Häufige Behauptungen und Fragen im Zusammenhang mit Impfungen

Soll man impfen oder nicht? Diese Frage wird hierzulande heftig diskutiert; denn in Deutschland hat jeder die Entscheidungsfreiheit, sich impfen zu lassen oder nicht. Eine Impfpflicht besteht nicht. Das Robert Koch-Institut hat zusammen mit dem Paul-Ehrlich-Institut die Einwände der Impfkritiker überprüft und Antworten dazu formuliert.

1. Einwand: Die Wirksamkeit von Impfungen ist nicht bewiesen

Aus rechtlicher Sicht dürfte es, wenn dieser Einwand richtig wäre, eigentlich gar keine kommerziell vertriebenen Impfstoffe geben. Laut Arzneimittelrecht werden nur Impfstoffe zugelassen, bei denen eine Wirkung auch nachgewiesen ist. Dazu müssen die Hersteller experimentelle und klinische Studien durchführen. Überprüft werden die wissenschaftlichen Beweise auf EU-Ebene durch die EMEA (europäische Arzneimittelbehörde) und in Deutschland durch das Paul-Ehrlich-Institut.

Noch überzeugender sind die Daten, die eine Zurückdrängung bestimmter Erkrankungen belegen, nachdem Impfstoffe routinemäßig eingesetzt wurden.

Anfang der 1960iger Jahre wurde die Schluckimpfung gegen Polio (= Poliomyelitis oder Kinderlähmung) eingeführt. 1961 erkrankten in der Bundesrepublik noch 4.700 Kinder an dieser gefährlichen Infektionserkrankung, 1965 reduzierte sich die Zahl bereits auf unter 50. Danach hat es in Deutschland keine Häufung von Erkrankungsfällen gegeben.

Einen ähnlich durchschlagenden Erfolg hatte die Einführung der Impfung gegen das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib-Impfung) im Jahre 1990. Genaues statistisches Zahlenmaterial aus der ehemaligen DDR belegt, dass es dort vor der Wiedervereinigung jeweils 100 bis 120 durch diesen Erreger bedingte gefährliche Hirnhautentzündungen bei Säuglingen und Kleinkindern gab. Nach der Einführung des Impfstoffs reduzierte sich die Erkrankungsanzahl schnell auf weniger als zehn pro Jahr.

2. Einwand: Die Krankheitserreger wurden bisher weder gesehen, isoliert, noch wurde ihre Existenz bewiesen

Ohne Erreger gibt es keine Impfung, lautet ein Gesetz der Mikrobiologie. Grundlage der Impfstoffe sind abgeschwächte und tote Krankheitskeime oder molekulare Bestandteile der Erreger. Bisweilen werden auch nahe verwandte Erregerstämme eingesetzt, um das Immunsystem für den Ernstfall – eine tatsächliche Infektion mit dem Wildtyp – vorzubereiten und zu trainieren.

Ohne genaues Wissen um die Krankheitskeime wäre keine gezielte Impfstoffentwicklung möglich gewesen.

Mithilfe der Elektronenmikroskopie ist zahlreiches Bildmaterial vorhanden, welches auch Viren detailliert darstellt. Außerdem ist heutzutage oftmals der genetische Code der Krankheitserreger bekannt.

3. Einwand: Impfungen schützen nicht dauerhaft und müssen ständig wiederholt werden

Wie oft eine Impfung wiederholt werden muss, um einen ausreichenden Impfschutz zu gewähren, ist je nach Impfung unterschiedlich.

Wird der Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln zweimal – wie im Kindesalter üblich – verimpft, ist davon auszugehen, dass der Immunschutz ein Leben lang anhält.

