergene aus. Die Industrie hat sich längst darauf eingestellt und bietet Matratzen mit Bezügen an, die über ein Rundumreißverschlusssystem verfügen und bei hohen Temperaturen gewaschen werden können. Der Bezug lässt sich in zwei Teilen abnehmen und passt in jede herkömmliche Waschmaschine. Tipp: die genaue Waschanleitung des Bezugs beachten! Manche Bezüge sind nicht Trockner geeignet und müssen luftgetrocknet werden, sonst gehen sie ein und passen nicht mehr über die Matratze.

  • auf atmungsaktive Matratzen achten

Die Milben lieben feuchte warme Lebensbedingungen. Eine klimaaktive Matratze reguliert den Feuchtigkeitsaustausch in der Matratze und sorgt für ein trockenes Schlafklima. Häufiges Wenden und Lüften der Matratze tragen zu einem trockenen und damit milbenfeindlichen Bettklima bei.

  • auf schadstoffgeprüfte Materialien und Füllstoffe achten

Wie eingangs erwähnt, reagieren Allergiker oft besonders sensibel auf Duft- und Schadstoffe. Manchmal werden in Angeboten oder auch bei regulärer Ware noch Matratzen und Bettwaren mit schadstoffbelasteten Materialien feilgeboten. Sie enthalten beispielsweise Antimone oder Antiflammstoffe. Eine solche Matratze kann die Reizstoffe oft über Jahre ausdünsten und dem Allergiker zusätzlich Probleme bereiten. Um sicher zu gehen, dass die ausgewählte Matratze den erhöhten Ansprüchen genügt, kann man sich vor dem Kauf Matratzentests von unabhängigen Organisationen oder Verbraucher-Magazinen durchlesen. Fündig wird man bei der Stiftung Warentest und bei ÖKO-Test. Beide „Testeinrichtungen“ unterhalten Internetportale, in denen die Testergebnisse von Matratzen, die sie auf Herz und Nieren geprüft haben, aufgeführt sind. Für neuere Testergebnisse muss man häufig einen kleinen Obolus entrichten.

Essenzielle Anforderungen für schadstoffgeprüfte Materialien ist das Testsiegel für TEXTILES VERTRAUEN und der Hinweis „Für Allergiker geeignet“.

  • Wichtig: Ein abnehmbarer und waschbarer Matratzenbezug ist nicht das entscheidende Kriterium für eine Allergiker geeignete Matratze. Gegen den allergieauslösenden Milbenkot helfen am besten die milbendicht gewebten Matratzenbezüge – die Encasings.

Matratzen für Allergiker – Rund um die Milben und die Hausstaubmilbenallergie

Um die Anforderungen an Matratzen für Allergiker besser zu verstehen, wird kurz auf die Umgebungsansprüche und die Allergene der Milben sowie auf die Symptome und Behandlungsstrategien bei einer Hausstaubmilbenallergie eingegangen.

Hausstaubmilben sind 0,2 bis 1 Millimeter groß und mit bloßem Auge nicht sichtbar. Sie gehören zu den Spinnentieren und übertragen keine Krankheiten. Allerdings produzieren sie einen allergenhaltigen Kot. Im Laufe ihres kurzen Lebens (2 bis 4 Monate) produzieren sie Exkremente und Kot, die dem 200-fachen ihres Eigengewichts entsprechen. Der allergenhaltige Kot zerfällt, wenn er trocknet, in mikrofeine Partikel, die sich mit der Raumluft vermischen. Mit der Raumluft gelangen die Allgene auf die Schleimhäute des Atemtrakts und der Augen und führen bei Milbenallergikern zu den typischen Symptomen Schnupfen, Husten, rinnende Nase, evtl. sogar Asthma. Die Symptome treten charakteristischerweise nachts und morgens nach dem Aufstehen auf.

Die Milben vermehren sich besonders gut bei einer relativen Luftfeuchte von 65 – 80 Prozent und einer Temperatur von 25 bis 30 Grad Celsius. Schwankungen in diesen Idealwerten nehmen sie aber durchaus hin. Bei ihrer Nahrungswahl erweisen sie sich als äußerst genügsam. Sie leben von Schimmelpilzen oder Schimmelpilzsporen sowie von Hautschuppen. Die 1,5 Gramm Hautschuppen, die ein Mensch täglich verliert, genügen, um Millionen von Hausstaubmilben zu ernähren. Bei diesen Lebensansprüchen wird klar, dass die Milben bevorzugt das Bett und hier insbesondere die Matratze besiedeln. Sie finden hier ausreichend Wärme, Feuchtigkeit (Schweiß, der beim Schlafen abgegeben wird) und Nahrung.

