Pilzinfektionen – Ursache Therapie Diagnose

         

Pilzinfektionen – Mykosen (engl. mycoses) Pilze sind vielzellig organisierte Organismen und stellen neben den Tieren, Pflanzen, Bakterien und Viren ein eigenes Reich dar. Zu Pilzinfektionen oder Mykosen kommt es in der Regel nur bei geschwächter Abwehrlage oder bei einer Vorschädigung (bsp. Verletzung) des Betroffenen. Man spricht in diesem Fall von opportunistischen Erregern, die normalerweise im Körper vorhanden sind, aber ihre krankmachende Wirkung nur bei einer Schwächung des menschlichen Organismus entwickeln. Die Einteilung der Pilzinfektionen erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien. Gebräuchlich ist das so genannte DHS-System nach Rieth, das von der Erregerart ausgehend in Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze unterscheidet. Dabei infizieren Dermatophyten nur die Haut und ihre Anhangsgebilde (Haare und Nägel); opportunistische Hefen und Schimmelpilze können zu Haut-, Schleimhaut- und Systemmykosen (= pilzbedingte innere Erkrankungen) führen. Daneben gibt es noch dimorphe (=“zweigestaltige“ Pilze, die sowohl die Hefe oder Schimmelpilzform annehmen) krankmachende (primärpathogene) Pilze, die zuerst die Lunge infizieren und sich dann weiter im Körper ausbreiten (Histoplasma capsulatum, Coccidioides immitis).

Die Diagnose der einzelnen Pilzerkrankungen erfolgt durch das (manchmal) typische Erscheinungsbild, mikroskopische Untersuchungen und durch Anzucht auf Spezialnährmedien. Speziell Dermatophyten wachsen hier sehr langsam (2 bis 3 Wochen). Für die Behandlung von Pilzinfektionen stehen so genannte Antimykotika zur Verfügung. Bei oberflächlichen Infektionen werden sie in Form von Salben verabreicht, bei inneren Infektionen (bsp. Darm, Scheide, usw.) kommen Tabletten zum Einsatz. Bei schweren Infektionen innerer Organe werden die Antimykotika intravenös verabreicht. Hauptangriffspunkt der Antipilzmittel (Nystatin, Amphotericin B, Ketoconazol, Fluconazol) ist Ergosterol, ein Baustein der Pilzmembran.

Beispiele für die einzelnen Erreger

1. Dermatophyten (Hautpilze)

Dermatophyten sind Fadenpilze und gehören im Wesentlichen den drei Gattungen Trichophyton, Microsporum und Epidermophyton an. Dabei werden oberflächliche Infektionen oft als Tinea bezeichnet, tiefere Infektionen nennt man Trichophytien. Das äußere Erscheinungsbild der Pilzinfektion lässt aber keine Schlüsse auf den verantwortlichen Dermatophyten zu. Die Pilze wachsen bevorzugt an warmen, feuchten Hautstellen, zum Beispiel in Hautfalten. Der typische Hautausschlag (Ekzem) zeigt sich zunächst in einem unebenen, abgegrenzten Fleck. Mit zunehmender Ausbreitung des Infektionsherdes bildet sich eine trockene Schuppung aus.

Je nach Art besiedeln die Pilze Tiere, Menschen und den Erdboden. Zum Teil kommen die einzelnen Spezies weltweit vor, oder sie beschränken sich auf wenige Biotope. Die Übertragung erfolgt direkt von Mensch zu Mensch oder über Gegenstände wie Böden von Duschen oder Umkleideräumen. Die einzelnen Pilzinfektionen werden nach dem Körperteil benannt, an dem sie auftreten. Dies lässt aber keine 100% Schlüsse auf die auslösende Art zu. Es wird unterschieden in: Tinea capitis (Kopfgrind, Favus): Die Kopfhaut juckt und es kommt zu rötlichen Stellen am Kopf. Auch Haarverlust ist charakteristisch. Tinea corporis (Ringelflechte): Alle Körperteile können betroffen sein, jedoch tritt diese Infektion bevorzugt in den Körperfalten auf. Typisch sind rötliche Flecken, die sich zunehmend ausbreiten.