Bei den Standardimpfungen Tetanus, Diphtherie, Poliomyelitis und Keuchhusten besteht dieser lange Immunschutz nicht. Hier ist eine Auffrischimpfung alle fünf bis zehn Jahre nötig. Da Infektionen, wie bsp.Tetanus, auch bei Erwachsenen tödlich verlaufen können, kann man eine Auffrischimpfung alle zehn Jahre in Kauf nehmen. Übrigens ist es möglich, dass man an Tetanus, Diphtherie oder Keuchhusten mehrmals erkrankt. Nach überstandener Erkrankung besteht nicht zwangsläufig eine lebenslange Immunität.

Eine Impfung gegen die Grippe muss man sogar jährlich durchführen lassen, da die Erreger sich ständig verändern und eine neue Herausforderung für unser Immunsystem darstellen. Die Impfung hilft bei bestimmten Personengruppen (Senioren, chronisch Kranken), einen tödlichen Verlauf zu vermeiden.

4. Einwand: Die Krankheit bricht aus, obwohl man geimpft ist

Es ist wahr, dass keine Impfung 100 Prozent der Geimpften schützt. Aber die Impfung führt zu einer Reduktion der Erkrankungswahrscheinlichkeit.

So ist die Wirkung der Grippeimpfung unterschiedlich. Je nach Alter und Gesundheitszustand schützt die Impfung 50 bis 90 Prozent der Geimpften, wobei die Impfung bei älteren Menschen am schlechtesten anschlägt.

Auch sind für einen guten Immunschutz oft mehrere Impfungen (= Grundimmunisierung) notwendig. Wichtig ist es auch, die Auffrischimpfung immer rechtzeitig wahrzunehmen. Die Schutzwirkung tritt auch oft nicht immer sofort nach der Impfung ein, sondern erst nach einiger Zeit.

Manche Impfungen, wie die Tuberkuloseimpfung, verhindern die Krankheit nicht an sich, sondern nur ihre schlimmsten Komplikationen (Befall des ganzen Körpers und Gehirns).

5. Einwand: Durchgemachte Erkrankungen fördern die normale Entwicklung von Kindern und bieten einen besseren Schutz als eine Impfung

Wissenschaftliche Studien, die belegen, dass sich nicht geimpfte Kinder geistig und körperlich besser entwickeln als geimpfte Kinder, existieren nicht. Dies ist auch äußerst unwahrscheinlich. Die Impfungen richten sich nur gegen ein Duzend gefährliche Erreger. Das Immunsystem ist aber täglich mehreren Hundert Keimen ausgesetzt und muss sich mit ihnen beschäftigen.

Außerdem fordert eine Impfung das Immunsystem durchaus. Auch hier muss der Körper des Impflings aktiv Abwehrstoffe bilden.

Wie eine durchgemachte Erkrankung eine positive Reifung des Kindes bewirken kann, so kann eine Infektion ein Kind in seiner Entwicklung auch drastisch zurückwerfen, bleibende Schäden hinterlassen oder sogar zum Tod führen. Eine Impfung verhindert dies.

6. Einwand: Wir Eltern hatten diese Infektionskrankheiten auch und haben sie gut überstanden

Natürlich trifft es zu, dass viele Infektionserkrankungen folgenlos ausheilen. Jedoch darf man die sogenannten Kinderkrankheiten nicht als harmlos einstufen. Die Bezeichnung „Kinderkrankheiten“ sagt nur aus, dass die Infektionen vornehmlich im Kindesalter auftreten.

Gar nicht so harmlos sind die Masern: Bei einem von 1000 Infizierten tritt eine sogenannte Masern-Enzephalitis auf. Dabei handelt es sich um eine Gehirnentzündung, die bleibende Schäden hinterlassen kann oder sogar tödlich endet. Im Falle einer Impfung kommt es zu dieser schwerwiegenden Komplikation bei einem von einer Million Impflingen. Die Wahrscheinlichkeit ist also um den Faktor 1000 niedriger.

Fatale Folgen können auch die „Kinderkrankheiten“ Mumps und Röteln haben. Mumps kann bei Jungen zur Unfruchtbarkeit führen, Röteln der werdenden Mutter können beim Ungeborenen schwere Fehlbildungen bedingen. Diese Liste ließe sich beliebig fortführen.

