Pneumothorax – Ursachen Risikofaktoren Erkrankung Symptome

         

Pneumothorax Bei einem Pneumothorax handelt es sich um eine krankhafte Luftansammlung im Brustkorb. Die Luft sammelt sich zwischen den beiden Schichten des Brustfells (= Pleura), im sogenannten Pleuraspalt, an. In der Folge kann die Lunge teilweise oder gänzlich zusammenfallen. Je nach Luftmenge und der Größe des zusammengefallenen Lungenteils macht sich dies durch Kurzatmigkeit und Brustschmerzen, aber auch durch schwerere Atemnot, einen Kreislaufschock und Herzstillstand bemerkbar. Die unnatürliche Luftansammlung kann spontan auftreten, wird durch Lungenerkrankungen verursacht, ist die Folge eine Unfalls oder entsteht nach einem medizinischen Eingriff. Voraussetzung für das Eindringen der Luft in den Pleuraspalt ist eine Verbindung zwischen den Atemwegen und dem Pleuraraum (= innerer Pneumothorax) oder eine Verletzung der Thoraxwand (= äußerer Pneumothorax). In Deutschland erkranken pro Jahr etwa sieben bis neun Personen von 100 000 Einwohnern an einem Pneumothorax.

Was ist die Pleura genau?

Die Pleura wird auch Brustfell genannt und kleidet den Brutkorb von innen aus und ist teilweise mit der Lunge verwachsen. Sie ist eine dünne, transparente, zweischichtige Membran und teilt sich in zwei Blätter oder „Lagen“ auf: Das Lungenfell (Pleura visceralis) umkleidet die beiden Lungenflügel, das Rippenfell (Pleura parietalis) bedeckt die Rippen, das Zwerchfell und den Herzbeutel. Zwischen den beiden Pleurablättern befindet sich ein feiner Spalt, der sogenannte Pleuraspalt. Normalerweise ist er mit einigen Milliliter Flüssigkeit gefüllt. Dies führt dazu, dass sich die beiden Pleurablätter gegeneinander verschieben können, ohne aneinander zu reiben. Luft befindet sich in diesem Raum jedoch üblicherweise nicht.

Ursache des Pneumothorax?

Normalerweise ist der Druck im Pleuraraum geringer als in der Lunge. Es entsteht so ein Unterdruck, der wie ein Sog auf die Lunge wirkt und sie daran hindert, ihrer Elastizität nachzugeben und zusammenzufallen. Dieser Sog hält sie an der Brustwand fest und veranlasst die Lunge sich beim Ein- und Ausatmen mitzubewegen. Tritt nun Luft in den Pleuraraum ein, wird der Druck dort größer als in der Lunge und diese fällt teilweise oder völlig zusammen, da der Sog auf das Lungengewebe nicht mehr vorhanden ist. Die Lunge kann sich nicht mehr beim Einatmen ausdehnen und Sauerstoff in ausreichender Menge aufnehmen. Daher kann ein Pneumothorax zu schwerer Atemnot führen.

Risikofaktoren

Mögliche Risikofaktoren für das Auftreten eines Pneumothorax sind/haben:

  • Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren, die schlank und hochgewachsen sind.
  • Vorerkrankungen der Lunge oder des Lungenfells.
  • Äußere oder innere Verletzungen der Pleura (Unfälle, ärztliche Eingriffe)
  • Rauchen und daraus resultierende Folgeerkrankungen (bsp. COPD).

Ein Wiederauftreten eines Pneumothorax wird auch durch bestimmte Berufe (Taucher, Flugzeugpiloten) begünstigt.

