Bei einer Durchschlafstörung ist die Schlafkontinuität beeinträchtigt. Diese Schlafstörung ist eine Form der Insomnie (Schlaflosigkeit). Der Betroffene wacht über einen längeren Zeitraum (= mindestens einen Monat lang) nachts mindestens dreimal in der Woche auf und kann schlecht oder nicht wieder einschlafen.
Wie macht sich eine typische Durchschlafstörung bemerkbar?
Die Betroffenen wachen nachts auf und liegen stundenlang wach. Die Gedanken kreisen beispielsweise um ein bestimmtes Thema. Es gelingt nicht, davon abzuschalten. Tagsüber macht sich der fehlende Nachtschlaf durch starke Einschlafneigung und eine bleierne Müdigkeit bemerkbar. Dies kann zu verringerter Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Gereiztheit, Depressionen und sogar Sexualstörungen führen. Teilweise sind die Betroffenen so überdreht, dass sie auch – wenn sie es einrichten könnten – mittags den defizitären Schlaf nicht aufholen können. Abschalten ist kaum mehr möglich. Der Puls schlägt stets höher und die Temperatur ist ständig leicht erhöht. Würde man bei diesen Menschen die Konzentration an Stresshormonen messen, so würde er sich auch über dem üblichen Pegel befinden. Die Betroffenen fühlen sich fortwährend unter Spannung.
Mit der Zeit kreisen die Gedanken mancher Betroffener immer stärker um das Thema „Schlaflosigkeit“ – auch tagsüber. Einige entwickeln einen regelrechten Horror vor der nächsten Nacht. Schließlich werden sogar soziale Aktivitäten nur noch eingeschränkt wahrgenommen.
Der Teufelskreis (Circulus vitiosus) der Schlaflosigkeit
Die Schlafstörung wird häufig dadurch aufrecht erhalten, dass man den Schlaf mit allen Mitteln erzwingen will. Der Betreffende grübelt über die möglichen negativen Konsequenzen des schlechten Schlafes nach und hat Angst, dass er am nächsten Tag nicht leistungsfähig ist. Er ist wütend und ärgerlich, was körperlich zu einer Aktivierung und einer gesteigerten Erregung des sympathischen Nervensystems führt. Genau dies erschwert das Einschlafen erst recht. Man liegt wirklich wach und die befürchteten Konsequenzen, wie Müdigkeit und Schläfrigkeit während des Tages, Beeinträchtigung der Stimmung sowie Einbußen der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit treten auch wirklich ein. Geschieht dies sehr oft, so entwickeln manche der Betroffenen eine regelrechte Bett- und Nachtangst. Die Gedanken beim nächsten nächtlichen Erwachen sind noch angsterfüllter, die Aktivierung findet wieder statt und die negativen Konsequenzen treten erneut – vielleicht sogar stärker ein.
Ungünstig beeinflusst oder angeheizt wird dieser Teufelskreis noch von schlechten Schlafgewohnheiten, wie einem unregelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus, Versuchen, vorzuschlafen und Schlaf nachzuholen, Verbindung des Bettes mit Schlaf störenden Verhaltensweisen, wie Grübeln oder langem Wachliegen im Bett.
Weitere mögliche Ursachen einer Durchschlafstörung
Gehäuft kommt die Durchschlafstörung mit steigendem Alter vor. Jedoch handelt es sich hierbei nicht unbedingt um eine „richtige“ Durchschlafstörung. Bereits im vierten Lebensjahrzehnt geht der Anteil des Tiefschlafes langsam zurück – von 25 Prozent auf circa 5 bis 10 Prozent bis zum 50. Lebensjahr. Dann verbringen wir die Nacht überwiegend in der Leichtschlafphase und im REM-Schlaf (Traumschlaf). In diesen beiden Schlafphasen schläft man nicht so tief und wacht häufig schon bei leisen Geräuschen auf. Dieser altersbedingte Rückgang des Tiefschlafes wird leicht mit einer echten Durchschlafstörung verwechselt. Doch meistens ist die Sorge unbegründet.
Man muss sich einfach daran gewöhnen, dass man ab dem 40. Lebensjahr nicht mehr ganz so fest schläft, nachts evtl. häufiger wach wird und auch nicht jedes Mal sofort wieder einschläft. Zur Beruhigung: Der Übergang in einen leichteren Schlaf erfolgt peu à peu.
Des Weiteren gehen Durchschlafstörungen meistens mit Störungen des Tiefschlafes einher. Mögliche Ursachen dafür können Alkohol, Medikamente oder die falsche Ernährung sein.
Alkohol und Schlafmittel führen dazu, dass man leicht einschlafen kann, aber andererseits ist der Schlaf auch leichter und man erwacht schneller.
Eine weitere Ursache einer Durchschlafstörung kann in natürlichen körperlichen Vorgängen liegen. So arbeiten nicht all unsere Organe über den ganzen Tag verteilt gleichmäßig aktiv. Lungen, Gallenblase oder Leber haben ihre Aktivitätshochzeiten in der Nacht. Sind ihre Funktionen beeinträchtigt, kann dies auch Auswirkungen auf den nächtlichen Schlaf haben.
