Schwangerschaft und Diabetes

Bei dem Thema „Diabetes und Schwangerschaft“ muss auf zwei Gesundheitsproblematiken eingegangen werden: Zum einen bedarf es einer sehr guten Vorbereitung auf die Schwangerschaft und einer engmaschigen Kontrolle in der Schwangerschaft, wenn die Mutter bereits vor der Schwangerschaft an einem Diabetes vom Typ 1 oder Typ 2 erkrankt ist. Es gilt, ihr Leben und das des ungeborenen Kindes nicht zu gefährden.

Eine andere Gesundheitsproblematik, die mit dem Diabetes mellitus zu tun hat und während der Schwangerschaft auftritt, ist der so genannte Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes. Damit bezeichnet man jede Störung des Zuckerstoffwechsels, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Der Schwangerschaftsdiabetes kommt bei etwa 3 bis 4 Prozent aller schwangeren Frauen vor.

In beiden Fällen müssen die betroffenen Frauen engmaschig kontrolliert und ihre Blutzuckerwerte optimal eingestellt werden. Neben der ausgewogenen Ernährung und körperlichen Aktivität ist hier die intensivierte Insulintherapie – meist mit einer Insulinpumpe – das Mittel der Wahl. Dies gilt auch für den Gestationsdiabetes. Zur Insulintherapie sind in der Schwangerschaft nur Humaninsuline zugelassen, Analoginsuline oder orale Antidiabetika sind nicht erlaubt.

Die Risiken bei einem gestörten Zuckerstoffwechsel liegen für die werdende Mutter vor allem in einem gehäuften Auftreten von Schwangerschaftsvergiftungen, vermehrter Fruchtwasserbildung, Harnwegs- und Scheideninfektionen und der Erfordernis eines Kaiserschnitts. Der Diabetes der Mutter bedeutet auch für das ungeborene Kind ein erhöhtes Risiko vor, bei oder nach der Geburt zu sterben. Kinder von diabetischen Müttern leiden öfter an Embryofetopathia diabetica. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungsstörung des ungeborenen Kindes, deren Ursache eine chronische Blutzuckererhöhung der Mutter ist. Der hohe Blutzuckerspiegel kann die kleinen Gefäße des Mutterkuchens (=Plazenta) schädigen, so dass das Kind nicht genügend mit Nährstoffen versorgt wird. Schädigungen oder Entwicklungsverzögerungen von lebenswichtigen Organen, wie beispielsweise dem Herzen, den Nieren oder dem Gehirn können die Folge sein. Schlimmstenfalls ist das Baby lebensunfähig und es kommt zu einer Fehlgeburt. Damit wird verständlich, dass Fehlgeburten bei nicht erkanntem Diabetes oder schlecht eingestellten Blutzuckerwerten der Mütter doppelt so häufig vorkommen, wie bei gesunden Schwangeren. Die Totgeburtenrate kann sogar bis auf das zehnfache gesteigert sein, die Neugeborenensterblichkeit ist um das zweifache erhöht.

Die Kinder sind bei der Geburt meist sehr groß und haben ein Geburtsgewicht von 4000 bis 6000 Gramm. Dies erklärt sich aus einem Überangebot von Glukose während der Schwangerschaft. Der erhöhte Blutzuckerspiegel der Mutter führt auch zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels des Kindes. Sein Körper bildet daher vermehrt Insulin, um das Zuckerangebot zu bewältigen. Das Ergebnis ist eine „Zuckermast“, bei der das Fettgewebe zunimmt. Die Bauchspeicheldrüse des Kindes wird dabei frühzeitig überlastet. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder schon in jungen Jahren selbst zuckerkrank werden, ist erhöht.

Da große Kinder auch mehr Urin produzieren, ist die Fruchtwassermenge erhöht, was wiederum eine Frühgeburt zur Folge haben kann. Allein auch wegen der Größe des Kindes kann es zu Geburtskomplikationen kommen und ein Kaiserschnitt wird unausweichlich.

Die Kinder neigen nach der Geburt auch zu Atemnot (= verzögerte Entwicklung der Lungenreife), Hypoglykämie (Unterzuckerung) und können bedrohliche Störungen im Mineralstoffhaushalt haben. Auffällig ist auch eine schwere Gelbsucht, die auf eine Reifungsstörung der Leber zurückzuführen ist. Die betroffenen Kinder müssen daher überwacht werden. Bei etwa 10 Prozent treten nach der Geburt noch zusätzliche Fehlbildungen an inneren Organen auf. Dies kann eine Vergrößerung des Herzens, der Leber und/oder der Milz sein.

Durch die optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels während der Schwangerschaft kann die Embryofetopathie verhindert werden.