Anzumerken ist auch, dass es die Möglichkeit einer Schutzimpfung für viele Krankheiten in der Kindheit der heutigen Eltern noch gar nicht gab.

7. Einwand: Ein Säugling erhält doch mit der Muttermilch auch Abwehrstoffe, dieser Schutz ist doch ausreichend

Tatsache ist, dass Schwangere über den Blutkreislauf Antikörper auf ihre ungeborenen Kinder übertragen. Mit der Muttermilch erhält der Säugling dann weitere Abwehrstoffe. Er verfügt über einen sogenannten Nestschutz. Die Antikörper werden aber abgebaut. Wird das Stillen beendet, fehlt den Kindern der Schutz.

Das Kind erhält auch nur die Antikörper gegen Krankheiten, welche die Mutter durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft wurde. Bei Keuchhusten fehlt der Nestschutz völlig, da das Immunsystem keine übertragbaren Antikörper bildet.

Auch ist bekannt, dass Frühgeborene einen schwächeren Nestschutz haben. Sie profitieren von zusätzlichen Impfungen.

Nestschutz und Impfung ergänzen sich auch positiv. Gestillte Kinder erkranken weniger häufig an einer Hirnhautentzündung durch das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b (Hib). Eine ergänzende Hib-Impfung führt zudem zu einer vermehrten Antikörperbildung gegen die Bakterien. Mithilfe der Impfung lassen sich die gefährlichen Krankheitskomplikationen fast gänzlich vermeiden.

8. Einwand: Der natürliche Schutz, den Mütter ihren neugeborenen Kindern mitgeben, ist bei geimpften Frauen schwächer

Dieser Einwand ist zutreffend für Masern, Mumps und Röteln. Eine Impfung stimuliert das Immunsystem der Mütter nicht so stark wie eine Infektion mit dem Wildvirus. Bei den Babys können dementsprechend weniger mütterliche Antikörper gegen diese Erkrankungen festgestellt werden. Aus diesem Grund führen Kinderärzte die Impfungen gegen diese Erkrankungen etwas früher durch als noch vor zwei Jahrzehnten.

Demgegenüber besteht bei Müttern, welche einen Impfschutz gegen Tetanus und Diphtherie haben, auch ein Nestschutz bei ihren Kindern. Neugeborene von Müttern, welche die Erkrankung durchgemacht haben, verfügen über keine nachweisbaren Nestschutz.

Der Nestschutz ist bei manchen Erkrankungen auch gar nicht vorhanden, unabhängig davon, ob die Mütter geimpft wurden oder die Erkrankung durchgemacht haben. Dies ist beispielsweise bei Keuchhusten der Fall. Die häufigsten Infektionsquellen für diese Erkrankungen sind nahe Bezugspersonen. Es wird daher empfohlen, dass sich diese vor der Geburt des neuen Erdenbürgers impfen lassen.

9. Einwand: Früh verabreichte Impfungen setzen Kinder vermeidbaren Risiken aus

Bei bestimmten Infektionen ist der Krankheitsverlauf bei jungen Kindern deutlich schlimmer als bei älteren. Dies ist der wesentliche Grund, warum Säuglinge bereits ab dem vollendeten 2. Lebensmonat geimpft werden. Typische Beispiele dafür stellen die Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae sowie Keuchhusten dar.

Ist das Kind jünger als ein halbes Jahr, so kommt es bei Keuchhusten in einem Viertel der Erkrankungsfälle zu schwerwiegenden Komplikationen, wie einer Lungenentzündung oder Atemstillständen. Nach dem sechsten Lebensmonat sinkt die Komplikationsrate auf circa fünf Prozent. Daraus folgt, dass vor allem junge Säuglinge von dem Impfschutz profitieren.