Auch Menschen mit sehr niedrigem Blutdruck können Durchschlafprobleme bekommen. In der Schlafenszeit nach Mitternacht fällt der Blutdruck bei allen Menschen. Bei Personen, die unter sehr niedrigem Blutdruck leiden, versucht der Körper dann durch das Erwachen, den Kreislauf wieder zu stabilisieren.
Wer erkrankt „leichter“ an Durchschlafstörungen?
Manche Menschen sind aufgrund bestimmter Eigenschaften eher empfänglich für Schlafstörungen. Frauen sind häufiger betroffen als das männliche Geschlecht. In der Altersgruppe zwischen 30 und dem Rentenalter findet man die Schlafstörungen häufiger als in den Jahren davor oder danach.
Vom Charakter her neigen Menschen, die sich leicht Sorgen machen oder unter gedrückter Stimmung leiden, leichter zu einer Insomnie. Auch nervöse Menschen, die sich leicht überfordert fühlen, entwickeln aus einem gelegentlichen schlechten Schlaf leichter eine Schlafstörung. Zum gefährdeten Personenkreis zählen auch Menschen, die ständig unter Druck stehen, sich schnell aufregen und gereizt sind. Kommt noch ein schwierigeres Problem hinzu, ist die Insomnie nicht weit. Manchmal bedarf es auch gar keines konkreten Auslösers.
Was kann man gegen Durchschlafstörungen machen?
Ist möglicherweise ein organisches oder psychisches Leiden die Ursache für die Durchschlafstörung, so wird dieses primär behandelt.
Natürlich muss man auch seine Schlaf-Modalitäten einer genauen Prüfung unterziehen. Dazu einige Tipps:
- Störfaktoren im Schlafzimmer beseitigen (Lärm, Licht, Geräusche, beispielsweise tickende Wecker);
- auf ein bequemes Bett, Decken und Kissen achten;
- möglichst immer den gleichen Schlafrhythmus einhalten;
- Schlafzimmer gut lüften, Temperatur anpassen;
- abends kein Kaffee oder Alkohol konsumieren, leicht essen;
- regelmäßig Sport treiben;
· das Bett nur zum Schlafen und zum Sex nutzen; nicht dort Essen, Lernen, Computer-Spielen oder Fernsehen – auch nicht Grübeln. Finden diese Aktivitäten im Bett statt, so bringen wir das Bett unbewusst mit Aktivität in Verbindung und werden dort eher wach als müde (Stichwort: falsche Konditionierung).
Spezielle Tipps bei Durchschlafstörungen:
- Wenn man nachts schlaflos im Bett liegt und unruhig wird, sollte man aufstehen und etwas tun, beispielsweise lesen. Auch eine Kleinigkeit zu essen oder etwas trinken (Banane und Milch) können sich günstig auf das Weiterschlafen auswirken. Ins Bett sollte man erst dann wieder gehen, wenn man wirklich müde ist.
- Manchen Menschen, die immer zur gleichen Zeit nachts aufwachen (beispielsweise um 00.30 Uhr), hilft es, für einen oder einige Tage erst nach dieser Zeit ins Bett zu gehen, aber den normalen Rhythmus beizubehalten.
- Wacht man nachts auf und neigt dazu, dann Probleme zu wälzen, die wach halten, so kann das Erlernen und Anwenden von Entspannungsmethoden helfen. Zu nennen ist hier beispielsweise die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder autogenes Training. Eine weiterführende Methode ist unter diesen Umständen der so genannte „Gedankenstopp“. Dies ist eine psychotherapeutische Methode, mit deren Hilfe es gelingt, die negativen Gedanken zu durchbrechen. Allerdings gelingt dies nicht sofort, sondern es ist Geduld nötig, damit diese Methode fruchtet.
Wann zum Arzt bei Durchschlafstörungen?
Nehmen Sie die Störungen nicht auf die leichte Schulter. Holen Sie sich professionelle Hilfe – beispielsweise zunächst bei ihrem Hausarzt. Es gibt auch leichte Mittel, die helfen können und nicht abhängig machen.
Können die Schlafstörungen nicht behoben werden, so kann auch eine Untersuchung in einem Schlaflabor nötig sein. Dort kann der Schlaf genau analysiert und eventuelle Schlafstörungen können identifiziert werden. Liegt eine Schlafstörung vor, so kann der behandelnde Arzt geeignete Therapiemethoden empfehlen. Diese können beispielsweise aus mehreren Komponenten bestehen, wie der vorübergehenden Einnahme eines Schlafmittels, verhaltenstherapeutischen Maßnahmen (Erlernen der Progressiven Muskelentspannung, Gedankenstopp) und der Änderung bestimmter Schlafgewohnheiten und Lebensweisen.
med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 26.09.2011