Flüssigkeitsbedarf – Durstgefühl – Flüssigkeitsmangel

Wasser ist mit circa 60 Prozent der Hauptbestandteil des menschlichen Körpers und absolut lebenswichtig für den Menschen. Täglich verliert der Körper jedoch durch Ausscheidungen (Harn, Stuhl) und über die Haut sowie die Lunge Flüssigkeit. Diese muss ständig ersetzt werden. Dazu braucht der menschliche Organismus zusätzlich zum Essen noch 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit in Form geeigneter Getränke (Wasser, Tees, verdünnte Fruchtsäfte). Dies entspricht etwa sechs bis acht Gläsern.

Der Flüssigkeitsbedarf erhöht sich zusätzlich in trockenem, heißen Klima, bei körperlicher Betätigung, aber auch bei Durchfall und Fieber sowie einigen weiteren Erkrankungen.

Mangelndes Durstgefühl

Das Problem vieler älterer Menschen ist, dass das Durstgefühl im Alter nachlässt. Ältere Menschen trinken oft nur, wenn sie daran erinnert werden und dann auch nur zögerlich. Es besteht bei Ihnen daher – vor allem in den Sommermonaten – die Gefahr der Austrocknung (= Dehydratation). Bei etwa 7 Prozent der älteren Menschen, die im Krankenhaus aufgenommen wird, wird dieser Flüssigkeitsmangel, als Haupt- oder Begleiterkrankung festgestellt.

Wie wirkt sich der Flüssigkeitsmangel aus?

Die Dehydratation zeigt sich auf folgende Weise:

  • durch eine beeinträchtigte Leistungsfähigkeit mit:
    – verringerter Konzentration und Reaktion
    – vorzeitigen Ermüdungserscheinungen
    – Verwirrtheitszuständen
    – Antriebslosigkeit
  • durch gesundheitliche Schäden, wie:
    – Verstopfung (Obstipation)
    – allgemeine Abwehrschwäche
    – Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit

Wie erkenne ich als pflegender Angehöriger die Gefahr einer Austrocknung (Dehydratation)?

Meist sind es Erkrankungen, die den Prozess der Austrocknung beschleunigen. So können beispielsweise Nierenerkrankungen zu einem ausgeprägten Flüssigkeitsungleichgewicht führen. Auch bei Fieber verliert der Körper viel Flüssigkeit, ebenso bei Erbrechen und Durchfall.

Bei den Betroffenen kann Folgendes beobachtet werden:

  • trockene Lippen und trockener Mund,
  • schlaffe, trockene Haut (Pergamenthaut, die Haut lässt sich in Falten abheben),
  • Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Verwirrtheit,
  • Fieber,
  • plötzlich auftretende Gangunsicherheit,
  • verringerte Urinmenge.

Mögliche Ursachen für die unzureichende Flüssigkeitsaufnahme

Wenn Sie den Eindruck haben, der Pflegebedürftige trinkt zu wenig, so versuchen Sie die Ursachen dafür herauszufinden. Oft sind es Kleinigkeiten, die zum unzureichenden Trinkverhalten führen. Folgende Fragen können dabei hilfreich sein:

  • Schmeckt das Getränk nicht?
  • Kann der Pflegebedürftige das Getränk jederzeit problemlos erreichen?
  • Liegen andere Gründe vor: Sieht er das Getränk nicht?
  • Wie ist das Trinkverhalten? Trinkt der Betroffene mehrere Schlucke zügig hintereinander oder nippt er nur immer an dem angebotenen Getränk?
  • Leidet der Pflegebedürftige unter Blasenschwäche/Inkontinenz? Dann muss er bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr häufig auf die Toilette oder nachts oft raus. Viele alte Menschen vermeiden es, dann zu trinken. Mit einfachen Inkontinenzhilfen wäre ihnen da schon geholfen.

Wie kann man der unzureichenden Flüssigkeitsaufnahme entgegenwirken?

  • Erstellen Sie zusammen mit Ihrem Hausarzt einen Trinkplan mit der benötigten Trinkmenge. Tragen Sie die getrunkene Flüssigkeit darin in Millilitern ein und rechnen Sie die erreichte Trinkmenge dann abends zusammen. Sie erhalten so den optimalen Überblick.
  • Stellen Sie gleich morgens – falls möglich – die erforderliche Trinkmenge (bsp. zwei Flaschen Mineralwasser) auf den Küchentisch. Somit wird man den ganzen Tag an das Trinken erinnert.
  • Fordern Sie den Pflegebedürftigen auf, gleichmäßig über den Tag verteilt zu trinken und stellen sie die Getränke immer in Reichweite. Schenken Sie sofort nach, wenn das Glas leer ist.
  • Verwenden Sie, um die Selbstständigkeit zu erhalten, evtl. einen Schnabelbecher oder Trinkhalm.
  • Wichtig ist auch Abwechslung bei der Auswahl der Getränke. Empfohlen werden Wasser, Früchte- und Kräutertees, verdünnte reine Fruchtsäfte oder Bouillon. In Maßen können auch Kaffee, schwarzer Tee und evtl. Alkohol (bsp. als Aperitif vor dem Essen) genossen werden. Auch auf das „Bierchen“ am Abend muss – wenn aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht – nicht verzichtet werden.
  • Trinkt der Betroffene nicht genug, kann die Flüssigkeitszufuhr auch durch Eis (bsp. aus Mineralwasser, Fruchtsaft, Joghurt) erhöht werden oder auch durch Götterspeise und Quark sowie Obst, Gemüse und fertiges Speiseeis.

Quelle:

Angehörige pflegen – Ein Ratgeber für die Hauskrankenpflege, Martina Döbele, Springer 2008

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 09.05.2011