Thromboseprophylaxe – Vorbeugung von Blutgerinnseln

Eine Thrombose ist ein Gefäßverschluss durch ein Blutgerinnsel – einen sogenannten Thrombus. Mit Thromboseprophylaxe meint man in der Regel das Verhindern einer tiefen Beinvenenthrombose.

2006 wurden – laut Krankenhausdiagnosestatistik des Statistischen Bundesamtes -48.692 Menschen mit einer Thrombose im Krankenhaus behandelt. Dabei waren Frauen (26.868 Fälle -> 55 Prozent) häufiger betroffen als Männer. Eine weitere Tendenz ist, dass die Thrombosehäufigkeit mit fortschreitendem Alter ansteigt. Außerdem besteht eine erhöhte Gefahr, erneut einen Gefäßverschluss zu entwickeln, wenn man bereits einen hatte.

Warum ist eine Thrombose so gefährlich?

Entsteht eine Thrombose im tiefen Venensystem der Beine, so besteht das Risiko, dass sich dieser Blutpfropf von der Venenwand loslöst. Mit dem Blutstrom kann er über das Herz in die Lungenarterien gelangen und diese verstopfen. Man bezeichnet dies als Lungenembolie, welche eine lebensgefährliche Erkrankung darstellt.

Was sind die Ursachen / Risikofaktoren für eine Thrombose?

Die drei wesentlichen Entstehungsursachen (Virchow-Trias) einer Thrombose sind: die Verlangsamung der Blutströmung, Gefäßwandschäden und eine erhöhte Gerinnungsneigung.

1. Verlangsamter Blutfluss

Je langsamer das Blut in den Gefäßen fließt, desto leichter können sich die Thrombozyten (Blutplättchen) an den Gefäßwänden anlagern und die Bildung eines Thrombus in Gang setzen. Faktoren, welche die Blutströmung verlangsamen, sind:

  • Bettruhe und Lähmungen -> Bewegungsmangel
  • schmerzbedingte Schonhaltungen
  • Gipsverbände und Schienenlagerung
  • hochgradiger Flüssigkeitsmangel
  • chronische venöse Insuffizienz (= Unvermögen): Durch Ausweitungen und Ausbuchtungen der Venen oder Schäden an den Venenklappen funktioniert der venöse Rückfluss zum Herzen nicht mehr so gut. Das Blut versackt regelrecht in den Venen.

Häufigste Ursachen für die verlangsamte Blutströmung und damit auch für die Thrombose sind Bewegungsmangel und jegliche Form der venösen Insuffizienz. Beide Faktoren bedingen eine Beeinträchtigung der Muskel-Venen-Pumpe in den Beinen und damit einen verlangsamten Blutstrom.

2. Gefäßschäden

Schäden an der Gefäßinnenwand lösen ein Zusammenballen der Blutplättchen aus. Des Weiteren wird die ganze Blutgerinnungskaskade in Gang gesetzt.

Die Schäden an der Gefäßwand können traumatisch (Operationen, Verletzungen), degenerativ (altersbedingte Veränderungen der Beinvenen, Krampfadern) oder entzündlich (Venenentzündung) bedingt sein.

3. Gesteigerte Blutgerinnung

Normalerweise herrscht im Körper ein Gleichgewicht zwischen Blutgerinnung und Gerinnselauflösung. Eine erhöhte Gerinnungsneigung ist zu beobachten nach Operationen, Verletzungen mit Gewebszerstörung oder Verbrennungen oder bei der Einnahme bestimmter Medikamente, wie Kortison oder der „Pille“.

4. Weitere Faktoren

Begünstigt wird die Entstehung der Thrombose durch ein höheres Lebensalter (> 65 Jahre), Übergewicht, bereits früher aufgetretene Thrombosen oder Embolien sowie das Rauchen.

Wie erkennt man eine Thrombose?

