Eigenurintherapie – (syn. Eigenharnbehandlung, Auto-Uro-Therapie)

Die meisten Menschen mutet der Gedanke sich mit dem eigenen Urin zu therapieren befremdend an, oder sie empfinden sogar Ekelgefühle. Doch aus hygienischer Sicht ist diese Abneigung unberechtigt, da frischer Urin nahezu steril ist.

Die Eigenurinbehandlung weist eine lange Tradition auf. Die ausgeschiedene Körperflüssigkeit wird dabei sowohl innerlich, als auch äußerlich angewendet. Zu denken ist hier an eine Trinkkur oder äußere Umschläge.

Dabei soll die innere Anwendung vornehmlich über die Stimulation des Immunsystems wirken; die abtötende Wirkung des Urins auf Krankheitserreger macht man sich bei der Behandlung von Hautkrankheiten zunutze.

Das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten ist sehr breit gefächert und reicht von Hauterkrankungen über Asthma bis zu Rheuma.

Es handelt sich um ein wissenschaftlich und ethisch umstrittenes Verfahren.

Geschichtliches

Die Eigenurintherapie ist eine seit Tausenden von Jahren bekannte Heilanwendung. Bereits alte Sanskritschriften aus Indien beschreiben Anwendungen und Wirkungen der Eigenharntherapie.

Hippokrates (460 – 377 vor Christus) empfahl Urin zu diagnostischen Zwecken oder beispielsweise zur Behandlung von Geschwüren, Augenleiden oder Schlangenbissen.

In der Antike und im Mittelalter war die Urinschau ein wichtiges diagnostisches Mittel der Ärzte.

Populär machte diese Therapieform im 20. Jahrhundert der Engländer John Armstrong, der sich im Eigenversuch von einer als „unheilbar diagnostizierten“ Lungenerkrankung heilte. Seine Beobachtungen veröffentlichte er 1944 in dem Buch: „The Water of Life“.

Anwendungsgebiete der Eigenurintherapie

Äußerliche Anwendungen, in Form von Wickeln, Packungen, Einreibungen, Fußbäder oder durch Gurgeln, sollen bei folgenden Erkrankungen helfen:

  • Hautkrankheiten wie Akne, Schuppenflechte, Ekzemen,
  • Sonnenbrand,
  • Warzen,
  • Zellulitis,
  • schlecht heilenden Wunden.

Innerliche Anwendungen erfolgen durch Trinken des Mittelstrahl-Morgenurins oder der ganzen Tagesurinmenge, des Weiteren durch Urininjektionen. Hierbei wird der Urin vor der Injektion keimfreigemacht und unter die Haut (= subkutan) injiziert. Manchmal wird er dazu auch verdünnt. Die innerlichen Anwendungen sollen bei folgenden Leiden helfen:

  • Allergien, Asthma, Heuschnupfen, Nesselsucht,
  • Rheuma, Gicht, Arteriosklerose,
  • Infektionskrankheiten (bsp. Angina),
  • Migräne.

Angenommene Wirkungsweise

Bestimmte im Harn befindliche Substanzen sollen bei der innerlichen Anwendung das körpereigene Immunsystem durch Bildung von Immunglobulinen stimulieren. Zudem weist der Urin antiseptische und antivirale Eigenschaften auf und soll das Pilzwachstum hemmen. Daraus leitet sich die äußerliche Behandlung der Haut ab.

Durchführung

Trinken von Eigenurin

Mit dieser Anwendungsform soll vornehmlich die körpereigene Abwehr gestärkt werden.

Für die Therapie, die meist mehrere Wochen oder Monate umfasst, wird täglich der morgendliche Mittelstrahlurin in einem Gefäß aufgefangen. Anschließen wird der unverdünnte oder verdünnte Harn auf nüchternen Magen getrunken.

Der Eigenurin kann unter anderem auch zum Gurgeln genutzt werden, um eine beginnende Halsinfektion abzuwehren.

Äußerliche Anwendung

Hierzu verwendet man unverdünnten Urin. Für Kompressen, Wickel oder Auflagen wird ein Tuch im Harn getränkt. Weitere äußerliche Anwendungen sind Sitzbäder, Güsse und Spülungen.

Innerliche Anwendung

Klassische Einsatzgebiete dieser Behandlung sind chronische Harnweginfekte, Allergien oder Wechseljahresbeschwerden.

Der Urin wird vor der Injektion in den Gesäßmuskel oder unter die Haut speziell aufbereitet. Meist erfolgt eine Erhitzung oder desinfizierende Substanzen werden zugesetzt. Eine kleine Menge wird dann verabreicht. Die Therapie wird im Abstand von 2 bis 3 Tagen mehrfach wiederholt. Die Behandlung wird über drei bis sechs Wochen fortgeführt, um einen bleibenden Effekt zu erhalten.

Wer sollte nicht behandelt werden?

Die Eigenurintherapie darf nicht bei nachfolgenden Erkrankungen angewendet werden:

Ebenfalls sollte von der Therapie Abstand genommen werden, bei Drogenkonsum oder übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum. Auch bei der Einnahme von Medikamenten, deren Abbauprodukte über den Urin ausgeschieden werden, ist eine Eigenharnbehandlung nicht sinnvoll.

Nebenwirkungen

Unerwünschte Nebenwirkungen der Eigenurintherapie können Ekelgefühl, Kopfschmerz, Müdigkeit, Schlafstörungen und Durchfall sein.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.05.2009