Pflege bei Demenz

Was ist Demenz?

Das lateinische Wort „dementia“ bedeutet wörtlich übersetzt „ohne Verstand“. Mediziner verstehen darunter gleich mehrere Erkrankungen, die sich in wesentlichen Symptomen entsprechen. Es handelt sich um Leiden des Gehirns, in deren Verlauf geistige Fähigkeiten, wie Erinnerungsvermögen und räumliche Orientierung, Sprache, Auffassungsgabe oder Urteilsvermögen immer mehr nachlassen. Auch die Persönlichkeit, die grundlegenden Wesenseigenschaften und das Verhalten ändern sich. Im letzten Stadium der Krankheiten kommt es schließlich zu einem Verlust der Körperfunktionen.

Zahlenmäßige Entwicklung

Genaue Zahlen, wie viele Menschen jedes Jahr an Demenz erkranken, gibt es nicht. Nach Expertenschätzungen geht man davon aus, dass etwa 24 Millionen Menschen weltweit an einer Demenz leiden. Allein in Deutschland sind etwa eine Million Menschen betroffen, was immerhin ein 80stel der Gesamtbevölkerung unseres Landes entspricht.

Jedoch werden diese Zahlen nicht so bleiben. Denn Demenz ist vor allem ein Leiden des höheren Alters und unsere Bevölkerungsstruktur ist im Wandel begriffen: Immer mehr Menschen werden immer älter und damit nimmt auch die Anzahl der Demenzkranken zu.

Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 etwa drei Millionen Menschen an Demenz erkrankt sein werden.

Wer ist von Demenzen betroffen?

Die Tendenz ist, dass sich die Anzahl der Demenzerkrankten im Alter zwischen 60 und 70 Jahren langsam vermehrt, bis etwa 75 Jahre langsam beschleunigt und dann steil ansteigt.

Folgende Tabelle mag dies veranschaulichen (Quelle: The Lancet 12/2005 aus Demenz – Hilfe für Angehörige und Betroffene, Stiftung Warentest).

Zahl der Demenzkranken in Deutschland (geschätzt)

Alter

Betroffene in Prozent

Betroffene in Zahlen

65 – 69 Jahre

1,2 %

50.000

70 – 74 Jahre

3,8 %

101.000

75 – 79 Jahre

6,0 %

170.000

80 – 84 Jahre

12,3 %

196.000

85 – 89 Jahre

23,9 %

260.000

90+ Jahre

34,6 %

177 000

Welche Probleme ergeben sich aus der steigenden Anzahl von dementen Patienten für die Pflege?

Etwa 30 Prozent der Demenzpatienten werden heutzutage in Pflegeheimen betreut, 70 Prozent – wenigstens einen gewissen Zeitraum lang – im privaten Bereich, also von Kindern oder nahen Angehörigen.

Das Problem der Zukunft wird sein, dass immer mehr Demenzkranke – vielleicht sogar dreimal so viele wie heute – von einer immer schmäler werdenden Bevölkerungsschicht (Kinder, nahe Angehörige) gepflegt werden sollen. Diese Angehörigen sollen dann – quasi nebenbei – auch noch das Bruttosozialprodukt stemmen. Zudem werden auch die „klassischen Pflegerinnen der Vergangenheit“ – die Töchter und sonstigen weiblichen Angehörigen – abgesehen von kurzen Kinderbetreuungszeiten – lebenslang in den Produktionsprozess eingebunden und stehen für die Pflege nicht zur Verfügung.

Wer hat dann noch Zeit, demenzkranke Väter, Mütter, Onkel oder Tanten zu pflegen?

Ziel muss es daher sein, effektivere Behandlungsmethoden zu entwickeln und präventiv tätig zu sein.

Demenz ist nicht gleich Demenz

Wie eingangs erwähnt, gibt es verschiedene Formen der Demenz. Die häufigste Demenzerkrankung ist die Alzheimerkrankheit. Die „vaskuläre Demenz“ (= die Gefäße betreffend) ist das Resultat von Durchblutungsstörungen im Gehirn und die zweithäufigste Ursache. Mischformen sind möglich. Da in beiden Fällen das Gehirn direkt erkrankt ist, sprechen Mediziner auch von primären Demenzformen. Beide Formen sind bislang nicht heilbar, lassen sich aber in ihrem Verlauf verlangsamen. Sie werden auch als nicht-reversible (nicht rückgängig zu machende) Demenzen bezeichnet.

Weitere mögliche Gründe für die Einbuße der geistigen Fähigkeiten sind beispielsweise Störungen der Schilddrüsenfunktion, Vergiftungen durch Arzneien, Hirnverletzungen, Hirntumoren, Alkoholmissbrauch oder Erkrankungen, wie eine Hirnhautentzündung oder Parkinson.

Hirnleistungsstörungen, die durch äußere Einflüsse oder andere Krankheiten ausgelöst werden, bezeichnet man als sekundäre Demenzen. Einige der Krankheiten und Störungen können gut behandelt und geheilt werden. In diesem Fall spricht man von reversiblen Demenzen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2011