Zu den akuten Augenerkrankungen bei Kindern zählen die Entzündungen von verschiedenen Augenstrukturen. Die Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist dabei die häufigste Erkrankung. Aber auch ein Gerstenkorn (Hordeolum), ein Abszess in den Liddrüsen, die Entzündung des Tränensacks (Dakryozystitis) – die vor allem bei Säuglingen auftritt – oder eine Lindrand-Entzündung (Blepharitis) sind bei Kindern öfter anzutreffende infektiöse Augenerkrankungen.
Ein sofortiges Handeln erfordern Fremdkörper (beispielsweise Sand, Zweige, Dornen) im Auge, die schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen können, sowie Verätzungen mit Säuren und Laugen. Auch stumpfe Verletzungen des Augapfels kommen vor, beispielsweise wenn ein Tennisball auf das Auge trifft.
An dieser Stelle sei auch auf nicht „akute“ Augenkrankheiten hingewiesen. Das Auge ist kein Sinnesorgan, das von Geburt an in all seiner Funktionalität vollendet ist. Vielmehr werden gewisse Fähigkeiten, wie zum Beispiel das dreidimensionale Sehen, erst in den ersten Lebensjahren entwickelt. Angeborene Fehlsichtigkeiten, wie Weit- (Hyperopie), Kurz- (Myopie), Stabsichtigkeit (Astigmatismus) oder Schielen (Strabismus), können – unerkannt – die „Ausreifung“ der vollen Funktionalität des Sehens beeinträchtigen.
Es gibt auch noch weitere Augenerkrankungen, an denen Kinder bereits von Geburt an leiden. So kann eine Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft, beispielsweise mit Röteln, zu einer Linsentrübung (Katarakt, Grauer Star) führen oder bei einer Toxoplasmose-Infektion zu Netzhautveränderungen.
Unreife Neugeborene, die mit Sauerstoff beatmet werden müssen, sind gefährdet eine Frühgeborenen-Retinopathie zu bekommen. Frühe Formen dieser Netzhautveränderung können therapiert werden.
Eine Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt bereits im Baby- oder Kleinkindalter kann Gewissheit über die Augengesundheit geben! Nicht nur Augenerkrankungen kann der Augenarzt diagnostizieren, sondern auch andere Erkrankungen im Kindesalter. Die Stoffwechselerkrankung Diabetes kann zu Veränderungen des Augenhintergrundes führen, eine Regenbogenhautentzündung kann ein Zeichen kindlichen Rheumas sein.
Rechtzeitig erkannt können viele Augenerkrankungen erfolgreich behandelt werden.
Zum besseren Verständnis der nachfolgenden Erkrankungen erfolgt hier eine Erläuterung zum Aufbau dieses Sinnesorgans.
Das Auge ist in die knöcherne Augenhöhle eingebetet und besteht aus dem Augapfel, den sechs Augenmuskeln, den Augenlidern mit Wimpern und den Tränendrüsen.
Der Augapfel besteht aus drei Schichten: Außen liegt die weiße Lederhaut (Sklera), die vorne in die durchsichtige Hornhaut übergeht. Die mittlere Schicht besteht aus der Regenbogenhaut (Iris) und der gefäßreichen Aderhaut (Choroidea). Die innere Schicht ist die Netzhaut oder Retina. In ihr findet die Umwandlung der Lichtreize in Nervenimpulse statt. Ihre spezifischen Sinneszellen (Stäbchen, Zäpfchen) ermöglichen das Hell-, Dunkel- und Farbsehen. Zwischen der Hornhaut und der Regenbogenhaut bzw. Linse befindet sich die Vorderkammer. Sie enthält Kammerwasser.
Vorne im Augapfel lässt ein Loch in der Netzhaut – die Pupille – das Licht einfallen. Sie ist eine zentrale, runde, bewegliche Öffnung der Iris, deren Pigmentgehalt die Augenfarbe bestimmt. Durch die Hornhaut und die Pupille gelangen die Lichtstrahlen auf die Augenlinse. Sie bündelt die Lichtstrahlen und sorgt somit für ein scharfes Bild auf der Netzhaut (Retina). Die Lichtreize werden in der Retina in Nervenimpulse umgewandelt, die über die Sehnerven zum Sehzentrum ins Gehirn gelangen. Zwischen Linse und Netzhaut befindet sich der transparente Glaskörper. Er füllt 2/3 des Augapfels aus, seine Konsistenz ist gelartig.
Die Hauptaufgabe der Augenlider, die innen mit Bindehaut ausgekleidet sind und an deren Enden die Wimpern sind, ist der Schutz des Augapfels. Der Lidschlussreflex setzt bei einfallenden Fremdkörpern oder starker Blendung ein. Die Augenlider sorgen mit ihrem unwillkürlichen, regelmäßigen Lidschlag dafür, dass die Tränenflüssigkeit gleichmäßig über den Augapfel verteilt wird und ihn so feucht hält. Die Tränenflüssigkeit wird in den Tränendrüsen produziert, die im oberen äußeren Augenwinkel sitzen.
Die Tränen sammeln sich im inneren Lidwinkel. Sei werden über die Tränenpünktchen (Puncti lacrimales) aufgenommen und durch die Tränenröhrchen (Canaliculi lacrimali) nach der Zusammenführung zu einem gemeinsamen Kanal (Canalis communis) in den Tränensack geleitet. An dessen unteren Ende sitzt ein Tränen-Nasen-Gang (Ductus nasolacrimalis), der in die Nasenhöhle unterhalb der unteren Nasenmuschel endet.