Pest – Schwarzer Tod – Ursachen Diagnose Therapie

         

Pest – „Schwarzer Tod“ Die Pest, eine bakterielle, meldepflichtige Infektionskrankheit, ist auch heutzutage noch nicht völlig ausgerottet. Während die Erkrankung im Mittelalter ganze Landstriche entvölkerte, beschränkt sich ihre Ausbreitung heutzutage auf einzelne Herde. Derzeit gibt es begrenzte Endemiegebiete in Berg- und Savannenregionen Nord- und Südamerikas (Rocky Mountains, Brasilien, Venezuela) sowie in Afrika, Asien, Russland, Kasachstan und Madagaskar. Weltweit werden der WHO (= Weltgesundheitsorganisation) jährlich circa 1000 Erkrankungsfälle gemeldet.

Erste Anzeichen der hochinfektiösen Erkrankung können Fieber, Lymphknotenschwellungen, Rachenentzündungen und Husten sein. Es werden verschiedene Formen der Pest unterschieden. Dies sind beispielsweise die Beulenpest (= Bubonenpest), die (primäre) Lungenpest und die Pestsepsis.

Wild lebende Nagetiere (bsp. Ratten, Eichhörnchen, Murmeltiere) und ihre Flöhe bilden das natürliche Erregerreservoir. Dementsprechend wird die Erkrankung beispielsweise durch Flohbisse übertragen.

Therapeutisch wird der Pest durch eine möglichst sofortige Gabe von Antibiotika begegnet. Um eine Ausbreitung der Infektion zu vermeiden, werden die Erkrankten strikt isoliert und Kontaktpersonen mit einer Chemoprophylaxe behandelt und unter Beobachtung gestellt. Eine weitere vorbeugende Maßnahme ist die Bekämpfung der Nagetiere (Ratten) und ihrer Flöhe in den Endemiegebieten.

Erreger, Infektionsweg und Inkubationszeit

Erreger der Pest ist Yersinia pestis, ein stäbchenförmiges Bakterium aus der Familie der Enterobacteriaceae. Sein natürliches Reservoir sind Nagetiere. Es kann aber auch unter ungünstigen Lebensbedingungen längere Zeit überleben. Mögliche Orte sind das Erdreich, Kot oder Tierkadaver. Auch im Wasser ist der Erreger tage- und wochenlang überlebensfähig.

In den Menschen gelangt Yersinia pestis auf folgende Wege:

  • Biss eines infizierten Flohs,
  • Kontakt mit infizierten Tieren (Jäger, Fallensteller beim Abhäuten der Tiere),
  • Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch bei der primären Lungenpest.

Die Inkubationszeit beträgt zwei bis sieben Tagen, bei primärer Lungenpest ist die Inkubationszeit sehr kurz: ein bis vier Tage.

Symptome

Erstes Anzeichen der Infektionskrankheit ist plötzlich auftretendes Fieber. Der Krankheitsverlauf bei den einzelnen Pestformen des Menschen gestaltetet sich folgendermaßen:

Beulenpest (= Bubonenpest)

Diese Manifestation der Pest wird in der Regel durch den Biss eines infizierten Flohs verursacht. Die Infektion beginnt akut mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Schwindelgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Betroffenen fühlen sich schwer krank und leiden unter Durst. Weitere Kennzeichen können erweiterte Pupillen, Mundtrockenheit, Pulsunregelmäßigkeiten und ein starrer Blick sein. Innerhalb von ein bis zwei Tagen kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung der Lymphknotengruppe, die – vom Flohbiss aus betrachtet – am nächsten zur Körpermitte hin liegt. Da Flöhe häufig in die Beine beißen, sind dies die Leistenlymphknoten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einem sogenannten Primärbubo, also der zuerst auftretenden Pestbeule. Sie kann gänseeigroß werden und hat eine schwarzblaue Färbung. Bisweilen eitern diese Beulen oder eröffnen sich nach außen. Die Lymphknoten können auch geschwürig zerfallen. Ohne Antibiotika schreitet die Erkrankung für gewöhnlich schnell voran und gegen Ende der 1. Krankheitswoche sind weitere Lymphknotengruppen befallen. In circa 10 % der Erkrankungsfälle werden auch andere Organe, insbesondere die Lunge (= sekundäre Lungenpest) befallen. Ein Viertel, bis die Hälfte der Erkrankten entwickelt, eine Sepsis (= Blutvergiftung), die tödlich endet. Unbehandelt versterben bis zu 60 % der Erkrankten.

