Urinsediment

Mit Urinsediment bezeichnet man die festen Bestandteile des Urins, die sich nach dem Zentrifugieren der Körperflüssigkeit am Boden des Sammelgefäßes absetzen.

Komponenten des Urinsediments können Blutkörperchen, Epithelzellen (Gewebezellen), winzige zylindrische Teilchen, Mikroorganismen sowie Kristalle anorganischer Salze sein.

Das Urinsediment wird unter dem Mikroskop untersucht.

Was kann Anlass der Untersuchung des Urinsediments sein?

Die Untersuchung des Urinsediments kann in Verbindung mit anderen Urinuntersuchungen in folgenden Fällen durchgeführt werden:

  • bei chronischen Erkrankungen der Nieren und Harnwege,
  • bei akuten Beschwerden,
  • nach einem positiven Befund für Blut oder Eiweiß im Urin.

Was sind die Referenz- Normalwerte des Urinsediments?

Zur Gewinnung der Untersuchungsprobe zentrifugiert man den Mittelstrahlurin. Dann wird Urinsediment auf einen Objektträger aufgebracht und mikroskopiert.

Folgende Werte liegen bei Erwachsenen im Normbereich (Sediment-Gesichtsfeld-Methode):

Erythrozyten (rote Blutkörperchen):           ≤ 3/Gesichtsfeld

Leukozyten (weiße Blutkörperchen):         ≤ 5/Gesichtsfeld

Zylinder                                                         nur hyaline.

Sogenannte Zylinder sind stabförmige Gebilde, die durch Ausgelieren von Eiweiß (Polymerisation von Tamm-Horsfall-Protein) in den Harnkanälchen entstehen. Sie können diverse Einschlüsse (Zellen, Hämoglobin, Mikroorganismen oder Lipide) beinhalten.

Was bedeuten zu niedrige Urinsediment – Werte?

Zu niedrigen Werten kommt keine Krankheitsbedeutung zu.

Was bedeuten zu hohe Werte?

Zu hohe Werte können folgende Ursachen haben:

  • Infektionen,
  • Erkrankungen der Harnwege und Nieren,
  • Menstruation (physiologisch normal),
  • Krebserkrankungen.

Auf die Krankheitsursache kann geschlossen werden, je nachdem, welche Bestandteile des Urinsediments in welchem Ausmaß vorzufinden sind.

  • Bei vermehrter Anzahl von roten Blutkörperchen geht man von einer Entzündung oder Infektion der Harnwege aus. Natürlicherweise treten erhöhte Werte bei einer Urinuntersuchung während der Regelblutung auf. Zudem können auch Harnsteine oder Tumoren der Nieren- oder Harnwege zu erhöhten Erythrozytenzahlen führen.
  • Eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen ist ein Hinweis auf eine Harnwegs- oder Nierenbeckeninfektion. Bei einer Entzündung der Prostata finden sie sich ebenso in erhöhtem Maße.
    Je nachdem, welche Fraktion der weißen Blutkörperchen erhöht ist, kann auf die genauen Krankheitsursachen geschlossen werden
  • Eine größere Anzahl von Zylindern deutet immer auf eine Nierenerkrankung hin. Diese stabförmigen Gebilde enthalten als Matrix ein bestimmtes Protein, das unter gewissen Umständen (bsp. sinkender pH-Wert, veränderte Osmolarität und Ionenkonzentration) in den Tubuli und Sammelrohren der Nieren, ausgeliert. Man unterscheidet verschiede Formen, die spezifisch für bestimmte Nierenerkrankungen sind:
    Sogenannte hyaline Zylinder finden sich bei gesunden Menschen nach körperlicher Anstrengung oder bei fieberhaften Infekten. Auch bei einer Harnstauung und Nierenschäden oder unter der Einnahme von Diuretika (=harntreibende Mittel) tauchen sie auf.
    Sogenannte Zellzylinder, die Einschlüsse von Geweben, Erythrozyten, Leukozyten oder Bakterien aufweisen, kommen bei gesunden Menschen nicht vor. Sie deuten auf entzündliche Nierenerkrankungen hin.
    Plasmaproteinzylinder können Anzeichen für akute oder chronisch fortgeschrittene Nierenerkrankungen sein.
  • Bakterien, Pilze und Parasiten sind bei einem gesunden Menschen nicht im Urin zu finden. Sie weisen daher auf eine Infektion der Geschlechtsorgane oder der Harnwege und Nieren hin.
  • Bestimmte kristallförmige Bestandteile des Urins können Hinweise auf Harnsteine geben.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 21.02.2009