Darmpolypen

         

Darmpolypen Darmpolypen sind Wucherungen der Darmschleimhaut, die in das Darmlumen hineinragen. Sie können gutartig oder bösartig sein. Die Schleimhautwucherungen nehmen verschiedenartige Gestalt (gestielt, breitnasig, tailliert) an, treten einzeln oder in großer Anzahl auf und sind unterschiedlich groß. Je größer der Polyp, desto größer ist das Risiko, dass er bösartig ist oder eine Krebsvorstufe darstellt.

Man unterscheidet die Wucherungen auch aufgrund ihrer Gewebszusammensetzung. Dabei stellen die sogenannten Adenome zahlenmäßig den größten Anteil der Darmpolypen dar. Sie bestehen vor allem aus Drüsenzellen der Dickdarmschleimhaut. Diese Darmpolypen sind in der Lage sich zu Vorstufen von Dickdarmkrebs zu entwickeln.

Manche Polypenerkrankungen, wie beispielsweise die familiäre Polyposis oder das Gardner-Syndrom, sind erblich bedingt. Diese Erkrankungen treten selten auf. Bei erblich bedingten Darmpolypen ist das Risiko jedoch besonders hoch, an Dickdarmkrebs zu erkranken.

Etwa zehn Prozent der Bevölkerung haben Darmpolypen. Am häufigsten kommen die Darmpolypen im Dick- und Enddarm vor. Mit steigendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass sie sich entwickeln.

Ursache

Die genauen Entstehungsursachen sind nicht bekannt. Es wird angenommen, dass die Ernährung und sonstige Umweltbedingung Einfluss ausüben. Dabei scheint eine Ernährung, bei der viel Fleisch und tierische Fette sowie wenig Pflanzenfasern verzehrt werden, die Entstehung der Polypen zu fördern.

Einige erblich bedingte Erkrankungen führen zu einer Vielzahl von Polypen im Darm. Bei der familiären Polyposis können im Dick- und Mastdarm bereits in der Kindheit oder im Jugendalter hundert oder mehr adenomatöse Polypen wachsen. Beim Gardner-Syndrom treten neben den Darmpolypen auch gutartige Tumoren in anderen Körperteilen, wie dem Schädel, Kiefer oder der Haut auf.

Symptome

Kleine Polypen verursachen meist keine Beschwerden. Sie werden vielmehr bei einer Darmspiegelung aus anderen medizinischen Gründen gefunden und entfernt.

Je größer die Polypen sind, desto eher treten Krankheitszeichen zutage. Dies können beispielsweise Blutungen aus dem Mastdarm sein. Ein großer Polyp führt mitunter zu Krämpfen, Bauchschmerzen oder sogar einem Darmverschluss. Spezielle große Polypen mit fingerähnlichen Ausstülpungen (villöse Adenome) bedingen Durchfälle oder schleimige Absonderungen. Eine Folge der Blutungen, auch von okkulten (= versteckten) Blutungen, kann eine Blutarmut (Anämie) sein.

Diagnose

Ein Hinweis auf die Schleimhautwucherungen ergibt sich aus der Krankengeschichte (familiäre Belastung). Auch ein positiver Hämokkulttest (verstecktes Blut im Kot) oder sichtbares Blut im Stuhl, das keinen infektiösen Hintergrund hat oder auf Hämorrhoiden zurückgeführt werden kann, deuten auf die Wucherungen hin.

Unter Umständen kann der behandelnde Mediziner die Polypen im Mastdarm tasten. Die meisten Darmpolypen befinden sich in diesem Darmabschnitt.

Gewissheit gibt eine Darmspiegelung, bei der der Darm genau inspiziert wird. Die Polypen können dabei gleich entfernt und anschließend feingeweblich untersucht werden. Ist diese Untersuchung aufgrund einer Verengung im Dickdarm nicht möglich, so wird nach einem Kontrastmitteleinlauf eine Röntgenaufnahme gemacht. Eine neuere Methode ist die virtuelle Koloskopie. Mithilfe dieser CT-Darmuntersuchung können die Polypen erkannt, jedoch nicht gleich entfernt werden. Die Untersuchung wird von manchen Patienten als nicht so belastend empfunden, wie die herkömmliche Koloskopie.

Behandlung

Die entfernten Polypen werden im Labor untersucht. Stellt sich dabei der Polyp als bösartig heraus, hängt die weitere Behandlung davon ab, ob es wahrscheinlich ist, dass sich die Erkrankung schon ausgebreitet hat. Ist das Risiko minimal, erfolgt keine weitere Behandlung. Hat sich der Krebs bereits bis in den Stil des Polypen ausgedehnt, wird der betreffende Darmabschnitt entfernt und der Darm wieder zusammengenäht. Konnte der Polyp endoskopisch nicht entfernt werden, so ist unter Umständen eine Bauchoperation notwendig.

Nach der Entfernung des Polypen werden mit dem behandelnden Mediziner weitere endoskopische Kontrolluntersuchungen vereinbart, da die Schleimhautgeschwülste immer wieder auftreten können.

Bei Patienten mit familiärer Polyposis lassen sich nicht alle Polypen abtragen. Hier wird empfohlen, den Dickdarm zu entfernen und den Dünndarm mit dem Afterschließmuskel zu verbinden. Eine normale Darmentleerung kann so weiterhin stattfinden.

Vorbeugung

Ab dem 50. Lebensjahr sollte einmal jährlich ein Test auf okkultes (= verstecktes) Blut gemacht werden. Finden sich Blutspuren, muss der Dickdarm endoskopisch betrachtet werden. Ab dem 55. Lebensjahr ist es empfehlenswert, den Dickdarm alle zehn Jahre endoskopisch untersuchen zu lassen. Sind in der Familie Darmkrebserkrankung aufgetreten, so werden diese Untersuchungen häufiger und früher empfohlen. Bei Familien mit einem genetisch bedingten häufigeren Auftreten von Polypen werden – neben den Vorsorgeuntersuchungen – auch genetische Tests und Beratungen angeboten.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008