Bewegung und Sport bei Diabetes

Bewegung ist eine der drei Hauptsäulen bei der Behandlung des Diabetes mellitus. Regelmäßige Bewegung und/oder Sport stärkt im Allgemeinen die Gesundheit und wirkt sich besonders bei Diabetikern auf vielfältige Weise sehr günstig aus.

Die körperliche Aktivität trägt dazu bei:

  • den Blutzuckerspiegel zu senken,
  • die Wirksamkeit des Insulins zu verbessern,
  • das Gewicht zu halten oder zu reduzieren,
  • den Fettstoffwechsel anzuregen,
  • den Bluthochdruck günstig zu beeinflussen,
  • die Durchblutung des Körpers zu verbessern und damit Folgeerkrankungen vorzubeugen,
  • die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern,
  • das körperliche und seelische Wohlbefinden zu steigern.

Wichtig ist es zu wissen, dass jede intensive Muskelbewegung sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Die Notwendigkeit bzw. die Dosis der medikamentösen Behandlung wird so vermindert. Dies gilt sowohl für Typ-1-Diabetiker und Typ-2-Diabetiker. Der Sport wirkt auf den Köper wie eine zusätzliche Dosis Insulin. Dabei ist kein aufwendiger Hochleistungssport gefordert, sondern mit regelmäßigen Spaziergängen, Schwimmen, Fahrradfahren erreicht man schon sehr viel. So könnten viele Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, allein durch regelmäßiges Spazierengehen der Krankheit vorbeugen. Speziell Typ-2-Diabetiker profitieren von zusätzlicher Bewegung. Der Sport reduziert die Insulinresistenz des Gewebes. Dadurch kann es bisweilen ganz oder zumindest für eine gewisse Zeit gelingen, auf orale Antidiabetika zu verzichten.

Aber auch wenn über Jahre hinweg jegliche körperliche Betätigung oder Sport gemieden wurde, kann jeder mehr Schwung in seinen Alltag bringen. Gewöhnen Sie dazu ihren Körper allmählich an mehr Bewegung und gehen sie dabei schrittweise vor. Versuchen Sie nicht alle Defizite der letzten Jahre auf einen Schlag wieder gut zu machen. Waren Sie bisher eher ein Bewegungsmuffel und möchten Sie jetzt mehr Bewegung in ihren Alltag bringen, suchen Sie zunächst Ihren Arzt auf. Er kann Ihnen nach einer körperlichen Untersuchung mit Herz-Kreißlauf-Check, Blutdruckmessung, usw. sagen, was sie sich anfänglich sportlich zumuten und ab wann sie ihre sportlichen Ambitionen steigern können.

Erste Schritte um ihr Bewegungskonto aufzustocken, könnten folgendermaßen aussehen:

  • Lassen Sie ihr Auto möglichst oft stehen und gehen Sie zu Fuß oder fahren Sie mit dem Fahrrad;
  • Nehmen Sie die Treppe, auch wenn es einen Aufzug gibt.
  • Auch alltägliche Tätigkeiten, wie Hausputz, Haus- und Gartenarbeit, Kisten schleppen oder ausgelassen mit Kindern spielen, setzen die Muskeln in Gang.

Versuchen Sie dann kleine Bewegungseinheiten, wie beispielsweise einen täglichen Abendspaziergang von zehn Minuten in Ihren Alltag zu integrieren. Sie werden merken, dass die Bewegung Spaß macht und können dann die körperlichen Aktivitäten steigern, zum Beispiel durch einen längern Spaziergang oder eine Fahrradtour. Eine besonders sanfte Sportart, die den Bewegungseinstieg leicht macht, ist Aquajogging. Die Gefäße werden trainiert, die Gelenke geschont und man kommt nicht so leicht aus der Puste. Diese Sportart erfreut sich immer größerer Beliebtheit und wird dadurch auch häufiger angeboten.

Vielen Sporteinsteigern gelingt es dauerhaft besser bei der Sache zu bleiben, wenn sie in der Gruppe Sport machen. Die festen Zeiten für den Sport werden als Verpflichtung angesehen und man ist daher motivierter an den Stunden wirklich teilzunehmen. Außerdem macht Sport in der Gruppe meist mehr Spaß. Mancherorts gibt es auch spezielle Diabetikersportgruppen. Sie können Ihren Arzt danach fragen.

Waren Sie schon immer sportlich aktiv und wollen sie dieses fortsetzen, werden vor allem Ausdauersportarten empfohlen. Besonders geeignet sind: Walking, Fahrradfahren, Schwimmen, Wandern oder Joggen. Als sinnvoll gilt: zwei bis dreimal pro Woche für 30 bis 45 oder mehr Minuten Sport zu treiben. Auch wenn Sie nur 20 Minuten Zeit haben, werden Sie aktiv!

