Harnstoff

Harnstoff entsteht beim Abbau von Eiweißen bzw. Aminosäuren. Als Endprodukt fällt Ammoniak an, der giftig ist, und daher in den Leberzellen (Mitochondrien) sofort über eine Reihe von Zwischenschritten in ungiftigen Harnstoff umgewandelt (Harnstoffzyklus) wird. In den Nieren erfolgen dann die Filterung des Harnstoffs aus dem Blut und seine Ausscheidung über den Urin.

Harnstoff-Werte können zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden. Allerdings kommt es zu einer Erhöhung des Wertes erst bei deutlicher Funktionseinschränkung der Nieren. Zudem wird der Harnstoff-Wert noch von drei weiteren Faktoren beeinflusst: der täglichen Nahrungszufuhr von Proteinen, dem Eiweißabbau und der Leber- und Nierenfunktion.

Ein weitaus spezifischer Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion ist daher der Kreatinin-Wert.

In der Labormedizin können die Werte Harnstoff und Harnstoff-N (BUN) (= Blut-Harnstoff-Stickstoff) bestimmt werden. Ein synonymer Gebrauch dieser Begriffe ist üblich. Der Harnstoff wird aus dem Harnstoff-N-Wert durch Multiplikation mit dem Faktor 2,14 berechnet. Auf den Harnstoff-N-Wert aus dem Harnstoff-Wert schließt man durch Multiplikation mit dem Faktor 0,46.

Was kann der Anlass der Harnstoff – Bestimmung sein?

Der Harnstoff-Wert wird häufig routinemäßig bei Blutuntersuchungen ermittelt. Er dient vor allem der Verlaufskontrolle bei stark eingeschränkter Nierenfunktion – insbesondere bei drohendem Nierenversagen. Des Weiteren ist die Bestimmung des Harnstoff-Wertes bei Dialyse- und Intensivpatienten wichtig (metabolischer Status).

Was sind die Referenz- Normalwerte von Harnstoff?

Der Laborwert kann aus dem Blutserum oder -plasma sowie dem 24-h-Sammelurin bestimmt werden.

Dabei liegen folgende Werte bei Erwachsenen im Referenzbereich:

Blut                                         17 – 43 mg/dl (2,8 – 7,2 mmol/l)

24-h-Sammelurin                 20 – 35 g / 24 h

Was können erhöhte Harnstoff – Werte bedeuten?

Folgende Diagnosen können von erhöhten Harnstoff-Werten begleitet sein:

  • eine schwere chronische Niereninsuffizienz (über 50 Prozent Funktionsverlust);
  • akutes Nierenversagen;
  • verminderte Nierendurchblutung aufgrund von Austrocknung (Erbrechen, Durchfall), schweren Verbrennungen oder Verletzungen, Fieber; oder auch aufgrund von stark erniedrigtem Blutdruck oder einer Herzinsuffizienz;
  • Harnblasen-, Harnleiter-, Harnröhrenverschluss (Harnsteine, Prostataentzündung, Tumoren);
  • Aufnahme von großen Eiweißmengen (> 200 g/Tag – Fleischernährung).

Was können verminderte Harnstoff – Werte bedeuten?

Diagnosen mit verminderten Harnstoff-Werten sind:

  • seltene, angeborene Enzymdefekterkrankungen (bsp. Arginase-Mangel, Carbamylphosphat-Synthetase-Mangel usw.)
  • schwere Lebererkrankungen.

Was beeinflusst die Harnstoff – Werte?

Zu einer Erhöhung der Werte kommt es bei ausgeprägtem Flüssigkeitsmangel, Durst und Fieber sowie bei sehr eiweißreicher Kost auf.

Erhöhte Werte werden auch gemessen bei der Einnahme von Vitamin C, Sulfonamiden und bestimmten blutdrucksenkenden oder harntreibenden Medikamenten.

Erniedrigte Werte sind normal bei Schwangeren, Kindern und bei eiweißarmer Ernährung.

Quelle: Thomas, Labor und Diagnose
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 07.02.2009