Cortisol – Hydrocortison

Cortisol (auch Kortisol oder Hydrocortison) ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es zählt zu den Glukokortikoiden. Die Cortisol – Abgabe in das Blut folgt einem sogenannten zirkadianen Rhythmus, ist also von der Tageszeit abhängig. Daher findet man die höchste Hormonkonzentration im Blut zwischen 6 und 8 Uhr vormittags, die niedrigste gegen 24 Uhr.

Die Ausschüttung des Cortisols und anderer Glukokortikoide unterliegt zwei übergeordneten Regulationsmechanismen: Das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) aus dem Hypophysenhinterlappen stimuliert die Ausschüttung des Cortisols. Das ACTH wiederum steht unter dem Einfluss des Cortikotropin-Releasing-Hormons (CRH) aus dem Hypothalamus (= Bereich des Zwischenhirns).

Der größte Teil des Cortisols ist im Blut an Transporteiweiße gebunden. Nur etwa drei Prozent des Gesamtcortisols liegt frei vor und ist biologisch aktiv. Es kann aus dem Blut (Serum, Plasma), Urin und Speichel bestimmt werden.

Cortisol ist an vielen Körperfunktionen beteiligt. So bewirkt es in Belastungssituationen eine Bereitstellung von Energie (erhöht bsp. den Blutzuckerspiegel), beeinflusst den Eiweißhaushalt und die Blutbildung. Zudem hemmt es das Köperwachstum und greift regulierend in den Salz- und Wasserhaushalt der Niere ein. Auch hat es eine entzündungshemmende, antiallergische und abwehrunterdrückende Wirkung.

Was ist der Anlass der Untersuchung auf Cortisol?

Die Bestimmung der Cortisolwerte dient in erster Linie dazu, einen Mangel (Hypocortisolismus) oder eine Überproduktion (Hypercortisolismus) von Cortisol festzustellen. Zudem können Nebennierenrinden- oder Hypophysenerkrankungen erkannt werden. Außerdem ermittelt man die Cortisol-Werte bei einem Verdacht auf Cushing-Syndrom, Allergien unklarer Ursache sowie in Psychose- oder Stresssituationen.

Aus welchen Körperflüssigkeiten ist das Hormon Cortisol ermittelbar?

Die Cortisol – Werte können aus dem Blutserum und –plasma, im Speichel (mit Wattetupfer über fünf Minuten gesammelt) sowie aus dem 24-Stunden-Sammelurin (gekühlt gelagert) gemessen werden.

Was sind die Referenz-/Normalwerte für Cortisol?

Die Werte variieren je nach Tageszeit und Alter. Bei den aus dem Urin ermittelten Werten bestehen zudem starke Schwankungen aufgrund der gewählten Messmethode.

Es gelten folgende Werte für Erwachsene:

– Plasma-/Serumkortisol (Blut):

8 Uhr:                         5 – 25 μg/dl (138 – 690 nmol/l)
24 Uhr:                       bis 5 μg/dl (bis 138 nmol/l)

– Freies Cortisol im Speichel:

6 – 9 Uhr:                   0,2 – 1,2 μg/dl (5 – 32 nmol/l) 20 – 24 Uhr:              0,08 – 0,13 μg/dl (2 – 4nmol/l)

– 24-h-Urin:

17 – 71 μg/24 Stunden (stark von der Messmethode abhängig).

Was können erniedrigte Werte bedeuten?

Bei einem Mangel an Glukokortikoiden im Blut spricht man von Hypocortisolismus. Die Symptome entsprechen mehr oder weniger denen der Addison-Krankheit. Hierzu zählen: zunehmende Muskelschwäche und Muskelschmerzen, Gewichtsverlust, Angstneurosen, bräunliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute sowie zu niedriger Blutdruck und zu geringe Körpertemperatur.

Es ist zu beachten, dass einmalig erniedrigte Werte – ohne krankheitsrelevant zu sein – häufiger vorkommen. Es sollten daher mehrere Untersuchungen erfolgen, bei denen auch gleichzeitig das ACTH ermittelt wird.

Diagnosen mit erniedrigten Cortisol-Werten sind:

  • Addison-Krankheit,
  • ACTH-Therapie oder langfristige Cortison-Therapie, bei denen die Nebennierenrindenfunktion unterdrückt wird,
  • Hypophysenunterfunktion oder Schwäche des Hypothalamus,
  • Schädigungen der Nebenniere durch Tumormetastasen, Blutungen oder Tuberkulose.

Was können erhöhte Werte von Cortisol bedeuten?

Bei einem Überschuss von Glukokortikoiden im Blut spricht man von Hypercortisolismus. Mehr oder weniger ausgeprägt zeigen sich bei den Betroffenen die Symptome des Cushing-Syndroms. Dazu zählen: ein gerötetes Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Akne, Bluthochdruck, Leistungsschwäche, Osteoporose, allgemeine Leistungsschwäche, Diabetes mellitus, Impotenz, Menstruationsstörungen und Vermännlichung bei Frauen.

Die Ursachen für die erhöhten Cortisol-Werte sind:

  • Cushing-Syndrom (bei Erwachsenen meist gutartige Tumoren der Nebennierenrinde);
  • Tumoren des Hypophysenvorderlappens mit gesteigerter ACTH-Produktion, welche die Cortisol-Bildung in der Nebenniere fördert.
  • Lungentumoren mit Cortisol-Produktion.

Welche weiteren Faktoren beeinflussen die Cortisol – Werte?

Erhöhte Werte finden sich auch bei:

  • starkem Stress
  • in der Schwangerschaft und bei einer Östrogentherapie,
  • akuten Psychosen,
  • aufgehobenem Tag-Nacht-Rhythmus,
  • Übergewicht,
  • schweren Entzündungen,
  • Alkoholismus.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 02.01.2009