Der Ausdruck „Diabetes mellitus“ hat griechisch-lateinische Wurzeln und bedeutet so viel wie „honigsüßer Durchfluss“. Er bezieht sich auf zwei typische Symptome der Erkrankung: Der Urin der Betroffenen „fließt reichlich“ und es wird vermehrt Zucker im Urin ausgeschieden, wodurch er süß schmeckt. Umgangssprachlich wird die Erkrankung auch „Zuckerkrankheit“ genannt.
Definitionsgemäß steht „Diabetes mellitus“ für verschiedene Formen einer chronischen Stoffwechselerkrankung, deren Hauptmerkmal ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel ist. Diese Hyperglykämie (Glukoseüberschuss im Blut) ist das Kardinalsymptom.
Die beiden Hauptvertreter der Erkrankung sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes. Typ-1-Diabetes kommt vorwiegend bei Menschen unter 25 Jahren vor und wird daher auch juveniler oder jugendlicher Diabetes genannt. Bei diesem Diabetestyp werden die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Typ-2-Diabetes betrifft dagegen meist Personen, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, und wird auch als Altersdiabetes bezeichnet. Er beginnt meist schleichend und beruht auf einer zunehmenden Resistenz der Körperzellen gegen das Insulin.
Die beiden Begriffe juveniler Diabetes und Altersdiabetes können jedoch manchmal irreführend sein, da Altersdiabetes auch bei sehr jungen Menschen ausbrechen kann und juveniler Diabetes bisweilen in einem höheren Alter vorkommt. Neben diesen beiden Hauptformen des Diabetes gibt es auch noch so genannte sekundäre Diabetes-Formen, denen jedoch andere Erkrankungen (bsp. Schilddrüsenüberfunktion, Cushing-Syndrom und andere), Toxine oder die Wirkung bestimmter Medikamente und zu Grunde liegen. Der Kohlenhydratstoffwechsel primär ist nicht gestört.
Die veränderte Hormonsituation in der Schwangerschaft kann sich auch auf den Kohlenhydratstoffwechsel auswirken und einen Typ-2-Diabetes auslösen. Man spricht dann von einem Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes. Das Tückische an der Zuckerkrankheit ist, dass sich Symptome oft erst schleichend nach einer gewissen Krankheitsdauer einstellen. Dies ist vor allem bei Typ-2-Diabetes der Fall.
Charakteristische Symptome des Diabetes mellitus sind starker Durst, häufiges Wasserlassen, Juckreiz der Haut, unerklärliche Gewichtsabnahme, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, erhöhte Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen, Sehstörungen und verminderte Libido. Die starken Schwankungen des Blutzuckerspiegels können auch zu lebensbedrohlichen Zuständen mit Bewusstlosigkeit führen.
Eine zentrale Rolle bei Diabetes mellitus spielt das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es stellt quasi das einzige Werkzeug des Körpers dar, um Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen zu schleusen. Hier wird der Einfachzucker benötigt und zur Energiegewinnung weiter verstoffwechselt. Gelangt die Glukose nicht in die Zellen, so bleibt sie im Blut und richtet von dort aus auf Dauer gefährliche Schäden an, die sich an den Augen, Nieren, an Herz, Gehirn und an den Füßen zeigen können. Dabei muss man an folgende Veränderungen denken:
- Netzhautschäden, die zum Erblinden führen können (grauer Star und diabetische Retinopathie);
- Störungen der Nierenfunktion (diabetische Nephropathie), die zum Nierenversagen führen können;
- Herzinfarkt und Schlaganfall;
- Diabetischer Fuß mit schlecht heilenden Wunden und sensiblen Störungen, wie Temperatur- und Schmerzunempfindlichkeit.
Der Diabetes ist also eine Entgleisung des Zuckerstoffwechsels, die entweder durch eine verminderte oder fehlende Insulinproduktion oder durch die eingeschränkte Fähigkeit des Körpers sich das Insulin nutzbar zu machen (Insulinresistenz), verursacht wird.
Ziel jeglicher Behandlung ist es, den aus den Fugen geratenen Blutzuckerspiegel wieder normal einzustellen und damit die Spätfolgen zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Die Stützpfeiler der Therapie sind Medikamente (orale Antidiabetika, Insulininjektionen), bewusstes Essen und Bewegung. Die Diagnose „Diabetes mellitus“ hat heutzutage weitestgehend ihren Schrecken verlosen. Bei intensiver Mitarbeit des Erkrankten ist die Zuckerkrankheit gut behandelbar.
Der Diabetes ist längst eine Volkskrankheit mit steigender Tendenz. Es wird geschätzt, dass ungefähr 180 Millionen Menschen weltweit an Diabetes erkrankt sind. Dabei stellt der Typ-1-Diabetes nur etwa 5% – je nach Quelle – auch 10% aller Diabetes-Erkrankungen dar. Typ-2-Diabetes hingegen ist mit einem Anteil von 90% zu einer Massenerkrankung geworden. Besonders in Industrieländern ist ein Anstieg der Erkrankungszahlen zu verzeichnen, da diese Form des Diabetes auch durch Lebensstilfaktoren, wie falsche Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung, mitverursacht wird. Der Diabetes ist also auch eine Wohlstandskrankheit. Dafür spricht auch, dass er in Zeiten des Mangels, wie in Kriegszeiten, viel seltener auftritt. Prinzipiell nimmt das Erkrankungsrisiko mit steigendem Alter zu. In der Altersklasse der 40- bis 60-jährigen sind dabei Frauen häufiger von Diabetes mellitus betroffen.
In Deutschland leiden derzeit circa 6,3 Millionen Menschen an der Erkrankung. Es wird geschätzt, dass es bis zum Jahr 2010 bereits 10 Millionen sind.