Begriffsbestimmungen

Je nachdem dem Ort des Eindringens der Luft wird in einen inneren oder äußeren Pneumothorax unterschieden. Besteht eine Verbindung zwischen den Atemwegen und dem Pleuraraum, wird dies als innerer Pneumothorax bezeichnet, eine Verletzung der Thoraxwand kann zu einem sogenannten äußeren Pneumothorax führen. Kommt die Öffnung, die den Lufteintritt ermöglicht, zum Verschluss, so liegt ein geschlossener Pneumothorax vor; bleibt sie offen, so handelt es sich um einen offenen Pneumothorax. Wirkt die Öffnung als Ventil, lässt also Luft hinein, aber nicht hinaus, so entwickelt sich ein Spannungs- oder Ventilpneumothorax.

Formen der Erkrankung

Je nach Ursache des Pneumothorax werden vier Formen unterschieden:

Spontanpneumothorax: In diesem Fall bestehen keine Vorerkrankungen der Lunge. Der Spontanpneumothorax, bei dem es zu einer Verbindung zwischen den Atemwegen und der Pleurahöhle kommt, tritt häufig aus völliger Gesundheit heraus auf. Meist sind schlanke, hochgewachsene Männer zwischen 20 und 40 Jahren betroffen. Als Ursache liegt beispielsweise ein Riss (= Ruptur) von pleuranahem Lungengewebe vor. Meist handelt es sich um erweiterte Lungenbläschen (= subpleurale Emphysemblase), die angeboren sind oder erworben wurden und reißen. Der Pneumothorax kommt rechts etwas häufiger vor als links. Nach dem ersten Spontanpneumothorax tritt in circa 30 % der Fälle ein erneuter Pneumothorax auf. Nach einem zweiten Pneumothorax kommt es sogar bei 60 % der Patienten zu einem Rückfall. Daher wird nach dem zweiten Spontanpneumothorax eine Operation empfohlen (Pleurodese, siehe unten).

Symptomatischer (sekundärer) Pneumothorax: Diese Pneumothoraxform tritt als Komplikation von Lungenerkrankungen oder Vorerkrankungen des Rippenfells auf. Mögliche Vorerkrankungen der Lunge und der Pleura sind beispielsweise: Asthma, eine Lungenfibrose, COPD (= chronische Verengung der Atemwege), Lungentumoren, Tuberkulose oder eine Lungenentzündung mit dem Schlauchpilz Pneumocystis carinii (-> vor allem bei immunsupprimierten Patienten). Der Altersgipfel für den symptomatischen Pneumothorax liegt zwischen 55 und 65 Jahren.

Traumatischer Pneumothorax: Bei dieser Variante dringt die Luft entweder durch die verletzte offene Brustwand in den Pleuraspalt ein, oder kommt es zu Verletzungen der Lunge, der Luftröhre oder Bronchien und in der Folge zum Eindringen von Luft und meist auch Blut in den Pleuraraum. Gründe für den traumatischen Pneumothorax können Rippenbrüche und Stichverletzungen sein. Ebenso möglich sind medizinische Eingriffe (bsp. Gewebeentnahme, Pleuradrainage, Überdruckbeatmung, Wiederbelebungsversuche, fehlerhaftes Setzen von Akupunkturnadeln).

Spannungspneumothorax: Bei dieser Form des Pneumothorax dringt durch einen Ventilmechanismus während der Einatmung Luft in den Pleuraspalt, der bei der Ausatmung nicht entweichen kann. Dabei wird der betroffenen Lungenflügel von einer ständig größer werdenden Luftansammlung zusammengepresst. Schließlich kann auch das Herz, das zwischen den beiden Lungenflügeln liegt, zur gesunden Seite verdrängt werden. Es nimmt somit nicht nur die Lungenleistung immer mehr ab, sondern auch die Pumpleistung des Herzens wird immer mehr eingeschränkt. Ein akutes Kreislaufversagen kann die Folge sein. Sowohl bei einem äußeren, als auch bei einem inneren Pneumothorax kann ein solcher Ventilmechanismus entstehen.