Es gibt auch keine Belege dafür, dass Säuglinge Impfungen prinzipiell schlechter vertragen als ältere Kinder. Bei Frühgeborenen (vor der 32. Schwangerschaftswoche) sollten aber – nach bestimmten Impfungen – die Herz- und Lungenfunktion besonders überwacht werden, um auf Komplikationen sofort reagieren zu können. Allerdings sind Frühgeborene auch anfälliger für Infektionen.

Bei weitem nicht alle Impfstoffe werden bereits im Säuglingsalter geimpft. Die Masern-Mumps-Röteln-Impfung und die Meningokokkenimpfung (gegen Hirnhautentzündung) erfolgen erst um das 1. Lebensjahr.

10. Einwand: Durch die Mehrfachimpfstoffe und die große Anzahl der Impfungen wird das Immunsystem der kleinen Kinder überfordert

Heutzutage wird gegen mehr Erreger geimpft als früher. Dennoch ist die Anzahl der Komponenten in Impfstoffen drastisch zurückgegangen. Mit Komponenten meint man molekulare Fremdstoffe oder Antigene – meist Eiweißstoffe – mit denen sich das Immunsystem auseinandersetzen muss. So enthielt allein der alte Keuchhustenimpfstoff ungefähr 3.000 Antigene. In allen Schutzimpfungen zusammengefasst sind es heutzutage nur noch circa 150.

Dies liegt daran, dass die modernen Impfstoffe heutzutage hoch gereinigt sind und oft nur noch einzelne Bestandteile der Erreger enthalten.

Das kindliche Immunsystem muss sich Tag täglich mit einer weitaus größeren Anzahl an Fremdmolekülen auseinandersetzen, als dies bei Impfungen der Fall ist.

Zudem gibt es keine Hinweise darauf, dass Kombinationsimpfstoffe das Immunsystem überfordern würden. Vielmehr ist bekannt, dass bestimmte Komponenten als Bestandteil eines Kombinationsimpfstoffes das Immunsystem weniger stark stimulieren, als wenn sie allein verabreicht würden. Deshalb können manchmal vier statt drei Impfdosen nötig sein. Kombinationsimpfstoffe reduzieren aber insgesamt die Anzahl der Impfungen.

Häufig wird auch Kritik an dem Sechsfachimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio, Haemophilus influenzae und Hepatitis B laut. Mit Hepatitis B steckt man sich vorwiegend beim Geschlechtsverkehr an, wobei dies nicht der einzige Infektionsweg ist. Impfkritiker wenden ein, dass man daher nicht schon bei Säuglingen und Kleinkindern impfen muss. Dem entgegenzuhalten ist, dass – falls eine Infektion stattfindet – diese bei Säuglingen meist schwer verläuft und fast immer chronisch wird. Zudem besteht bei Jugendlichen, welche die Impfung bräuchten, die geringste Impfbereitschaft. Mit einer Impfung im Kindesalter ist diese Personengruppe – trotz Impfmüdigkeit – geschützt.

11. Einwand: Impfungen führen zu Erkrankungen, gegen die sie eigentlich schützen sollen

Bestimmte Impfstoffe können zu krankheitsähnlichen Symptomen führen. Bekannt sind die sogenannten „Impfmasern“, ein kurz anhaltender Ausschlag nach einer Masern-Impfung. Der Masern-Impfstoff enthält noch lebende, aber abgeschwächte Viren. Bei fünf Prozent der Impflinge kann daher dieser Ausschlag beobachtet werden; gefährliche Komplikationen der Infektionskrankheit – wie eine Lungen- oder Mittelohrentzündung – treten jedoch nicht auf.

Die gefürchtete Gehirn-Entzündung stellt bei einer Impfung eine Rarität dar. Bei einer Million geimpften Menschen tritt sie einmal auf. Bei einer Infektion mit dem Wildvirus erkrankt jeder 1.000.