Eine Thrombose kann bereits im Anfangsstadium erkannt werden. Hinweise auf das Blutgerinnsel sind:

  • Schmerzen, die spontan auftreten oder belastungsabhängig sind; sie bessern sich durch das Hochlagern des Beins.
  • Bei der Tieflagerung des Beins empfinden die Betroffenen ein Spannungsgefühl, ziehende Schmerzen oder haben Muskelkater ähnliche Empfindungen.
  • Leistenschmerzen, Kniekehlenschmerzen;
  • Wadenschmerz auf Druck (Meyer-Zeichen), Wadenschmerz bei Beugung des Fußes (Homans-Zeichen),
  • ziehender Schmerz bei Druck auf die Fußsohle (Payr-Zeichen);
  • Rötung der Haut bei Entzündung einer oberflächlichen Vene, verbunden mit einer Überwärmung an der geröteten Körperstellen und hohem Schmerzempfinden;
  • zunehmende Schwellung (Ödem) mit Zunahme des Beinumfanges;
  • gespannte und glänzende Haut;
  • oberflächliche Venen zeichnen sich stärker ab;
  • leicht bläuliche Hautfärbung bei einem Venenverschluss.

Wichtig: Treten solche Symptome auf, dürfen keine der folgenden prophylaktischen Maßnahmen durchgeführt werden. Die Thrombose muss ärztlich behandelt werden. Ungefähr 90 Prozent der Thrombosen entstehen im Bereich des Unterschenkels.

Welche Ziele haben Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe?

Die Maßnahmen der Thromboseprophylaxe zielen darauf ab, den drei Hauptursachen entgegenzuwirken. Die Ziele der Prophylaxe sind daher:

  • den Rückstrom des venösen Blutes zum Herzen zu beschleunigen;
  • Venenschäden vorzubeugen bzw. geschwächte Venen zu stützen;
  • die Gerinnungsbereitschaft zu senken.

Was sind die vorbeugenden Maßnahmen?

Die Entstehung einer Thrombose kann vermieden werden, wenn der Kranke rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen durchführt. Die Pflegeperson wird dazu den Betroffenen häufig motivieren und gezielt anleiten. Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen Bewegungsübungen (Aktivierung der Muskel-Venen-Pumpe) und Muskeltraining, Hochlagerung, Ausstreichen der Venen, Ernährung, Wechselgüsse und Bäder, Venenkompression durch Anti-Thrombose-Strümpfe und Kompressionsverbände sowie die Heparinisierung (Arzt!).

1. Bewegungsübungen und Muskeltraining

Neben isometrischen Übungen, die bsp. eine Krankengymnastin mit dem Betroffenen durchführt, sollte der Bettlägerige auch mehrmals täglich selbst aktiv werden. Viele Übungen verbessern den venösen Rückfluss und sind einfach im Bett auszuführen. Zu denken ist hier an:

  • Anziehen und Strecken der Füße: Dabei liegt der Betreffende flach auf dem Rücken und atmet gleichmäßig. Die Füße werden abwechselnd gestreckt und angezogen.
  • Das Radfahren: Man liegt auf dem Rücken und verschränkt die Hände hinter dem Kopf und „fährt Rad“.
  • Drücken der Füße gegen das Bettende: In der Rückenlage werden die Füße abwechselnd mit der Fußspitze und der Ferse gegen das Fußende des Bettes gedrückt.
  • Drehen und Wippen der Füße: Der Kranke liegt auf dem Rücken. Er zieht das rechte Bein hoch und dreht den Fuß nach innen und außen. Danach übt er mit dem linken Bein. Anschließend kann man statt des Drehens auch ein Wippen der Füße ausprobieren.
  • Beugen und Strecken im Kniegelenk: Zunächst wird in Rückenlage ein Bein angewinkelt. Dann legt man ein elastisches Band um den Fuß und beugt uns streckt das Bein gegen den „Zug“.