Tinea inguinalis: Der bevorzugte Entstehungsort sind die Leisten. Das Auftreten wird häufig durch das Tragen eines Bruchbandes provoziert. Tinea pedis (Sportlerfuß oder Fußpilz): Sie ist die häufigste Form der Pilzinfektion. Sie zeigt sich meist durch einen weißen, schuppigen Fleck neben dem kleinen Zeh. Der Fußpilz kann sich aber auch über die ganze Fußsohle und in die anderen Zehenzwischenräume ausbreiten. Charakteristisch sind auch juckende, schmerzhafte Hautrisse zwischen den Zehen. Ein typischer, unangenehmer Geruch kann wahrgenommen werden. Die entstehenden Rötungen und Hautblasen sind bisweilen die Grundlage für Sekundärinfektionen mit Bakterien. Dies ist besonders bei einer schlechten Blutzirkulation der Fall.

Tinea unguium (Onychomykose, Nagelpilz): An den Zehen- und Fingernägeln bilden sich weißliche Flecken. Die Nägel verdicken sich und können sogar abfallen. Erreger ist hier häufig der Schimmelpilz Scopulariopsis brevicaulis. Bei der Infektion mit dem Hefepilz Malassezia furfur (Erkrankung Pityriasis versicolor) kommt es zu einer Störung der Hautpigmentation. Die Haut bleibt auch bei Sonneneinstrahlung hell oder es bilden sich dunkle Flecken. Es entstehen bisweilen Hautreizungen oder die Haut schuppt sich; juckt aber nicht. Nach erfolgreicher Behandlung stellt sich die normale Pigmentierung der Haut wieder ein.

Zur Vermeidung einer erneuten Infektion mit Dermatophyten müssen die Kontaktmaterialien (Fußböden, Schuhe, Socken, Handtücher, Bürsten, Rasierer, Teppiche, usw.) sorgfältig gereinigt werden, da sich Pilzsporen hartnäckig halten können. Alle prädestinierten Hautstellen (Leisten, Zehenzwischenräume, Achselhöhlen, usw.) sollten vor dem Ankleiden sorgfältig abgetrocknet werden. Der direkte Hautkontakt in gemeinsam benutzten Bereichen, wie Schwimmbädern oder Turnhallen, ist zu meiden.

2. Hefepilze (Spross-Pilze)

Die Candidiasis (auch Soor genannt) ist deine Infektion durch Hefepilze, die häufig durch Candida albicans verursacht wird. Dieser Organismus besiedelt für gewöhnlich, ohne dass er Beschwerden verursacht, den Verdauungstrakt, den Mund und die Scheide. Unter bestimmten Umständen vermehrt er sich sehr stark und verursacht unangenehme Infektionen. Sein vermehrtes Wachstum wird durch ein geschwächtes Immunsystem, Einnahme von Antibiotika, Kortikoiden, hormonellen Verhütungsmitteln („Pille“) sowie Feuchtigkeit und Wärme begünstigt. Auch Frauen in der Schwangerschaft neigen eher zu Candidainfektionen. Kohlenhydratreiche Ernährung oder Hautverletzungen sind weitere Risikofaktoren.

Im Mund und in der Scheide zeichnet sich die Candidiasis durch weiße Beläge auf einem roten, entzündeten Hintergrund aus. Auf der Haut findet sich ein nässendes und gerötetes Ekzem, das sich in alle Richtungen ausbreitet. Oft ist dieser Ausschlag am After, unter den Brüsten, in der Leiste, den Achselhöhlen oder bei adipösen Menschen (siehe Adipositas) in sonstigen Hautfalten lokalisiert. Bei Wickelkindern kann die Infektion als Windelausschlag auftreten.

Die befallenen Hautstellen sollten auf jeden Fall trocken und kühl gehalten werden. Heilungsunterstützend wirkt sich auch ein Sonnenbad aus. Zur Vorbeugung gegen Candidiasis können auch Joghurt, Buttermilch oder Sauerrahm gegessen oder Milchsäurebakterien eingenommen werden. Die Vermeidung von Zucker wirkt sich ebenfalls positiv aus. Die Behandlung erfolgt durch Antimykotika, wie Nystatin, Miconazol oder Clotrimazol. Die Darreichungsformen reichen über Lösungen, Cremes, Salben bis hin zu Scheidenzäpfchen oder mit Wirkstoff getränkten Tampons. Bei sehr hartnäckigen und immer wieder auftretenden Infektionen kann auch eine Immunisierung des Patienten erfolgen.