In der Vergangenheit verursachte die Schluckimpfung gegen Polio  jedes Jahr ein paar Fälle an Impfpolio, da es sich auch um einen Lebendimpstoff handelte. Sei 1998 ist auch diese Gefahr gebannt, da der seitdem verwendete Totimpstoff, der gespritzt werden muss, Polio nicht mehr auslösen kann.

Daneben gibt es nach Impfungen auch noch Impfreaktionen in Form von leichtem Fieber, Übelkeit und Schläfrigkeit, die nach kurzer Zeit abklingen. Ebenfalls in diese Kategorie fallen Rötungen, Schmerzen und Schwellungen an der Impfstelle. Mit der Krankheit, gegen die geimpft wird, haben sie nichts zu tun.

12. Einwand: Impfungen unterstützen die Ausbildung von Allergien

Unumstößlich ist die Tatsache, dass es heutzutage mehr Impfungen gibt und auch mehr Allergien. Ob es dafür einen kausalen Zusammenhang gibt, ist nicht belegt. Der ursächliche Zusammenhang konnte bisher bei keiner Studie erbracht werden.

Der Einwand wird eher aus Studien aus der eigenen Geschichte entkräftet. In der ehemaligen DDR bestand eine gesetzliche Impfpflicht und fast alle Kinder wurden auch geimpft, jedoch gab es kaum Allergien. Diese traten erst nach der Wende stärker auf, während gleichzeitig die Impfraten sanken.

13. Einwand: Die Nebenwirkungen und Risiken von Impfungen sind unkalkulierbar.

Immer wieder geistern Meldungen durch die Presse, die Impfungen mit bestimmten Krankheiten (Autismus, Diabetes, Multiple Sklerose) in Verbindung bringen. Ein Nachweis dafür wurde bis jetzt aber noch nicht erbracht.

Beispielsweise behauptete eine Gruppe englischer Wissenschaftler, dass die Masern-Mumps-Röteln-Impfung Autismus begünstige. Mehrere Untersuchungen entkräfteten diese Behauptungen; die Mehrheit der Wissenschaftler zogen ihre Interpretationen offiziell zurück.

Allerdings wird auch nicht daran gezweifelt, dass Impfungen Nebenwirkungen haben können. So kam es im Jahr 2005 zu etwa drei Verdachtsfällen auf 100.000 verkaufte Impfdosen (1.400 vermutete Impfkomplikationen auf 44 Millionen Impfdosen) bei. Eine genaue Analyse der gemeldeten Komplikationen durch das Paul-Ehrlich-Institut ergab, dass knapp ein Drittel der Fälle in keinem ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung stand und ein großer Teil der angegebenen Komplikationen nur vorübergehend auftraten (bsp. hohes Fieber). Bei fünf geimpften Personen wurde eine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung gemeldet, die möglicherweise von der Impfung ausgelöst worden war. Auch im Falle des Todes eines Erwachsenen nach einer Impfung ließ sich ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung nicht ausschließen.

14. Einwand: In den Impfstoffen sind gefährliche Chemikalien enthalten, mit denen die Kinder wissentlich vergiftet werden

Einige Impfstoffe beinhalten Aluminium, Formaldehyd, Phenol oder Quecksilber. Allerdings sind die enthaltenen Konzentrationen so gering, dass sie unter den toxikologischen Grenzwerten liegen.

Die Substanzen dienen beispielsweise dazu, die Immunantwort zu verstärken (Aluminiumhydroxid), die Impfstoffe haltbarer zu machen (Phenol) oder Impfviren abzutöten (Formaldehyd).

Vor einigen Jahren brachten zwei amerikanische Mediziner die steigende Zahl von Autismusfällen mit dem quecksilberhaltigen Konservierungsmittel Thiomersal in Zusammenhang. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation), die EMEA (europäische Arzneimittelbehörde) und das US-amerikanische „Institute of Medicine“ kamen unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass anhand der verfügbaren Studien kein solcher Zusammenhang besteht.

