Makroangiopathien

Makroangiopathien sind krankhafte Gefäßveränderungen, an den großen und größeren Arterien des Körpers. Eiweiß- und Fettmoleküle lagern sich an den Gefäßinnenwänden ab und behindern zunehmend den Blutfluss. Die Krankheit ist auch allgemein bekannt als „Arterienverkalkung“. Mit zunehmendem Alter tritt die Erkrankung auch bei Nicht-Diabetikern auf. Die wesentlichen Krankheitsbilder der Makroangiopathie sind die koronare Herzkrankheit (KHK) und der Herzinfarkt, die arterielle Verschlusskrankheit in den Beinen und der Schlaganfall.

Das Besondere bei Diabetikern ist, dass Makroangiopathien bereits in einem frühen Lebensalter in Erscheinung treten, rasch voranschreiten und bevorzugt an den Herzgefäßen zu finden sind. Zudem treten bei Diabetikern noch verstärkt Defekte der autonomen Nervenfunktionen am Herzen auf. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer kardiovaskulären autonomen diabetischen Neuropathie (KADN). Sie kann zu Herzfrequenzsteigerungen und Herzrhythmusstörungen führen. Weitere Auswirkungen sind eine verminderte Schmerzwahrnehmung, wodurch vermehrt stumme Myokardischämien (Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße) und stumme Herzinfarkte auftreten können. Das Leitsymptom des Herzinfarkts – die anhaltenden Angina-pectorisSchmerzen – fehlt oder ist nicht stark ausgeprägt.

Am häufigsten sterben Diabetiker an den Folgen der Gefäßveränderungen am Herzen. Ihre kardiovaskuläre (= Herzgefäße betreffende) Erkrankungsrate ist überproportional hoch. Dies gilt sowohl für Typ-1-Diabetiker als auch für Typ-2-Diabetiker. Veränderungen im EKG treten bei ihnen auch doppelt so häufig auf als in der Normalbevölkerung. Im Vergleich zu Nicht-Diabetikern zeigen männliche Diabetes-Patienten ein 1,5 bis 2,5mal und Diabetikerinnen ein 4mal höheres Risiko an einer koronaren Herzkrankheit zu versterben. Normalerweise haben Frauen im gebärfähigen Alter (weibliche Hormone!) gegenüber Männern einen relativen Schutz in Bezug auf das Auftreten der koronaren Herzkrankheit. Dieser ist bei Diabetikerinnen aufgehoben.

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel bedingt noch nicht allein eine koronare Herzkrankheit. Auch für Diabetiker sind weitere Risikofaktoren für das Auftreten der koronaren Herzkrankheit ausschlaggebend (siehe auch Metabolisches Syndrom). Dazu zählen in erster Linie: Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, erhöhte Gerinnungsbereitschaft und das Rauchen. Für Diabetiker gilt in erhöhtem Maß, dass jedes dieser Risiken möglichst aggressiv beseitigt werden muss. Wichtig ist also: die optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels, der Abbau von Übergewicht, eventuell die Verordnung von Lipidsenkern, Antihypertensiva (blutdrucksenkenden Mitteln) und Blutverdünnern (Thrombozytenfunktionshemmern) sowie der Verzicht auf das Rauchen.

Um schweren Schädigungen vorzubeugen sind regelmäßige jährliche Kontrollen beim Arzt notwendig. Wichtig sind hier:

  • Das Aufdecken und die Behandlung der individuellen Risikofaktoren für eine Makroangiopathie. Das Patientengespräch und die Blutprobe liefern hier wichtige Hinweise.
  • Körperliche Untersuchung mit Kontrolle der peripheren Durchblutung an den Beinen (Fußpuls, Tasten der Fußarterien, usw).
  • Herzuntersuchungen (bsp. Ruhe-EKG, ev. Belastungs-EKG, Echokardiographie, weiterführende Untersuchungen).