Primäre Lungenpest

Diese Pestform wird in der Regel durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Der Infektionsweg ist für die rasche Ausbreitung von Pestepidemien von größter Bedeutung. Die Lungenpest entwickelt sich von allen Formen der Erkrankung am schnellsten (Inkubationszeit ein bis zwei Tage). Pestbeulen treten nicht auf. Die Erkrankung beginnt stürmisch mit Schüttelfrost, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit und Schwindel. Typischerweise am zweiten Tag der Erkrankung treten pulmonale Zeichen (= die Lunge betreffend) auf, wie Husten mit blutigem Auswurf, Brustschmerzen und Atemprobleme (Dyspnoe, Tachypnoe). Auch gastrointestinale Symptome (= den Magen-Darm-Trakt betreffende), wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall, können in Erscheinung treten. Später kommt es zu einem Lungenödem und Kreislaufversagen. Ohne adäquate Medikamente endet die Lungenpest nach zwei bis fünf Krankheitstagen immer tödlich.

Pestsepsis

Bei der Pestsepsis breiten sich die Bakterien über den Blutweg sehr schnell aus. Es kommt zu einer „Blutvergiftung“. Sie kann als Endstadium einer Beulenpest oder Lungenpest oder auch primär ohne die charakteristischen „Pestbeulen“ auftreten. Innerhalb sehr kurzer Zeit entwickelt sich hohes Fieber mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Schwindel. Im weiteren Verlauf treten Petechien (= stecknadelkopfgroße Kapillarblutungen in der Haut und Schleimhaut) sowie innere Blutungen auf. Folgen der Pestsepsis sind Herzrhythmusstörungen. Leber und Milz sind vergrößert. Schließlich kommt es zum Nierenversagen, Gelbsucht und Schockzeichen. Die Pestsepsis verläuft fast immer tödlich.

Abortive Pest

Hierbei handelt sich um eine leichte Verlaufsform der Pest. In der Regel treten nur leichtes Fieber und eine Pestbeule auf.

Diagnose

Wegweisend sind die Krankheitssymptome. Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis des Erregers aus dem Blut, dem Auswurf oder den infizierten Lymphknoten. Ab der zweiten Krankheitswoche können auch Antikörper gegen die Bakterien nachgewiesen werden. Bei den unspezifischen Laborwerten ist eine auffallend hohe Anzahl von weißen Blutkörperchen (Leukozytose) zu beobachten.

Behandlung

Zur Therapie werden möglichst schnell (also innerhalb von 24 Stunden nach Krankheitsbeginn) hochdosierte Antibiotika verabreicht. Zur Verfügung stehen Streptomycin, Gentamycin, Ciprofloxacin, Chloramphenicol (Pestmeningitis) und Tetracyclin. Die Dauer der Therapie erstreckt sich über 10 bis 14 Tage. Personen mit engem Kontakt zu Lungenpesterkrankten erhalten für sieben Tage eine Chemoprophylaxe. Zur Verfügung stehende Medikamente sind Doxycyclin, Gyrasehemmer (bsp. Ciprofloxacin) und Trimethoprim-Sulfamethoxazol. In diesem Zeitraum werden die Betroffenen unter Beobachtung gestellt.

Eine Impfung für Personen mit erhöhtem Risiko ist möglich. In den USA und Kanada ist ein Totimpfstoff zugelassen, der gegen Beulenpest wirksam ist; die Schutzdauer ist jedoch nur begrenzt. In Russland gibt es einen Lebendimpfstoff.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.04.2008