Symptome

Am Anfang der Erkrankung steht häufig ein plötzliches Schmerzereignis. Später klagen die Patienten meistens über Reizhusten und hustenabhängige, gut lokalisierbare stechende Schmerzen (= Pleuraschmerzen). Eventuell bestehen zunehmende Luftnot und flache Atmung.

Beim Spannungspneumothorax schreitet die Symptomatik rasch voran und der Patient leidet unter starker Luftnot und einer hohen Herzfrequenz. Krankheitszeichen eines weit fortgeschrittenen Pneumothorax sind ein (kardiogener) Schock mit Herz-Kreislaufversagen, Blaufärbung der Lippen, Haut und Schleimhäute sowie extremer Blutdruckabfall und aufgestaute Halsvenen. Zudem kann die Atmung asymmetrisch sein, das heißt, auf einer Seite sind die Atembewegungen nicht so ausprägt und treten zeitlich versetzt auf.

Diagnose

Die Diagnose wird anhand des Krankheitsverlaufs (Vorerkrankungen, Eingriffe, Unfälle), der körperlichen Untersuchung („Abhören“) und einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs gestellt. Beim Abhören der Lunge fehlt über dem kollabierten Lungenflügel das Atemgeräusch. Beim Abklopfen des erkrankten Bereichs lässt sich ein hohler, trommelartiger Ton vernehmen. Im Röntgenbild zeigt sich, dass auf der betroffenen Seite der Lungenflügel verkleinert ist. Das Herz wird zur gesunden Seite hin verdrängt.

Behandlung

Die Therapie ist abhängig von der Schwere der Erkrankung, also von der Menge der angesammelten Luft im Pleuraspalt und der Art des Pneumothorax. Ziele der Behandlung sind die Entfernung der Luft zwischen den Pleurablättern und ein Vermeiden des erneuten Auftretens des Pneumothorax.

Zur Heilung eines kleinen Spontanpneumothorax reicht Bettruhe in flacher Lagerung aus. Innerhalb weniger Tage hat der Körper die Luft aus der Pleurahöhle wieder aufgenommen (= resorbiert). Diese Therapie durch eine Sauerstoffbeatmung unterstützt werden, da diese die Resorption der Luft steigert.

Größere Luftmengen oder auch Blut und Eiter können mithilfe einer sogenannten Thoraxdrainage aus dem Pleuraraum entfernt werden. Dazu wird unter örtlicher Betäubung eine Plastikröhre zwischen zwei Rippen in die Brustwand eingebracht. Dann wird die Röhre mit einem abgedichteten Drainagesystem verbunden. Ein Sog wird erzeugt, der sowohl die Luft als auch Blut und Eiter kontinuierlich aus dem Pleuraraum entfernt. Erst nachdem sich die Lunge wieder vollständig entfaltet hat, und funktionstüchtig ist, wird der Drainageschlauch entfernt.

Da ein Spannungspneumothorax möglicherweise schnell lebensbedrohlich verlaufen kann, wird häufig noch am Unfallort durch eine Punktion mit einer Spritzenkanüle oder einer Thoraxdrainage die Luft aus dem Pleuraspalt abgelassen.

Ein operativer Eingriff wird vor allem bei einem wiederholten Auftreten eines Spannungspneumothorax durchgeführt. Bei der Operation wird versucht, die „undichten Bereiche“ der Lunge zu reparieren und die beiden Blätter der Pleura durch Einbringung von Doxycyclin oder einer Talkumschicht zu verkleben (Pleurodese).

Der Pneumothorax heilt je nach Ausprägung innerhalb weniger Tage bis mehreren Wochen ab. Um einen Rückfall zu vermeiden, wird nach der Genesung körperliche Schonung empfohlen. Fliegen ohne Druckausgleich oder Gerätetauchen sollte im nächsten halben Jahr nicht erfolgen. Vorbeugend sollte das Rauchen aufgegeben werden, da viele Folgeerkrankungen der Nikotinsucht einen Pneumothorax begünstigen.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 16.03.2008