Verlagerte Bauchschmerzen

Übertragener – verlagerter Schmerz

Der übertragene (referred pain) Schmerz ist eine Sonderform des viszeralen Schmerzes. Er wird auf zum Teil in entfernten Bereichen der Körperoberfläche als Hautschmerz wahrgenommen, obwohl er im Körperinneren entsteht. Grund dafür sind Verschaltungsmechanismen im Bereich des Zentralen Nervensystems (Hinterhorn des Rückenmarks). So kann jedem inneren Körperorgan ein definiertes Hautareal zugeordnet werden, das man Headsche Zone nennt. Ursache sind gemeinsame Verbindungen zu bestimmten Rückenmarkwurzeln. Die Schmerzen in dem korrespondierenden Hautareal können deutlicher beschrieben und räumlich besser eingegrenzt werden als die eigentlichen Schmerz verursachenden Geschehnisse.

Der verlagerte Schmerz nimmt auch zu, wenn der viszerale Schmerzimpuls an Intensität zunimmt.

Das klassische Beispiel für einen übertragenen Schmerz ist der Herzinfarkt: Neben den Schmerzen in der linken Brusthälfte strahlen die Schmerzen auch in die linke Schulter und den linken Oberarm aus. Bei einer Schwellung der Leberkapsel (bsp. nach einer Leberbiopsie) wird zunächst der Schmerz im Unterleib wahrgenommen. Eine Verlagerung in die rechte Schulter ist jedoch auch möglich. Koliken (=krampfartige Schmerzen) der hohen ableitenden Harnwege strahlen in die Lende aus, Koliken der unteren Harnwege führen zu Schmerzen in der Leiste. Schmerzen, die von der Bauchspeicheldrüse ausgehen, werden im oberen Unterleib empfunden, können aber auch in der Rückenmitte auftauchen. Verletzungen der Bauchspeicheldrüse, bei denen das Zwerchfell involviert ist, können zu Schmerzen in der linken Schulter führen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 03.09.2007

 

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse
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