Eine traurige Bedeutung haben die Organcandidosen und generalisierten Infektionen mit Candidaarten erlangt. Sie treten bei Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem auf und können Herz, Lungen, Verdauungstrakt, Leber, Milz und das Zentralnervensystem betreffen. Für HIV-Infizierte ist die Erkrankung charakteristisch. Diese systemischen (=den ganzen Körper betreffenden) Candidosen haben eine hohe Letalitätsrate. Gefürchtet ist ein vermehrtes Auftreten der Pilze im Blut (Candida-Sepsis).

3. Schimmelpilze (Mucor-Mykosen)

Schimmelpilze sind systematisch gesehen keine genau definierte Pilzgruppe. Mit bloßem Auge sieht man watteartige Myzelien. Unter den Schimmelpilzen gibt es auch Erreger akuter Pilzinfektionen. Man spricht in diesem Zusammenhang von Mucor-Mykosen. Dafür verantwortlich sind Pilze der Pilzordnung Mucorales (Köpfchenschimmel) mit den Gattungen Mucor, Rhizomucor, Absidia und Rhizopus. Die Infektion mit diesen Pilzen geschieht fast nur bei Menschen mit massiven Vorschädigungen. Dazu gehören Patienten, die unter Diabetes mellitus leiden oder Kortikoide bzw. Zytostatika einnehmen müssen. Auch Mangelernährung oder mechanische Schädigungen können den Pilzen den Weg bereiten. Die Pilze sind ubiquitär verbreitet und finden sich vor allem im Boden, Abfall, Kompost, Tierexkrementen, in feuchten Gemäuern und auf Nahrungsmitteln. Die Pilzsporen verbreiten sich über die Luft oder über das Wasser aus.

In den menschlichen Organismus dringen die Pilze über den Atem- oder Verdauungstrakt ein. Eine länger andauernde Inhalation von Pilzsporen kann zu allergischen Reaktionen führen. Bei immungeschwächten Personen können auch Infektionen auftreten. Sie sind gekennzeichnet durch einen sehr schnellen Krankheitsverlauf, der mit Gewebezerstörungen und Nekrosen einhergeht. Die Schädigungen gehen vor allem darauf zurück, dass die Erreger in die Blutgefäße einwachsen und die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Gewebe unterbinden. Die Gewebszellen gehen zu Grunde. Bei Diabetes mellitus Patienten finden sich die Mykosen vor allem im Nasen- und Gesichtsbereich, bei Leukämieerkrankungen im Lungenbereich und bei Ernährungsstörungen im Darm. Die Pilze werden durch bestimmte Verfahren nachgewiesen (Kultur auf Sabouraud- Agar, Aussehen der Fruktifikationsorgane, usw). Die Therapie erfolgt durch Amphotericin B.

4. Histoplasma capsulatum (Histoplasmose)

Histoplasma capsulatum ist ein so genannter dimorpher Pilz, der temperaturabhängig die Schimmelpilzform oder die Hefeform annimmt. Der Pilz gedeiht vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten. So kommt er in Afrika, Indonesien, Mittel- und Südamerika sowie in warmen Gebieten der USA (Ohio, Tennessee, Mississippi) vor. Der Pilz befindet sich im Boden, besonders in Vogel- und Fledermauskot.

Durch das Einatmen der Pilzsporen kann es zu einer Lungeninfektion kommen. Vor allem bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem vermehrt sich der Pilz in der Lunge, führt zu einer Lungenentzündung und breitet sich auf andere Organe aus. Lungenentzündungen wurden aber auch bei Gesunden beobachtet. Neben den Lungenschäden können die Betroffenen auch unter Gewichtsabnahme, Husten, Kurzatmigkeit sowie Fieber, Müdigkeit und Muskelschmerzen leiden. Die so genannte hämatogene Histoplasma-Mykose ist eine generalisierte Erkrankung, die sich durch Entzündungen der Leber, Lunge, Gehirnhäute und der Herzinnenhaut auszeichnet. Weitere Symptome sind eine Nebenniereninsuffizienz und Blutarmut.

Die afrikanische Form der Histoplasma-Mykose verläuft unter Bildung von Granulomen (Gewebeknötchen) in der Haut, den Lymphknoten oder im Skelett. Auch diese Form kann sich über den ganzen Körper ausbreiten. Die Therapie der Erkrankung erfolgt mit den Antimykotika Amphotericin B und Fluconazol. Die Behandlung kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.