Was müssen Diabetiker beim Sport besonders beachten?

1. Unterzucker

Vor allem bei Typ1-Diabetikern und Typ-2- Diabetiker, die mit Tabletten vom Typ der Sulfonylharnstoffe oder Glinide therapiert werden, kann starke oder ungewohnte Anstrengung zu einer Unterzuckerung führen. Durch Verzehr von zusätzlichen BE vor der sportlichen Betätigung oder einer Reduktion der Insulinmenge kann der Hypoglykämie vorgebeugt werden.

Dabei muss man sich folgende Zusammenhänge klar machen: Bei körperlicher Anstrengung benötigen die Muskeln mehr Glukose, aus der Energie gewonnen werden kann. Das sind bei einer halben Stunde Fahrradfahren oder Schwimmen schon 30 bis 40 Gramm. Diesen erhöhten Glukosebedarf holen sich gesunde Menschen aus dem Blut. Um einer Unterzuckerung entgegenzuwirken schüttet die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin aus. Die Leber gibt gleichzeitig aus ihrem Glykogenspeicher vermehrt Glukose ins Blut ab.

Bei Typ-1-Diabetikern oder oben erwähnten Typ-2-Diabetikern liegt die Stoffwechsellage nicht so. Hat sich der Patient vor der sportlichen Betätigung Insulin gespritzt, das nun wirkt, oder führen die eingenommenen oralen Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe) dazu, dass vermehrt Insulin in das Blut abgegeben wird, kann eine fatale Stoffwechsellage eintreten:

Bei körperlicher Betätigung wird das Insulin insgesamt wirksamer und die Gewebezellen reagieren sensibler auf das Hormon. Die Glukose strömt daher verstärkt in die Muskelzellen, gleichzeitig gibt die Leber nur eingeschränkt oder gar nicht Glukose aus dem Glykogenspeicher frei. Der Diabetiker gerät in den Unterzucker.

Der Hypoglykämie kann entgegengesteuert werden, wenn die Insulinmenge vor der körperlichen Betätigung verringert wird oder zusätzliche Kohlenhydrate verspeist werden. Dabei gilt als Faustformel: Pro halbe Stunde körperlicher Anstrengung sollte man eine Broteinheit zusätzlich zu sich nehmen. Länger wirkenden Kohlenhydraten ist dabei der Vorzug zu geben. Zu denken ist etwa an eine halbe Banane, einen Apfel oder eine Birne.

2. Überforderung ausschließen

Der Pulsschlag sollte während des Trainings immer in einem bestimmten Bereich bleiben, damit Sie sich nicht überfordern und einen optimalen Trainingseffekt erzielen.

Dabei gilt als Faustregel, dass der Puls während der körperlichen Betätigung nicht auf über 180 Schläge in der Minute minus Lebensalter ansteigen sollte. Damit erreicht man schon 50 Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit, was völlig ausreichend ist.

Einen optimalen Trainingseffekt erzielt man bei einer Belastung von 60 bis 75 Prozent der maximalen Herzfrequenz.

Man kann sich diesen Bereich mit folgenden Werten leicht selbst ausrechnen:

  • 220 Pulsschläge pro Minute minus Lebensalter = maximale Herzfrequenz
  • 65 Prozent davon ist der untere Zielbereich
  • 75 Prozent davon ist der obere Zielbereich.

Behalten Sie beim Trainieren ihren Puls im Auge, um eine Überforderung auszuschließen. Für die Pulskontrolle gibt es eine Reihe von Geräten, die man vor dem Training anlegt und die während des Sports nicht weiter stören.

3. Geeignete Sportarten

Heutzutage kann jeder Diabetiker die Sportart ausüben, die er will. Besondere Einschränkungen gibt es nicht mehr. Von Triathlon über Tauchen und Fußball ist alles möglich.

Die Internationale Vereinigung diabetischer Sportler (IDAA) informiert rund um das Thema „Diabetes und Sport“ und über spezielle Kurse für Diabetiker. Welche Sportart nun geeignet ist, hängt ganz entscheidend von der derzeitigen Konstitution und dem Gesundheitszustand des Diabetikers ab.

Um Ausdauersportarten auszuüben, muss man die entsprechende Kondition nach und nach aufbauen. Vor dem Beginn neuer Sportarten beraten Sie sich unbedingt mit Ihrem behandelnden Mediziner.