Dennoch hat die Pharmaindustrie auf diese Vorwürfe reagiert. Derzeit sind für alle empfohlenen Impfungen quecksilberfreie Impfstoffe verfügbar.

15. Einwand: Bei der Impfstoffherstellung können Verunreinigungen auftreten, die für Erkrankungen wie AIDS und BSE verantwortlich sind

Es stimmt, dass bei der Anzucht mancher Impfviren das Serum von Kälbern als Nährmedium notwendig ist. Aber es kommen dabei nur zertifizierte Produkte aus BSE-freien Ländern wie Neuseeland zum Einsatz.

Ebenfalls streng sind die Kontrollen für sogenanntes Humanalbumin, bestimmte Eiweißbestandteile, die aus dem Plasma von Blutspendern stammen. Sie werden in manchen Fällen zur Stabilisierung und Haltbarmachung von Lebendimpfstoffen verwendet. Damit HIV oder Hepatitisviren nicht übertragen werden können, werden die Plasmaprodukte systematisch auf die Viren getestet. Außerdem werden evtl. unentdeckte Viren im weiteren Herstellungsverlauf mit bestimmten Verfahren abgetötet.

16. Einwand: Es gibt Mediziner, die vom Impfen abraten

Nur wenige Ärzte raten generell vom Impfen ab. Es finden sich in der Ärzteschaft aber auch manche, die eine kritische Haltung gegenüber bestimmten Impfungen einnehmen. Die Gründe dafür können unterschiedlichster Natur sein.

Eine alternativmedizinische Ausrichtung verbietet nicht generell Impfungen. Bei einer Befragung von über 200 homöopathisch orientierten Ärzten, die von Freiburger Forschern durchgeführt wurde, wurde festgestellt, dass auch diese Gruppe von Ärzten die „klassischen“ Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Polio fast genauso oft verabreichten wie ihre schulmedizinisch ausgerichteten Kollegen. Bei anderen Impfungen waren die Homöopathen allerdings zurückhaltender.

In einer Stellungnahme aus dem Jahr 2002 hob der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) hervor, dass eine Diskussion über den Nutzen und Nachteil von Impfungen völlig legitim sei und die Entscheidung dafür oder dagegen individuell getroffen werden müsse.

Gleichzeitig bekräftigt dieselbe Ärztevereinigung die Bedeutung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut. Deren Empfehlungen seien „ sorgfältig erwogen und berücksichtigen den aktuellen Stand des Wissens mit der Absicht, das Auftreten vieler Infektionserkrankungen grundsätzlich zu verhindern.“

17. Einwand: Die meisten Erkrankungen, gegen die geimpft wird, kommen in Deutschland gar nicht mehr vor.

Infektionen, wie Polio oder Diphtherie, sind in Deutschland eine Seltenheit geworden. Zurückzuführen ist dies auf umfassende Impfprogramme. Abfallende Impfquoten bergen die Gefahr neuer Epidemien.

Dies zeigt beispielsweise das Auftreten von Polio in niederländischen Gemeinden in den Jahren 1978 und 1992. In diesen Orten wurde wegen religiöser Vorbehalte nicht geimpft. Bei der ersten Epidemie kam es zu 110 Erkrankungsfällen, bei der zweiten zu 71.

Dramatischer waren die Diphtherie-Epidemien in den 1990er Jahren in Russland und seinen Nachfolgestaaten, wo aufgrund sinkender Impfraten über 150 000 Menschen erkrankten und mehr als 6.000 den Tod fanden.

Im Zuge solcher Epidemien können durch den internationalen Reiseverkehr auch Infektionen aus anderen Ländern eingeschleppt werden. So tritt Polio immer noch in Ägypten und Indien auf, durchaus beliebten Reiseländern.

Auch Masernepidemien treten in Deutschland immer wieder auf (2006 in Nordrhein-Westfalen). Außerdem sind Infektionen mit dem Hepatitis B-Virus keine Seltenheit. Auch Pneumokokken, die schwere systemische Entzündungen (= den ganzen Organismus betreffend) verursachen, sind in der Bevölkerung ständig vorhanden. Die Impfempfehlung gegen diese Bakterienart hat zu einer Halbierung der Klinikeinweisungen geführt.