2. Hochlagerung

Eine von den Patienten gut akzeptierte Methode der Thromboseprophylaxe ist die Hochlagerung der Beine. Der Rückstrom des Blutes wird dadurch erheblich verbessert. Die Beine sind dabei im Kniegelenk leicht gebeugt und werden um circa 25 Zentimeter erhöht. Dabei darf aber die Abflussmöglichkeit des Blutes in den Gefäßen der Kniekehlen und Leisten nicht behindert sein.

3. Ausstreichen der Venen

Bei der Körperpflege bietet es sich an, ein Bein mit der Hand anzuheben und mit der anderen unter sanftem Druck die Venen in Richtung Herz auszustreichen. Anschließend streicht man das andere Bein aus.

4. Ernährung

Übergewicht kann mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung vermieden werden. Einer Thrombose wird dadurch auch vorgebeugt. Wichtig ist zudem eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Sie verhindert eine Eindickung des Blutes. Die Strömungsgeschwindigkeit in den Gefäßen wird vielmehr begünstigt.

5. Wechselgüsse und Bäder

Fühlen sich die Beine – besonders in den Sommermonaten – schwer an, so können sie mit kaltem Wasser angefeuchtet werden. Auf ein Abtrocknen wird verzichtet. Die dabei entstehende Verdunstungskälte wird als angenehm empfunden. Auf Wärmeanwendungen sollte verzichtet werden.

6. Venenkompression durch Anti-Thrombose-Strümpfe und Kompressionsverbände

Eine Hauptursache für eine Thrombose ist die Erschlaffung der Muskulatur, welche die Venen umgibt. Dadurch werden die Venen weiter und die Venenklappen können ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Der Blutstrom verlangsamt sich und es kommt zu sogenannten venösen Rückstauungen.

Durch die Druckwirkung, die eine Kompression auf die Muskeln der Venen ausübt, wird das Venenvolumen verringert. Die Strömungsverhältnisse im Gefäßsystem verbessern sich.

Anti-Thrombosestrümpfe gibt es in verschiedenen Größen. Sie müssen für den Einzelnen genau angepasst werden und bedürfen der ärztlichen Verordnung (Ausnahme: bei Operationen gehören sie zum Hausstandard). Der Druck auf die Venen durch die Anti-Thrombosestrümpfe ist relativ gering und hat eine Venen unterstützende Wirkung.

Sie sollten in immobilen Phasen 24 Stunden täglich getragen werden. Die Strümpfe sollten im Liegen angezogen werden und müssen faltenfrei sitzen. Auch bei täglichem Tragen der Strümpfe muss auf farbliche Veränderungen an den Beinen, Temperaturveränderungen und Schmerzpunkte geachtet werden. Da die Strümpfe von vielen Patienten als unbequem empfunden werden, ist hier Motivation durch die Pflegeperson besonders wichtig, damit die Maßnahme leichter akzeptiert wird.

Durch einen Kompressionsverband wird ein Druck erzeugt, der auch die tiefen Venen und Lymphgefäße erreicht. Die Venen werden in der ganzen Länge komprimiert, wodurch die Venenklappen besser schließen und der venöse Rückfluss begünstigt wird.

Die Binden müssen täglich erneuert werden. Die Wickelung erfolgt so, dass der Druck vom Fuß bis zum Oberschenkel abnimmt, um einem Blutstau vorzubeugen. Auch hier dürfen keine Falten im Verband sein. Der Verband darf auch nicht zu straff sitzen. Bläuliche, kalte Zehen sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Verband zu fest sitzt.

7. Heparin

Besteht eine stark erhöhte Thrombosegefahr und werden die oben aufgeführten Maßnahmen als nicht ausreichend erachtet, erhalten die Patienten auf ärztliche Anordnung Heparin (= Medikament zur Blutverdünnung).

Quellen:

GBE-Heft 44 (Venenerkrankungen der Beine), Seite 17

Der große TRIAS-Ratgeber Hauskrankenpflege

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 09.05.2011