Schilddrüsenunterfunktion: Symptome, Diagnose und Behandlung

Schilddrüsenunterfunktion (engl. hypothyroidism)

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose werden zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet bzw. es besteht eine unzureichende Wirkung der Schilddrüsenhormone an den Körperzellen. Die Auswirkungen sind ein gedrosselter Stoffwechsel, der an allen Organsystemen erkennbar ist. Es wird geschätzt, dass 0,25 – 1% der Erwachsenen von der Erkrankung betroffen sind. Frauen erkranken fünfmal häufiger als Männer. Das bevorzugte Erkrankungsalter liegt zwischen 40 – 70 Jahren.

Was können Gründe für die erniedrigte Hormonproduktion sein?

In den meisten Fällen liegt die mangelnde Fähigkeit der Schilddrüse zur ausreichenden Hormonproduktion bei ihr selbst und ist die Folge von Schilddrüsenerkrankungen. Man spricht von einer primären Hypothyreose. Selten ist ein Mangel an schilddrüsenstimulierenden Hormon TSH, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird, für die Hypothyreose verantwortlich (sekundäre Hypothyreose). Vereinzelte Erscheinungen sind ein Mangel an TRH (Thyreotropin-releasing-Hormon), welches im Hypothalamus gebildet wird, oder eine periphere Hormonresistenz. Bei ihr sprechen die Körperzellen nicht ausreichend auf die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) an. Zum besseren Verständnis der hormonellen Regulationsmechanismen lesen Sie bitte im Lexikon unter Schilddrüse den Abschnitt „Wie erfolgt die Regulation der Hormonproduktion?“.

Welche Formen der Schilddrüsenunterfunktion gibt es?

Die Gründe für die Unterfunktion der Schilddrüse sind vielfältig. Die angeborene Schilddrüsenunterfunktion kommt bei einem von 3000 Neugeborenen vor. Sie kann beim Neugeborenen-Screening am 3. Lebenstag gefunden werden. Die Nichtanlage oder Fehlanlage der Schilddrüse kann die Ursache sein, ebenso angeborene Mutationen, die Enzymdefekte hervorrufen. Jodmangel bei der Mutter kann die angeborene Hypothyreose verursachen. Spontan eintretende Hypothyreosen werden oft durch eine chronische Schilddrüsenentzündung (bsp. Hashimoto-Thyreoiditis) verursacht. Von der eigentlichen Entzündung spüren die Patienten oft nichts, aber die Auswirkungen wie die Unterfunktion werden bemerkt. Eine Hypothyreose kann auch die Folge von Behandlungsmaßnahmen sein (Schilddrüsenoperation, Radiojodtherapie). Des Weiteren kann eine Überdosierung von schilddrüsenhemmenden Medikamenten ursächlich sein.

Welche Schweregrade der Hypothyreose werden unterschieden?

Bei einer subklinischen Unterfunktion finden sich veränderte Laborwerte, jedoch haben die Patienten noch keine Symptome. Davon unterschieden wird die latente Hypothyreose. Bei ihr können Krankheitszeichen vorhanden sein oder fehlen. Charakteristisch für sie sind erhöhte TSH-Werte im Blutserum, die Schilddrüsenhormone T3 und T4 sind aber normal. Durch die vermehrte Stimulation der Schilddrüse (TSH) wird die Schilddrüsenaktivität im Normbereich gehalten. Bei der manifesten Schilddrüsenunterfunktion sind die TSH-Aktivität und die Schilddrüsenhormone T3 und T4 im pathologischen Bereich. Geht die Schilddrüsenunterfunktion mit Beschwerden einher, so muss sie behandelt werden.

Welche Beschwerden treten bei einer Schilddrüsenunterfunktion auf?

Die Unterfunktion tritt meist sehr schleichend ein, sodass die Auswirkungen auf den Körper nicht sofort erkannt und oft fehlinterpretiert werden. Die Symptome sind äußerst vielgestaltig.

Die Anzeichen sind folgende:

  • Frieren und Kälteempfindlichkeit;
  • rasche Ermüdbarkeit, Antriebsarmut und Verlangsamung;
  • tiefe Stimme, langsame Sprache, Schwellungen im Gesicht, kalte, trockene, schuppende und blassgelbe Haut;
  • Konzentration- und Gedächtnisschwäche;
  • depressive Verstimmungen;
  • Gewichtszunahme;
  • langsamer Puls und manchmal niedriger Blutdruck;
  • Verlangsamung der Reflexe;
  • Verstopfung;
  • Regelstörungen und Störungen des Sexuallebens.

Babys und Kleinkinder fallen durch ihre Trinkschwäche, vermehrtes Schlafbedürfnis, besondere Artigkeit sowie körperliche und geistige Entwicklungsstörungen auf.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Zur Diagnosesicherung dienen Blutuntersuchungen. Kennzeichnend sind erniedrigte Thyroxinkonzentrationen und erhöhte TSH-Konzentrationen. Im Rahmen der funktionellen Schilddrüsendiagnostik wird zudem eine Schilddrüsensonographie und –szintigraphie durchgeführt.

Wie erfolgt die Behandlung?

Bei einer Hypothyreose müssen Schilddrüsenhormon-Tabletten – meist zeitlebens – regelmäßig eingenommen werden. Es werden nur die fehlenden Hormonmengen ersetzt. Daher ist die Therapie für gewöhnlich sehr nebenwirkungsarm. Zur genauen Dosierung der Hormone und zur Kontrolle sind – in großen zeitlichen Abständen – Bestimmungen der Hormonkonzentrationen nötig. Bei rechtzeitiger Diagnose und ausreichender Behandlung kommt es zu einer Rückbildung von reversiblen Symptomen. Die Verlaufsprognose ist günstig.