Eine völlig neue Form von Impfstoff wird seit 2007 empfohlen. Die sogenannte HPV-Impfung richtet sich gegen bestimmte Typen von Papillomaviren. Sie werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und können bei Mädchen im späteren Leben Gebärmutterhalskrebs auslösen. Ein Großteil der Erkrankungsfälle kann durch die neuen Impfstoffe verhindert werden.

18. Einwand: Impfungen sind nicht nötig, da die Erkrankungen beispielsweise mit Antibiotika behandelt werden können.

Heutzutage sind die Behandlungsmöglichkeiten natürlich breiter gefächert als früher, aber sie sind auch nicht allumfassend. Bei viral bedingten Erkrankungen existieren nur in seltenen Fällen Medikamente. Antibiotika sind gegen Viren nicht wirksam. Auch einige bakterielle Erkrankungen sind schwierig zu behandeln. So können bestimmte Infektionen (Tetanus, Keuchhusten, Hirnhautentzündung) selbst bei bester medizinischer Betreuung tödlich verlaufen oder bleibende Schäden hinterlassen.

Impfungen und Therapie schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich.

Bisweilen kann eine Impfung eine Infektion nicht gänzlich abwehren, sondern nur ihre schlimmsten Ausprägungen verhindern.

19. Einwand: Die Erkrankungen sind rückläufig aufgrund der verbesserten Hygiene und Ernährung und haben ursächlich nichts mit Impfungen zu tun.

Eine verbesserte Hygiene und gute Ernährung tragen natürlich zur Vermeidung von bestimmten Infektionserkrankungen bei. Sauberes Trinkwasser und gute Handhygiene sind die Grundvoraussetzung, um Hepatitis A, Typhus oder Cholera zu vermeiden.

Pauschal kann der Einwand aber so nicht gelten. Manche Erreger haben als einziges Reservoir nur den menschlichen Körper (Masern-, Hepatitis B- und Polioviren) und werden auch nur von Mensch zu Mensch weitergegeben (Anniesen, Sexualkontakte).

Es ist richtig, dass Masernerkrankungen bei unterernährten Kindern besonders schlimm verlaufen. Die Ansteckungswahrscheinlichkeit hängt aber direkt von der Impfquote ab. Wären 95 Prozent der Kinder geimpft, so ließen sich die Masern ausrotten.

So gilt heute der südamerikanische Halbkontinent dank einer konsequenten Impfpolitik als masernfrei. In Schwarzafrika, Indien und Südostasien stellt diese Infektionskrankheit immer noch eine der häufigeren Todesursachen dar.

Ein langfristiges Ziel der WHO ist die weltweite Eliminierung der Erkrankung.

20. Einwand: Mit Impfungen will die Pharmaindustrie nur Geschäfte machen

Das Ziel aller Unternehmen ist es, mit ihren Produkten Geld zu verdienen. Weitaus höher dürfte die Gewinnspanne allerdings beispielsweise bei Medikamenten für chronisch Kranke sein, die über Jahre eingenommen werden müssen, als für Impfungen, die nur einige Male gegeben werden.

Den Gewinnen der Pharmaindustrie stehen auch enorme Einsparungen gegenüber. So wurden in den alten Bundesländern zur Zeiten der Schluckimpfung für jede Mark, welche in diese Impfung investiert wurde, 90 Mark an Therapie- und Rehakosten gespart.

Die heutige Impfung gegen Keuchhusten senkt die direkten Behandlungskosten jährlich um mehr als 200 Millionen Euro. Die Impfung gegen Hepatitis B entlastet – trotz anfänglicher Zusatzkosten – langfristig das Gesundheitssystem.

Quelle: rki.de

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 30.10.2009