Diabetes war bereits in der Antike bekannt. Über Jahrhunderte war die Beurteilung des Urins, die so genannte Urinschau, die einzige diagnostische Möglichkeit. Der Urin wurde hinsichtlich seines Aussehens und in Bezug auf den Geruch und Geschmack geprüft. Urin, der reichlich floss, honigsüß schmeckte und Insekten anlockte, galt als krankheitsverdächtig.
Heutzutage ist die Bestimmung des Urinzuckers eine einfache Methode, um eine erhöhte Ausscheidung von Glukose im Harn festzustellen. Diese Testmethode ist häufig der erste Hinweis auf einen Diabetes mellitus und sicherlich auch im Rahmen von Reihenuntersuchungen sinnvoll. Früher war diese einfache und kostengünstige, aber eher ungenaue Methode der Standard bei der Therapiekontrolle. Heutzutage dient der Harnzuckertest Typ2-Diabetikern zur Orientierung oder wird für Routinekontrollen verwendet. Für die Verlaufskontrolle kommt er bei Typ2-Diabetikern zum Einsatz, die mit einer Diät allein gut eingestellt sind oder beispielsweise bei älteren Diabetikern, die keine Blutzuckerkontrollen wünschen oder nicht durchführen können. Der Harnglukosetest ist bei Typ1-Diabetikern als alleiniges Kontrollmittel des Blutglukosespiegels nicht ausreichend, da er erst eine bereits eingetretene, schwere Überzuckerung anzeigt.
Die Methode beruht darauf, dass ab einem Blutzuckerspiegel von 150 bis 180 mg/dl Glukose im Urin ausgeschieden wird. Die Nieren können den Zucker nicht mehr zurückhalten. Allerdings ist die Nierenschwelle, ab der die Glukose in den Urin übertritt, bei jedem Menschen unterschiedlich. Vor allem bei Diabetikern mit einer diabetischen Nephropathie kann sie stark erhöht sein (bis zu 300 mg/dl).
Die Untersuchung erfolgt mit einem Teststreifen. Er wird kurz in den Harn getaucht oder in den Urinstrahl gehalten. Die auftretende Verfärbung des Teststreifens wird dann mit einer Farbskala verglichen. Es lässt sich somit feststellen, ob Glukose im Harn ausgeschieden wurde und wenn ja, wie viel. Die ermittelten Werte werden in Prozent angegeben. Ist keine Zucker im Urin vorhanden, so liegt der Wert bei Null Prozent und der Test ist negativ. Die individuelle Nierenschwelle ist nicht überschritten. Bei Messwerten bis 0,5 Prozent besteht eine leichte Verzuckerung und die Nierenschwelle wurde überschritten. Alle Messungen darüber deuten darauf hin, dass viel Glukose mit dem Urin ausgeschieden wurde.
Erhöhte Ausscheidungen von Glukose im Harn sind aber nicht immer ein Indiz für einen Diabetes mellitus. Zucker im Urin kann auch bei anderen Erkrankungen auftreten.
Dazu zählen beispielsweise:
- chronische Harnwegserkrankungen,
- Bluthochdruck und Übergewicht,
- Fettstoffwechselstörungen,
- chronische Atemwegs- und Hauterkrankungen,
- Gallenerkrankungen und Gicht.
Fehlresultate auf dem Teststreifen können auch durch die Einnahme von Medikamenten oder Vitaminpräparaten (Vitamin C) hervorgerufen werden.