Sulfonylharnstoffe

Sulfonylharnstoffe regen die Freisetzung von Insulin aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Sie wirken jedoch nur bei Patienten, die noch eine Restfunktion der Bauchspeicheldrüse aufweisen. Daher können sie bei Typ-1-Diabetikern nichts ausrichten. Anwendung finden diese Präparate bei schlanken Diabetikern mit niedriger Insulinproduktion.

Bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern werden sie erst in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung bei reduzierter Insulinproduktion bzw. gesteigerter Insulinresistenz verordnet. Sie können auch in Kombination mit anderen oralen Antidiabetika (nicht Metformin) oder Insulin eingesetzt werden.

Je nach Präparat erfolgt die Einnahme zweimal täglich vor dem Frühstück und Abendessen (Glibenclamid) oder es genügt eine einmalige tägliche Dosis (Glimepirid). Die Dosierung beginnt man einschleichend – bei Glibenclamid – mit der niedrigsten Dosis von 1,75 mg und steigert diese unter häufigen Blutzuckerkontrollen bis die Blutzuckerwerte im Normbereich liegen. Diese vorsichtige Annährung an die optimale Dosis schlägt man ein, damit die gefährlichste Nebenwirkung der Sulfonylharnstoffe – die Unterzuckerung – vermieden wird.

Die Senkung des Blutzuckerspiegels unter dem Einfluss von Sulfonylharnstoffen erfolgt individuell verschieden, ist aber deutlich auszumachen. Der HbA1c-Wert senkt sich um 1 bis 1,5 Prozent ab. Bisweilen ist ein weiteres Phänomen bei der Behandlung zu beachten: nach zwei- bis dreiwöchiger Therapiedauer können die Blutzuckerspiegel von alleine etwas absinken.

Der Bedarf an blutzuckersenkenden Präparaten ist dann vermindert. Häufige Blutzuckermessungen und eine sofortige Anpassung der Dosis helfen, einer Hypoglykämie vorzubeugen.

Ein weiterer positiver Effekt der Sulfonylharnstoffe (Glibenclamid), der wissenschaftlich belegt ist, ist der Schutz vor mikroangiopathischen Folgeschäden (bsp. diabetische Retinopathie bzw. diabetische Nephropathie). Neben den Hypoglykämien können auch noch weitere Nebenwirkungen beobachtet werden:

So führt bei vielen Patienten die Behandlung mit Sulfonylharnstoffen zu einer Gewichtszunahme, deren Ursache eine Überdosierung sein kann. Kontraindiziert ist auch die Behandlung mit dem Sulfonylharnstoffpräparat Glibenclamid bei Diabetikern, die unter einer koronaren Herzkrankheit leiden. Weiterhin können die Medikamente zu Magen-Darm-Problemen, Störungen der Blutbildung und Allergien führen.

Nicht angewendet werden dürfen die Sulfonylharnstoffe:

Nach ungefähr 10jähriger Therapie verlieren die Sulfonylharnstoffmedikamente sukzessive ihre Wirksamkeit. Dies liegt darin begründet, dass die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse immer mehr versiegt und sich auch nicht mehr durch Medikamente stimulieren lässt. Dann muss die Behandlung mit Insulinpräparaten ergänzt werden oder gänzlich durch Insulin erfolgen.