Erste Symptome der Allergie sind Dauerschnupfen oder eine rinnende Nase am Morgen sowie juckende Augen bzw. Husten und sogar Asthma. Diese Krankheitszeichen können von Kopfschmerzen und Müdigkeit begleitet werden. Die Symptome der Atemwege treten vorwiegend nachts und morgens auf. Oft bessern sie sich im Laufe des Tages.

Leider gibt es keine pauschale Allergenhöchstmenge, bei der eine Allergie nicht auftritt. Schon geringste Allergenmengen können zum Krankheitsbild führen. Allerdings lassen sich in den meisten Fällen die Symptome mit einer Sanierung des Bettes und den oben aufgeführten Tipps lindern bzw. zum Verschwinden bringen. Eine ursächliche Therapie ist die Hyposensibilisierung, die bei einer Hausstaubmilbenallergie gute Aussichten hat. Allerdings ist diese Therapie sehr aufwendig und erfordert Disziplin. Der Betroffene wird allmählich (über circa zwei Jahre lang) an sein Allergen gewöhnt, bis das Immunsystem es nicht mehr als zu bekämpfenden Krankheitskeim ansieht. Dazu erhält man in bestimmten Abständen (anfangs wöchentlich) eine Spritze unter die Haut (Oberarm). Vor der Therapie führt der behandelnde Facharzt (bsp. Dermatologe, HNO-Arzt, Lungenfacharzt, Allergologe) einen Allergietest durch.

Matratzen für Allergiker – weitere Tipps und Wissenswertes

  • Das mögen Milben nicht

Je mehr Milben in einem Bett leben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass entsprechend veranlagte Menschen eine Allergie entwickeln. Die Milbenpopulation kann durch folgende Maßnahmen reduziert werden:

Die Bettwäsche sollte jeden Tag aufgeschüttelt werden. Am besten erfolgt dies draußen oder am offenen Fenster. Alle zwei bis drei Wochen sollte man die Bettwäsche spätestens wechseln. Empfehlenswert ist es zudem, die Matratze häufig zu wenden. Nach acht Jahren sollte man sich eine neue Matratze anschaffen.

Außerdem sollte mehrmals täglich in der Wohnung gut gelüftet werden.

Regelmäßiges Staubsaugen und Wischen verhindern, dass die Allergene in die Luft gelangen. Bei den Staubsaugern sollte man nicht sparen und am besten ein Modell wählen, das über einen Schwebstofffilter verfügt.

  • Encasings

Eine der wichtigsten Maßnahmen für Milbenallergiker sind die Bezüge für die Matratze, das Kopfkissen und das Oberbett – die Encasings. Sie sind sogar für Kinder sinnvoll, die im Allergietest positiv reagieren, aber noch keine Beschwerden haben. Sinnvoll als prophylaktische Maßnahme sind sie auch bei Kindern, deren Eltern beide Allergiker sind.

Die Encasings bestehen aus dicht gewebten Textilien und bilden eine physikalische Barriere für die Milben und ihre Allergene. Sie umschließen einfach die Matratze, Kissen und Decken und werden mit einem allergendichten Reißverschluss verschlossen. Darüber wird die übliche Bettwäsche bezogen, die entsprechend oft gewechselt werden sollte. Der unter dem Encasing liegende Matratzenbezug sollte alle drei Monate gewaschen werden.

Bei den Encasings muss auch auf folgende Punkte geachtet werden:

  • Kinder sollten die Bezüge nicht unbeaufsichtigt abziehen. Die Materialien sind sehr dicht und es besteht Erstickungsgefahr.
  • Schutzlaschen für Reißverschlüsse dürfen nicht zerstört werden, sonst verlieren die Encasings ihre Wirkung.
  • Scharfe Kanten sollten gemieden werden.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel vollständig (vor allem bei Kindern) oder bis zu einem bestimmten Prozentsatz die Kosten der Milbenbezüge. Der Antrag auf Kostenübernahme muss oft vor der Anschaffung erfolgen. Die Kassen haben auch meist Vertragspartner, von denen sie die Encasings beziehen und bei denen sie Sonderkonditionen ausgehandelt haben. Erkundigen Sie sich vor dem Kauf nach den Bedingungen. Verordnet werden die Bezüge in der Regel vom behandelnden Facharzt, bei entsprechendem Allergietest und typischer Symptomatik.

Schlafen zwei Personen im Zimmer, von denen einer Allergiker ist, werden in der Regel auch die Kosten der Encasings für das zweite Bett des Nichtallergikers übernommen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011