Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Zeckenenzephalitis wird durch FSME-Viren verursacht und durch Zecken übertragen. Die Erkrankung tritt jedoch nicht nur im Frühsommer auf – wie der Name vermuten lässt -, sondern von April bis Oktober, wenn ein Zeckenbiss am wahrscheinlichsten ist. Mit FSME-Viren verseuchte Zecken kommen in bestimmten Gebieten Deutschlands (Endemie-Gebieten) gehäuft vor. Die Krankheit kann lebensbedrohlich verlaufen.
Nicht nur die Hirnhäute können sich entzünden, sondern die Infektion kann sich im gesamten Nervensystem ausbreiten und somit auch das Gehirn schädigen. In Deutschland erkranken etwa 300 Menschen pro Jahr an dieser Infektionskrankheit. Eine vorbeugende Schutzimpfung und eine passive Immunisierung sind möglich.
Die Ursache der Erkrankung sind FSME-Viren. Sie gehören zur Gattung Flavivirus der Familie der Flaviviridae. Sie befinden sich im Speichel der Zecken, jedoch nur bei etwa 5% der Tiere. Die Viren leben auch in vielen Säugetieren und Vögeln, die jedoch nicht selbst erkranken. Der Krankheitsverlauf ist bei Kindern meistens leicht. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch zwei Phasen. Nach einem Zeckenbiss eines infizierten Tieres kommt es innerhalb von 14 Tagen zu grippeähnlichen Symptomen, wie Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf– und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Bauchweh. Eventuell besteht außerdem Husten und Schnupfen. Die Symptome halten bis zu einer Woche an.
Nach einem symptomlosen Intervall, das unterschiedlich lange (1 bis 20 Tage) dauern kann, beginnt bei etwa 10 bis 30% der vorher grippeähnlich Erkrankten die zweite Phase. Bei den übrigen verläuft die FSME ohne weitere Krankheitszeichen. Von Ersteren machen etwa die Hälfte eine Hirnhautentzündung (Meningitis) durch, ca. 30% eine kombinierte Hirn- und Hirnhautentzündung (Meningoenzephalitis) und die restlichen zusätzlich noch eine zusätzliche Rückenmarkentzündung (Myelitis).
Kennzeichnend sind Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Fieber über 40ºC, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit. Bleibende Schäden und Todesfälle kommen vor allem bei erwachsenen Patienten vor. Spätschäden sind Lähmungen im Arm-, Bein- und Schulterbereich. Bei FSME wird die quergestreifte Muskulatur in Mitleidenschaft gezogen. Neben den beschriebenen Lähmungserscheinungen kann es daher auch zu Schluck- und Sprechstörungen sowie zu lebensbedrohlichen Lähmungen der Atemmuskulatur kommen.
Suchen Sie bei Verdacht auf FSME unverzüglich Ihren Arzt auf.
Auf folgende Weise wird Ihr behandelnder Arzt vorgehen:
- Eine noch vorhandene Zecke muss sofort entfernt werden. In der Regel überträgt die Zecke die Viren erst ein paar Stunden nach dem Festsaugen.
- Die FSME-Antikörper können mit einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden.
- Eine gezielte Therapie gibt es nicht. Strenge Bettruhe (mindestens 10 Tage) und Krankengymnastik bei Lähmungserscheinungen bessern die Heilungschancen.
- Eine passive Immunisierung mit FSME-spezifischen Antikörpern ist nur für einen bestimmten Personenkreis vorgesehen. Der Zeckenbiss hat bei einer nicht geimpften Person in einem Hochrisikogebiet stattgefunden und die Infektion liegt maximal vier Tage zurück. Diese Form der Immunisierung wird allerdings nur für Erwachsene und nicht für Kinder empfohlen.
Zu den prophylaktischen Maßnahmen gehört es natürlich, den Zeckenbefall zu vermeiden (siehe dazu auch Kapitel Zecken) und die Zecke schnell zu entfernen (siehe auch dazu das Kapitel Zecken).
Weiterhin steht seit 2002 ein Impfstoff für Kinder ab dem ersten Lebensjahr zur Verfügung. Die FSME-Impfung besteht aus zwei Teilimpfungen im Abstand von mindestens 14 Tagen. Damit ist bereits eine Schutzrate von 95 Prozent erreicht. Für einen anhaltenden Schutz muss nach 9 bis 12 Monaten eine dritte Impfung erfolgen. Eine Auffrischung sollte nach 5 Jahren erfolgen.
In seltenen Fällen kann es nach der FSME-Impfung zu einer Impfreaktion kommen. Das geimpfte Kind kann sich einige Zeit abgeschlagen fühlen und die Injektionsstelle kann Entzündungszeichen (Rötung, schmerzhafte Schwellungen) aufweisen, die jedoch nach einigen Tagen verschwinden.
Die Kosten für die Impfung übernehmen in der Regel die Kassen, wenn die zu impfenden Personen in FSME-Risikogebieten wohnen. Ansonsten gilt die Impfung als Reiseimpfung, deren Kosten selbst übernommen werden müssen. Denken Sie auch daran, dass beliebte Urlaubsländer zu den Risikogebieten zählen. Betroffen sind vor allem Österreich, Ungarn, Skandinavien, Italien (Gegend um Florenz). Für einige europäische Staaten liegen noch keine gesicherten Daten über die Verbreitung der Erkrankung vor.