Soziale Kontakte

Bisweilen neigen Familien, in denen eine an Demenz erkrankte Person gepflegt wird, sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen. Dies geschieht beispielsweise aus Scham vor dem unmöglichen Verhalten des Angehörigen oder aufgrund der Meinung, die anderen mit ihm zu überfordern. Dieser Rückzug bringt jedoch sowohl die Angehörigen als auch den Erkrankten um willkommene Abwechslung und bedingt eine gewisse Vereinsamung.

Weitaus erfreulicher ist es, seine bisherigen Gewohnheiten beizubehalten. Dazu gehört ein gemeinsamer Restaurantbesuch genauso wie ein Besuch von Verwandten, Bekannten oder Freunden.

Allerdings je weiter die Erkrankung voranschreitet, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Erkrankte in Gesellschaft nicht angemessen verhält. Ihm entfallen Namen, er sagt ganz unverblümt – ohne Rücksicht auf die anwesenden Personen – seine Meinung und behauptet Dinge, die nicht nachvollziehbar sind oder schlichtweg nicht stimmen. Das kann auch für die Verwandten oft unangenehme Folgen haben.

Dazu ein Beispiel: Ein Mann beschuldigt seine Angehörigen, dass sie ihn bestehlen, obwohl die gestohlenen Sachen nach einiger Suche in diversen Verstecken wieder auftauchen. Doch diese Anschuldigungen bleiben nicht in der Familie, da er sie auf seinen Spaziergängen auch gegenüber den Nachbarn und anderen Dorfbewohnern äußert, genauso wie die Behauptung, die Familie wolle seinen Hof verkaufen. Die Außenstehenden haben keinen triftigen Grund, dies alles nicht zu glauben und reagieren entsprechend abweisend und reserviert gegenüber der Familie des Erkrankten. Erst als ein Nachbar diese Anschuldigungen den Angehörigen genau darlegt, wissen sie, warum sich ihre Bekannten und Nachbarn so abweisend verhalten. Es dauert lange, bis der Ruf der Familie wieder hergestellt ist und jeder über die demenzielle Erkrankung des Mannes Bescheid weiß.

Damit eine Familie – trotz der Erkrankung – am Sozialleben teilnehmen kann, ist es oft hilfreich, die Menschen, mit denen der Erkrankte regelmäßig zusammentrifft, über die Erkrankung aufzuklären. Hilfreich können dabei Informationsblätter oder kleine Broschüren sein. Es gibt sie kostenlos bei den Alzheimer Gesellschaften oder bei einigen Ärzten.

Solch eine Aufklärung kann zunächst auf Unverständnis stoßen, denn viele demente Patienten können ihre Erkrankung in der Öffentlichkeit sehr lange gut überspielen. Menschen, die ihnen nur gelegentlich begegnen, merken nicht, dass der Betreffende mentale Schwierigkeiten hat. Jedoch erkennen Meschen, die über die Erkrankung aufgeklärt sind, schneller die Defizite und können entsprechend angemessen reagieren.

Damit die pflegenden Angehörigen mit dem Dementen sich sicher in der Öffentlichkeit bewegen und ihre Umgebung schnell über das eventuelle nicht angemessene Verhalten ihres Angehörigen aufklären können, hat bsp. die Alzheimer Gesellschaft Bochum eine Lösung für Angehörige und Betreuer entwickelt:

Es handelt sich um eine Visitenkarte, die den Hinweis enthält, dass der Begleiter demenzkrank ist und sich daher ungewöhnlich verhält.

Eine brenzlige Situation kann so schnell entschärft werden, ohne dass langwierige Erläuterungen notwendig sind. Allein die Tatsache, eine solche Karte im Notfall bei sich zu haben, ermuntert die Angehörigen lange, den Erkrankten auch mit in die Öffentlichkeit zu nehmen.

Je weiter die demenzielle Erkrankung fortgeschritten ist, desto sinnvoller wird es, wenn Besuch ins Haus kommt. Die Anzahl der Besucher sollte sich auf ein bis zwei Gäste beschränken, da sich die Erkrankten nicht auf mehr Gesprächspartner konzentrieren können. Die Besucher sollten auch wissen, wie man den Erkrankten angemessen begegnet. Pflegende Angehörige sollten die Besuchszeit nutzen, um selbst zu entspannen und ohne Sorgen das Haus zu verlassen.

Quelle:

Demenz – Hilfe für Angehörige und Betroffene, Günter Niklewski

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011